Sie waren beharrlich. Sie haben sich belohnt. Sie waren auf dem Weg, konstantere Leistungen, ansehnliche Spiele und Punkte zu liefern. Und nun sind die Bezirksliga-Handballer des Moerser SC mal wieder kurz vom Aussterben bedroht.
Dingden sollte doch eigentlich die Wende sein.
Gut, in der Woche zuvor gab es gegen Borkener Bollerköppe noch mal richtig auf die Ohren. Flotte 36 Gegentore, Krisengebiet Torraum. Kein fließend Wasser und Einschläge von allen Seiten.
Doch in der zweiten Novemberwoche sollte der ersehnte Durchbruch gelingen. Nach wochenlangem Gegurke fanden die Jungs jenes Mantra wieder, das sie bereits durch die positiven Momente der Vorbereitung getragen hatte. Es muss nicht alles funktionieren, solange der Einsatz stimmt.
Und der Einsatz in Dingden stimmte zu 100 Prozent. Den bis dahin ungeschlagenen Tabellenführer brachten wir an den Rand einer Niederlage. Nicht mit einem technischen Feuerwerk, sondern mit den Grundtugenden aus der Zeit, als der Ball noch schwarzweiß war.
Die Deckung ackerte außerhalb ihrer Komfortzone, bis zum 20:21 schoben wir den Tabellenführer an den Rand einer Niederlage. Am Ende fehlte die Substanz (24:30), aber es fühlte sich endlich mal wieder nach einem richtigen Match an.
Und tatsächlich: am folgenden Spieltag fiel (fast) der erste Heimsieg der Saison. Gegen Schermbeck 2 brannte das Team, für seine Verhältnisse wohlgemerkt, ein wahres Offensivfeuerwerk ab. 60 Minuten Tempo, 29 eigene Treffer, sogar mit einer Führung (ja, das geht!) in die Halbzeit gegangen.
Nur zu blöd, dass bei allem Hurra-Stil dieses Mal die Abwehr vergessen wurde. Wenn der Gegner schon keine Rückraumschützen im Gepäck hat, sind wir halt zuvorkommend und machen den Kreis frei.
Trotz allen wäre ein Punkt möglich und verdient gewesen. Doch anstatt den blitzfreien Außen anzuspielen, sprang der kleine Lukas wie ein Dobermann mit Hormonstörungen lieber den Gegner über den Haufen. Stürmerfoul bei 59:55, es blieb bei der 29:30-Niederlage.
Die Belohnung für die wieder gefundene Beharrlichkeit und den unbestrittenen Willen sollte aber nicht mehr lange auf sich warten lassen. Ausgerechnet bei unseren alten Rübenfreunden (jetzt neu mit psychotropischer Hallenbepinselung!) sollte der zweite Saisonsieg fallen.
Im unerschütterlichen Glauben an selten gezeigte Fähigktein zeigten wir mal so etwas wie eine Komplexleistung. Offensive, Defensive und Torhüter stimmten ihre hellen und dunklen Momente aufeinander ab. Es sprang immer eine Abteilung ein, wenn die nächste ein Nickerchen hielt.
So blieben wir stets auf Augenhöhe, unterbanden effektiv das Konterspiel der HSG Hal/Meh/Is/CoKG. Nach der Pause gelangen die besten 15 Minuten der gesamten Saison. Sechs Tore Vorsprung herausgeworfen (24:18, 46. Minute), einfach mal alles richtig gemacht. Aber auch kein Wunder, dass es kurz darauf schon wieder Unentschieden stand.
In der mehr als hektischen Schlussphase behielten wir … keine Übersicht. Die Rüben zeigten sich aber gleichfalls irritiert, so dass der berüchtigte Rückraum-Keuler Viktor in Unterzahl (und angezeigtem Passivspiel) zum 29:28-Endstand einnetzte. Endlich! Und wenn man die Wochen zuvor mit einbezieht, auch mehr als verdient.
Das sollte nun doch die endgültige Wende sein. Zu grüneren Ufern, saftigeren Weiden und einem Tabellenstand, für den man sich nicht mehr schämen muss.
Doch das Ende des Kalenderjahres droht eher trist zu werden. In den letzten zwei Wochen haben wir eine kritische Masse an Verletzten erreicht. Bänderrisse, Fingerbrüche, explodierte Kniescheiben und allgemeines Unwohlsein.
Schon gegen Xanten traten wir ohne fünf Spieler an, während der 18:33-Niederlage kippte ein weiterer aus den Sohlen.
Entsprechend ereignislos verlief die Partie. Entsprechend ärgerlich ist es, dass wir das zuvor erarbeitete Niveau einfach nicht bestätigen konnten.
Auch die letzte Begegnung des Kalenderjahres (Sonntag in Hiesfeld) wird vor diesem Hintergrund zur vergebenen Mühe der verbliebenen Aufrechten. Doch wir wissen jetzt, dass das Team mit dem Rest der Liga mithalten kann, wenn alle weiterhin zusammen halten. Und ab Januar auch wieder alles daran setzen wird, Erfolge einzufahren.
Das Wichtigste: Die Einstellung der Mannschaft ist jede Woche tadellos und hat allen Respekt verdient. Und das ist auf diesem Niveau auch viel wert.
Text: salz
Fotos: van Lunzen