In Aachen holt eine arg dezimiertes MSC Team sensationell einen Punkt
Damit hatte man kaum rechnen können: ein stark dezimiertes MSC-Team holte nach bravourösem Kampf gegen den PT SV Aachen mit einer 2:3 Niederlage (25-23,15-19-25,25-21,12-15) einen wertvollen Punkt. In der Kaiserstadt fehlten vom letzten Wochenende auch noch Moritz Müller und Chris Schäperklaus – und auch Trainer Martin Schattenberg hatte zu allem Überfluss wegen einem langfristig (noch vor der Übernahme der 1. Mannschaft) geplanten Termin passen müssen.
So schickte dann Co-Trainer Klaus Schmidt-Kotte (vor dem Spiel: „Ich bin mal auf jeden Fall optimistisch!“) eine Startsechs ins Rennen, in welcher drei Spieler ungewohnte Aufgaben übernehmen mussten: Niklas Kotte musste auf der AA Position (Außenangriff) ran, David Seybering auf der Diagonalen und Chris Carter (verletzungsbedingt seit sechs Monaten (!) ohne Training) durfte sich als Libero versuchen. Jonas Hoppe wie gewohnt auf der Zuspieler-Position, Marc Piskun und Andreas Tins in der Mitte. Lukas Schattenberg mit Niklas Kotte in der Annahme. Auf der Bank Sebastian Blum – und auch Ex-Trainer Chang Cheng Liu, der sich aus alter Verbundenheit als Berater zur Verfügung gestellt hatte.
Wieder mal Rollenwechsel für Niklas Kotte: in Aachen Annahme/Außen ...
Gleich zum Start verzieht Lukas Schattenberg seinen Angriff ins Aus – 0-2 Rückstand. Dann aber Schattenberg wie entfesselt: sechs Knaller-Aufschläge bringen eine 7-2 (!) Führung. Dreimal direkte Punkte (Aachen´s Annahme in die Galerie) für das MSC Team – Aachen zwischenzeitlich mit einer Auszeit bei 2-6. Dann aber Schwächen beim Moerser Team: die Annahme schwächelt, der Angriff wenig effektiv – 7-8 Rückstand und Trainer Schmidt-Kotte nimmt eine Auszeit. In der Folge extrem enge Auseinandersetzung. Die Schwächen im Angriff bleiben, aber auch Aachen nicht ohne Fehler. Ab 21-21 macht Moers die entscheidenden Punkte selbst: Schattenberg, der Moerser Block und David Seybering punkten – bei 24-23 noch eine Moerser Auszeit – aber ein Angriff von Seybering, von Aachen nur halbherzig „bearbeitet“, bringt Punkt 25 und einen kaum erwarteten Satzgewinn.
Moerser Schwächen führen zum 1:2 R+ckstand
Im 2. Durchgang profitiert Aachen schon frühzeitig von den unübersehbaren Moerser Schwächen. Bis vier ausgeglichen, dann liefert Kotte auf der Position vier mit zwei Fehlangriffen Punkte für den Gastgeber, bei 4-7 Rückstand Auszeit von Trainer Schmidt-Kotte. Bei 4-11 die nächste Auszeit von Moers – die Annahme weiter schwach – auch der Angriff lahmt, es hapert bei der Abstimmung im Zuspiel, die Aachener Abwehr hat „leichtes Spiel“. Bei 12-20 kommt kurz Sebastian Blum für Marc Piskun, danach drei direkte Fehler von Moers und der Satz ist weg. Aachen in der Abwehr (auch durch eher drucklose Moerser Angriffe) stark – und bei Kontern vor allem durch die wuchtigen Schläge von Kraftpaket Johannes Sülldorf kaum zu bremsen.
Moerser Blockreihe vor der Entscheidung: was macht der Zuspieler mit dem Ball ...?
Auch im 3. Satz Moers mit wenig Chancen. Zweimal Block von Tins – immerhin 2-1 Führung. Das Moerser Team weiter unverzagt, doch dann wieder die Moerser Annahme und der Moerser Angriff mit Schwächen. Seybering auf ungewohnter Position (Angriffe Hinterfeld), ebenso wie Kotte (Angriffe von der Position vier). Bei 13-18 die erste Auszeit von Moers, bei 14-21 Moers abgehängt – erneute Auszeit. Immerhin holte das Team um Lukas Schattenberg auf ... und veranlasst Aachen zu noch einer Auszeit bei 21-17. In der Schlussphase wieder zu viele Moerser Fehler – Annahme, Angriff und Block stimmen oft nicht.
Wende bahnt sich an ...
Im 4. Durchgang geht Moers mit 2-0 in Führung baut mit Hilfe von Seybering und Kotte (jetzt stärker im Angriff) auf 8-4 auf. Trainer Schmidt-Kotte lässt nun Seybering öfter über die Mitte spielen. Über 12-8, 16-12 und 20-16 bleibt der 4-Punkte-Vorsprung erhalten. Aachen´s Hauptangreifer Sülldorf nicht mehr ganz so effektiv, Moers ackert. Bei 20-16 erhöht Jonas Hoppe mit schönem Soloblock zum 21-16 – erstmals 5-Punkte-Abstand. Danach aber zwei eher harmlose Angriffe und Trainer Schmidt-Kotte bittet bei 21-18 vorsorglich zur Auszeit. Erneuter Fehler Moers – und die Lage mit 21-19 nun brenzlig. Dann hilft ein Aachener Aufschlagfehler, Andreas Tins „staubt“ nach starkem Moerser Aufschlag die über das Netz segelnde Aachener Annahme ab. Bei 24-21 noch eine kurze Auszeit von Moers – dann versenkt Lukas Schattenberg den letzten Ball – „Urschrei“ des Mannschaftsführers folgt. Jetzt 2:2 unentschieden – und schon sensationell einen Punkt gesichert.
David Seybering mit Außenangriff ...
Der Tiebreaker wird allerdings zunächst zu einer schnellen Angelegenheit: bei 1-4 Rückstand die erste Auszeit von Moers, bei 3-9 die zweite Auszeit. Aachen hellwach, entschlossener, weiter mit guter Verteidigung. Bei 3-10 Rückstand der Tiebreaker für Moers praktisch verloren. Dann aber eine starke Phase vom Moerser Team: Kotte und Tins im Angriff erfolgreich. Moers mit drei Punkten in Folge, ein schöner Seybering/Schattenberg Block bringt einen 7-10 Zwischenstand. Auszeit Aachen – Seybering unbeirrt weiter. Drei bärenstarke Blocks mit Seybering (dabei zweimal gegen Aachen´s Hauptangreifer Sülldorf) bringen das Team von Schmidt-Kotte auf 10-12 heran. Nun scheint alles möglich. Auch bei 11-13 noch Hoffnung für Moers. Doch die starke Phase nicht lang genug. Eine (erneute!) Schwäche in der Angriffssicherung (Moerser Angriff prallt im Aachener Block ab und landet im Moerser Hinterfeld) bringt mit 14-11 den Spielball für Aachen – ein Aachener Angriffsversuch bringt den Sieg für die Domstädter.
Fazit: Ein Beobachter meinte – „Es fehlten die Automatismen.“ In der Tat: Eine knappe, kurze aber durchaus zutreffende Analyse. Seybering – im schnellen Mittelangriff kaum zu bremsen, hatte beim hohen Zuspiel auf den Außenpositionen und bei Angriffen von hinten Timing-Probleme. Auch Kotte brauchte auf den Außenpositionen eine „lange Anlaufzeit“. Chris Carter – verletzungsbedingt über lange Monate ohne Training mit Schwierigkeiten bei der Annahme. Trainer Schmidt-Kotte praktisch ohne Wechselmöglichkeit (Sebastian Blum als „gelernter Mittelblocker“ nur „bedingt“ wechselbar) bei Schwächen, drei Spieler auf „fremden“ Positionen mit neuen Handlungsfeldern – das Moerser Team hatte eigentlich keine Chance gegen das starke Aachener Team, das aber nach Aussage von Trainer Brüss auch nicht komplett war. Kleinigkeiten im Anlauf, im Timing, in der fehlenden Härte im Angriff brachten Vorteile für die Aachener. Zu oft schwierige Entscheidungen von Zuspieler Hoppe, der nach Schwächen in der Annahme zu oft mit hohem Zuspiel agieren musste ... auf der Suche nach einem verlässlichem Angreifer. Angriffe zu oft gegen einen Doppelblock.
Trainer Klaus Schmidt-Kotte appelliert ...
Bemerkenswert die Moral der Mannschaft. Der erste große Rückstand zum Spielbeginn glänzend von Lukas Schattenberg aufgefangen, in der Folge stimmte der Einsatz immer. MSC Präsident Günter Krivec - extra angereist - angesichts der Einstellung der Mannschaft nach dem ersten Satz optimistisch: „Das können wir heute packen!“
Stimmen:
MSC Trainer Klaus Schmidt-Kotte nach dem Spiel: „Wir haben einfach zu wenig Punkte gemacht – genauer gesagt: aus günstigen Ausgangslagen (gute Annahme, gutes Zuspiel) wurde zu wenig geholt. Die Situation war schwierig, da wir dauernd gegen einen Doppelblock spielen mussten. Kein Wunder bei der Ausgangslage, die uns auch Schwierigkeiten bei der Organisation in der Abwehr brachte. Schlimm für uns, dass unsere Akteure nicht durchgängig auf ihren gewohnten Positionen spielen konnte. Die Moral einwandfrei – haben uns bei allen Schwierigkeiten doch einen Punkt verdient. “
Aachen´s Trainer Roland Brüss: „Moers hat uns einen spannenden Samstagabend geliefert – den wollten wir so nicht haben. Im 4. Satz haben wir nicht konsequent unsere Stärken ausgespielt. Im 1. Satz waren wir doch überrascht wie stark der MSC aufgetreten ist, da haben wir die Moerser etwas unterschätzt. Meine Mannschaft hat in vielen Bereichen noch Luft nach oben – können leider nicht komplett trainieren. Wir hatten zu viele einfache Fehler.“
MSC Mannschaftsführer Lukas Schattenberg: „Das war doch ganz ordentlich – vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass wir ja in einer völlig neuen Konstellation gespielt haben. Aus dieser neuen Aufstellung ergaben sich schon Probleme – aber wir haben bis zuletzt an einen Sieg geglaubt. Leider haben wir im Tiebreaker einige Chancen nicht genutzt – bei diesem knappen Ergebnis verhängnisvoll.“
Das Ergebnis:
Post Telekom SV Aachen vs Moerser SC 3:2,23-25,25-15-19,21-25,15-12
Das MSC Aufgebot in Aachen: Niklas Kotte, Jonas Hoppe, David Seybering, Andreas Tins, Marc Piskun, Sebastian Blum, Lukas Schattenberg, Chris Carter, Trainer: Klaus Schmidt-Kotte, Co-Trainer: Chang Cheng Liu
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