DAS WAR SO NICHT GEPLANT – BUNDESTRAINER BLAMIERT SICH
Vieles stimmte nicht bei der Europameisterschaft der Herren, die heute mit den Halbfinalspielen (16.30 Slowenien vs Italien und 19.45 Bulgarien vs Frankreich) und am Sonntag zur gleichen Zeit mit den Finalspielen (alle auf laola1.tv) endet.
Die deutsche Mannschaft ist schon längst wieder daheim und darf sich Gedanken darüber machen, was in Sofia schief gelaufen ist. Platz 8 ist eine mittlere Katastrophe – nicht einmal für die kommende EM ist man qualifiziert. Das hatten immerhin die Frauen mit ihrem 5. Platz geschafft. Wer in Europa auf Platz 8 landet, gehört wohl nicht in die Weltspitze.
Im Vorfeld hatte Bundestrainer Vital Heynen noch mächtig auf die Pauke gehauen. „Wir gehören zur Weltspitze und wollen das auch zeigen!“ hatte Heynen verlautbart. Nach dem Gewinn der European Games – für Kenner der Szene ein Rumpfveranstaltung ohne große internationale Klasse – wurde das Team hochgejubelt ... ebenso wie nach dem Turnier in Ludwigsburg und den vielen Vorbereitungsspielen.
Ex-Adler Lukas Kampa blockt mit dem starken Marcus Böhme ...
Ohnehin hatte der kommunikationsfreudige Belgier in der Vorbereitung auf die EM mächtig am Rad gedreht. Im Trainingslager in Kienbaum machte er Schlagzeilen mit der sogenannten „Höllenwoche“ – da gab es Sprechverbote und Handy-Sperren. Ein ziemlicher Firlefanz – gebracht hat es nichts. Heynen schwadroniert ohnehin gerne und sieht sich gerne zitiert: In der FAZ dozierte der Belgier zwischenzeitlich über die gesellschaftliche Stellung des Sports in Deutschland, vor dem Turnierantritt in Sofia dokumentierte er Souveränität und wurde mit der Aussage „Bulgarien ist wie meine 2. Ehefrau!“ zitiert. Alles im Griff ...
Heynen erläutert ...
Im Turnier selbst traf er eine höchst umstrittene strategische Entscheidung, als er nach der ersten Niederlage gegen die bulgarische Mannschaft die Gastgeber schwächer einstufte als Polen ... und mit der demonstrativen Abgabe des Spiels gegen die Holländer für internationale Verärgerung sorgte. Gegen Holland war Heynen mit „dem B-Team angetreten“. Hollands Nationaltrainer Gido Vermeulen auf Telesport: „Ich bewerte das als unsportliches Verhalten!“
Auch aus dem belgischen Team kam Kritik. Belgien´s Führungsspieler Sam Deroo: „Was Vital macht ist gegen den Sportsgeist.“ Und weiter: „Man macht auch Tschechien lächerlich, will man sie als kleinen Bruder in der Gruppe behandelt, den man immer schlagen kann. Das ist ganz und gar nicht respektvoll.“ Ziel von Heynen´s Inszenierung: er wollte im Viertelfinale einem vorzeitigen Aufeinandertreffen mit Polen aus dem Wege gehen. Aber schon die alten Griechen wussten: Pragma und Psyche gehen nicht immer Hand in Hand.
Das sieht nach “recall” aus ...
Trainer-Verhalten hin, Trainer-Verhalten her: im Viertelfinalspiel gegen die Bulgaren fehlte offensichtlich am richtigen und erfolgreichen Verhalten bei der deutschen Mannschaft. Ex-Adler Ralph Bergmann, als Fach-Kommentator bei Laola1 eingesetzt, resumierte trocken, dass die deutsche Mannschaft wohl wegen der deutlichen Defizite im Bereich Angriff (Außen und Diagonal) gescheitert sei. Weiterführende Gründe wurden nicht genannt.
In der 2. Partie gegen Gastgeber Bulgarien lief nicht viel: die Mittelblocker ordentlich, die Angreifer fanden keinen Rhythmus. Die von Heynen angeordneten Wechsel brachten nichts. Als am Spielende (21-23) noch einmal Georg Grozer jr. eingewechselt wurde, da bekam dieser von Ex-Adler Lukas Kampa keinen einzigen Ball. Zweimal ging der Ball an Fromm (ein Punkt, ein Fehler) einmal an Tim Broshog, der die Partie mit einem Angriff in den bulgarischen Block beendete. Grozer´s Einwechslung ein letztes Show-Element? Kampa´s Nichtbeachtung von Grozer jun. ein Affront gegen den Trainer?
Bundestrainer Vital Heynen ...
Bleibt die Frage, welche Strategie der Herr Bundestrainer Vital Heynen für das olympische Qualifikationsturnier in Berlin (Anfang Januar) verfolgen wird. Eines ist sicher: Bulgarien wird wieder dabei sein – vielleicht als Wunschgegner...? Oder soll es dann Polen sein ... ? Aber: Russland, Frankreich und Slowenien werden auch in Berlin starten. Da muss sich dann Herr Heynen überlegen, wer stark und wer schwach sein könnte ...
Fest steht jedoch schon jetzt: es wird keine leichten Spiele geben und keine Belohnung dafür, dass man ein Spiel abschenkt um einen leichten Gegner zu bekommen.
Update - Endstand EM 2015:
1. Frankreich
2. Slowenien
3. Italien