Die Saison 2017/18 war für die Bezirksliga-Handballer des Moerser SC wahrlich ein annus horribilis.
Eine verkorkste Vorbereitung, der zwangsläufige Fehlstart in der Liga und die plötzliche, schwere Krankheit des Trainers Klaus Pannenbecker führten früh zu Frustration und Führungsschwäche. Ein ganzer Pluspunkt (da haben wir’s denen aber gegeben!) bis zur Winterpause spiegelte auch den inneren Zustand der Mannschaft wieder.
Dass das Team die Saison dennoch mit 15:25 Punkten auf einem versöhnlichen 8. Platz beendete, lag vor allem am beständigen Engagement einiger Führungsspieler und Interimscoach Didi Beiersdorf, der sich darauf verstand, einen Misthaufen wenigstens optisch wieder hübsch herzurichten.
Doch der Zeitpunkt des Aufschwungs kam zu spät. Angrenzende Vereine wilderten wie Zahnärzte in Kenia, beanspruchten die vermeintlichen Alphatiere für sich. Der Verein stand vor einem erneuten Exodus, überlegte sogar kurzfristig, den Ligaplatz zur neuen Spielzeit aufzugeben.
Im Mai blieb das ernüchternde Fazit: Sch… Saison, Spieler weg, die Stimmung tiefer im Keller als das politische Diskursniveau in sozialen Medien.
Immerhin ist Klaus wieder wohlauf (unter’m Strich das wichtigste!) und trainiert künftig ein Damenteam (wohl besser so). Didi war, ist und bleibt ein geiler Typ und jetzt schauen wir mal, wer überhaupt übrig blieb…
Da waren es nur noch fünf vier
Gerade noch rechtzeitig präsentierte der Verein kurz nach dem Ende der Saison in Franco Drömer einen neuen Übungsleiter. Die Mission: den frisch abgerissenen Altbau der 1. Mannschaft auf wackeligem Fundament neu aufzubauen, teilweise mit Spielerpersonal von fragwürdiger Qualifizierung. Viel Erfolg dann auch…
Ganze vier Spieler waren zu faul oder zu langsam, die Beine in die Hand zu nehmen und wegzulaufen. Auch eine Qualität, für die wir dankbar sein müssen. Es sollten eigentlich fünf sein, aber ein gewisser Akteur ist zwischendrin auf einem Trip hängen geblieben oder mit dem Mofa erneut vom rechten Weg abgekommen.
Hätten wir also schon einmal Florian Vanek, Niklas van Lunzen, Oppa Knapp und Victor Wendorff.
Dazu sichtete Neutrainer Franco willige Akteure der Kreisliga-Reserve: Jeder, der in den frühen Vorbereitungswochen mehr als einmal zum Training erschien, durfte zwischen der roten und blauen Pille wählen. Hintern in den Gegenwind hängen oder Entlassung in die Wildnis. Klare Kante.
So stießen nach und nach Helge Gebel, Lukas Panitz und die Gebrüder Kolassa zum Kader. Eine Mischung aus Bestandsqualität und unendlichem Potential.
Hilfe von außen
Auch externe Neuzugänge klopften glücklicherweise an und wurden sofort in der Kabine eingeschlossen: Philip Ernst zog es aus Aachen beruflich nach Moers, er quasselte sich sofort in unsere Herzen und gestressten Gehörgänge. Lars Reimann (MTV Dinslaken) ist ein echtes Goldstückchen und trainiert ebenfalls unsere neue C-Jugend. Die schwarze Rose Kevin Kanschat (MTV Dinlaken) traf bei der Suche nach einem Neuanfang auf offene, tolerante Mitmenschen und Jan Odenbach (Alpen/Rheinberg) wollte es nach einer längeren sportlichen Schaffenspause auch noch einmal wissen, sitzt aber zunächst einmal nur als Ruhepol auf der Bank. Der Knieknorpel hatte leider andere Pläne.
Den großen Knuddelbär Henning haben wir im Übrigen auch nicht vergessen. Wenn er nach seinem Kreuzbandriss aus der vergangenen Spielzeit ein Comeback starten sollte, wird der bionische Bringsken einfach als Neuzugang vorgestellt. Nachwuchstalent Tobias Tamse ist zudem zeitlich derart eingespannt und angespannt (Rücken!), dass er nur ab und an mal vorbei schaut, Hallo sagt und eher nur als Nachhilfelehrer im Training fungiert.
Und die Torhüter? Nun, äh…, muss. Also doppelt reaktiviert. Fitnesspapst Henrik Reim brauchte nur wenige Wochen, um seine alten Reflexe abzustauben und auf Hochglanz zu polieren. Und wenn der fesche Jungbulle mal nicht zur Verfügung steht, dann weht der frische Wind von Gammelfleisch durch den Torraum. Ihr wisst schon (würg).
Was diese hastig zusammen geklaubte Truppe in der Vorbereitung anstellte, wie die Testspiele liefen und was das für die neue, am kommenden Wochenende beginnende Spielzeit heißt, das lesen Sie im zweiten Teil.
Spoiler: In dieser zusammen geklöppelten Mischung steckt schon mehr Mannschaft als in anderen, vergangenen Konstellationen. Dieses Team lässt sich erstmal nicht an Resultaten, sondern an der Stimmung messen. Und die ist schon mal ziemlich gut…
Text: salz
Foto: van Lunzen
Montage: Drömer