Keine überhöhten Erwartungen. Keine großen Reden. In der kommenden Spielzeit geht es für eine in der gründlichen Neusortierung befindliche Bezirksliga-Mannschaft des Moerser SC zunächst darum, ihre sportliche Identität zu finden. Und mit gemeinschaftlicher Anstrengung den Klassenerhalt zu sichern.
Deswegen ist es auch müßig, umfassend auf die Vorsaison zu schauen. Diese fing wie häufig viel versprechend an, verflachte dann zusehends und endete im breiten Mittelfeld. Das übliche Muster. Und ja, es knirschte im Fundament, die Stagnation im sportlichen Alltag machte niemanden wirklich glücklich.
Doch nach der Saison folgten wirre Wochen. Spieler diskutierten und trainierten zunächst noch mit. Doch anstatt eine Evolution von innen zu begleiten und die Zukunft mitzugestalten, verließ einer nach dem anderen in kurzer Folge den Verein. Ein ziemliches Rumgeeier, unangenehme Situation.
Sei es drum. Den Abgängern zum VfB Homberg wünsche ich jedenfalls alles erdenklich Gute, dem Rest wünsche ich auch was.
Damit waren nun die Fakten geschaffen. Neben den verbliebenen starken Wurzeln des Teams und den feststehenden Neuzugängen Victor Wendorff (3. Mannschaft), Christoph und Tobias Vook (reaktiviert) musste frisches Personal her. Über den Sommer kamen Louis von Twickel, Amar Mačak, Jordan Tenholt, Lukas Panitz und Niklas van Lunzen hinzu. Keine Resterampe, aber auch keine Namen wie Donnerhall. Kann ja noch werden.
Die Crux: Durch Studium, Fortbildung und sonstige individuelle Verpflichtungen muss Trainer Klaus Pannenbecker Woche für Woche mit neuen Spielerkonstellationen rechnen, mittelfristige Planung ist unmöglich.
Denn es kristallisierte sich bereits in der Vorbereitung heraus, dass wir mit dem harten, verlässlichen Kernkollektiv genau eine erste Sieben aufs Parkett bringen können. Die Speerspitze bilden dabei Florian Vanek (Tormaschine) und Henk Süßer (Abwehrchef), die sich auch das Kapitänsamt teilen. Der Rest der Spieler wird sich stets anders, stets neu zusammen finden. Auch Leihgaben aus der Kreisliga-Reserve dürften keine Seltenheit sein.
Da sind in der Meisterschaft Improvisation, Geduld und eine positive Grundeinstellung von allen Beteiligten gefordert. Es wird unschöne Wochenenden geben, aber es wird sich manches Mal auch fügen. Die Zeit der Selbstverständlichkeiten ist vorbei, das jeweilige Spieltagskollektiv muss sich stets neu bilden. Schon die Testspiele zeigten, dass eine ganze Bandbreite an Leistungen in der Bande steckt, befremdliche wie auch beeindruckende.
Besonders positiv ist bislang auch die Bereitschaft zu sehen, mit der die erfahrenen Spieler ihre unbewanderten Nebenleute unterstützen, auf und neben dem Feld. Das ist gemeinsame Arbeit an der Verbesserung, auch wenn die Lernkurve so individuell ist wie die Charaktere.
Was können wir von dieser Spielzeit erwarten? Nichts. Die Mannschaft wird überraschen, enttäuschen, mal brennen und mal bröckeln. Und das alles vielleicht auch mal komprimiert in einer Halbzeit.
An den ersten Spieltagen werden wir sehen, wir die Liga-Konkurrenz für die Saison aufgestellt ist. Und dann mal schauen. Das MSC-Auftaktprogramm ist mit Neukirchen, Kapellen und Dinslaken 3 schon höchst anspruchsvoll.
Eines ist aber definitiv: Der MTV Dinslaken hat seine 4. Mannschaft kurz vor der Saison zurückgezogen, ein erster Absteiger steht somit fest. Wenn aus der Landesliga (Gruppe 3) nicht zwei Vertreter aus dem Kreis Wesel ins Gras beißen müssen, dann wird es in unserer Liga keinen weiteren sportlichen Abgänger geben.
Doch auch damit kann man nicht fest planen. Daran müssen wir uns gewöhnen.
Text: salz
Foto: van Lunzen