DER VORSITZENDE DES VOLLEYBALL-BUNDESLIGISTEN MOERSER SC ...
Der Vorsitzende des Volleyball-Bundesligisten Moerser SC sieht die Mannschaft nach der personellen Kurskorrektur auf einem guten Weg. Hoffnungen auf eine langfristige Planung macht er sich aber nicht. Der Lizenzentzug der RWE Volleys Bottrop bescherte dem Moerser SC in der Volleyball-Bundesliga ein spielfreies Wochenende. Eine gute Gelegenheit, um mit dem MSC-Vorsitzenden Günter Krivec über den bisherigen Saisonverlauf der Grafenstädter, die Zukunft der Mannschaft und die Bundesliga insgesamt zu sprechen.
Herr Krivec, was denken Sie, wenn Sie auf die aktuelle Tabelle schauen?
Krivec: Ich denke, dass wir uns verbessert haben. Nach den vielen knapp verlorenen Spielen in der ersten Saisonhälfte haben wir eine Aufholjagd gestartet. Ob wir am Ende der Hauptrunde Fünfter oder Sechster werden, ist letztlich egal.
Haben Sie vor der Saison den eigenen Kader über- oder die Qualität der Liga unterschätzt?
Krivec: Wir haben uns ganz einfach in der Einschätzung des Leistungsvermögens der Niederländer Jelle van Jaarsveld und Joris Marcelis getäuscht. Zunächst haben wir gedacht, es läge an Trainingsrückstand. Doch als sich keine Besserung eingestellt hat, haben wir uns ganz sauber von ihnen getrennt. Die Verpflichtung von Zuspieler Pedro Rangel und Diagonalangreifer Itamar Stein hat der Mannschaft einen Schub gegeben. Besonders ohne die Verbesserung auf der Diagonalposition hätten wir nicht so viel erreicht.
Dann waren Sie ja sicher nicht traurig über das Aus für Bottrop, denn sonst hätte der MSC Itamar Stein wohl kaum verpflichten können.
Krivec: Das war für uns eine glückliche Fügung, aber ansonsten hätten wir uns auf dem Markt nach einem anderen Spieler umgeschaut.
Itamar Stein macht Druck auf der Diagonalen
Wie sind Sie mit den Vorstellungen von Itamar Stein zufrieden?
Krivec: In den ersten drei Spielen hat er sehr stark gespielt. In den letzten beiden Partien war er nicht mehr so erfolgreich. Wir müssen aufpassen, Itamar ist nicht so robust, er musste in Bottrop viel Negatives mitmachen. Außerdem stellen sich auch die Gegner auf ihn ein. Er muss richtig geführt und für die ganz wichtigen Spiele geschont werden. Die Auswärtsspiele in Berlin und Friedrichshafen wären zum Beispiel ideale Gelegenheiten, um mal den Spielern Einsatzzeiten zu geben, die sonst nicht so häufig zum Zug kommen. Mir ist zwar klar, dass Trainer und Spieler immer gewinnen wollen, aber wenn wir gegen Coburg, Düren und Mitteldeutschland siegen, reicht das, um als Fünfter oder Sechster in die Play-offs zu gehen.
Wie sehen Sie die Entwicklung von Pedro Rangel?
Krivec: Pedro hat lange in Mexiko festgesessen, als er auf seine Papiere gewartet hat. Da hat er es nach seiner Rückkehr nach Deutschland zunächst schwer gehabt. Respekt habe ich vor Tobias Neumann, der die Herausforderung angenommen und sich deutlich verbessert hat. Beide sind unterschiedliche Typen als Zuspieler. Da ist es die Kunst des Trainers, die Angreifer auf die Unterschiede einzustellen.
Pedro Rangel in Aktion
In Nicolas Marks und Noah Baxpöhler haben Sie vor der Saison zwei ganz junge Spieler geholt. Gute Verpflichtungen?
Krivec: Auf jeden Fall. Die beiden haben in kürzester Zeit Erstliganiveau erreicht. Auch wenn Noah nicht so viel spielt, ist der Trainer von ihm überzeugt. Sollten wir unseren Nationalspieler Tim Broshog wegen lukrativer Angebote anderer Clubs nicht halten können, hätten wir mit ihm eine gute Alternative.
Wollen Sie mit dem aktuellen Kader langfristig planen?
Krivec: Wollen gerne, aber das geht nicht, weil die wirtschaftliche Lage sich so schnell ändert. Bis zum 30. April wollen wir ein Konzept stehen haben, um den Spielern Angebote unterbreiten zu können. In unserer aktuellen Zusammensetzung würde ich uns zu trauen, nächste Saison um den Titel mitzuspielen.
Was ist denn diese Saison möglich?
Krivec: Wir sollten uns auf die Play-offs konzentrieren. Mit unserer Mannschaft sind auch Überraschungen möglich, aber wollen mindestens unter die ersten Vier.
Macht es Ihnen Sorgen, dass nach Bottrop auch Traditionsverein Haching vor dem Aus steht?
Der Vorsitzende des MSC, Günter Krivec, ist seit langen Jahren mit der Förderung des Nachwuchses befasst. Hier ein Bild aus dem Jahre 2005 - noch im alten Sportzentrum Rheinkamp
Krivec: Volleyball ist nach wie vor eine Sportart, die im Bereich Sponsoring meist auf Zufälligkeiten und nicht auf Gegenwert fußt. Am Ende zählen für Wirtschaftsunternehmen nur messbare Ergebnisse. Ich stelle mir auch oft die Frage nach der wirtschaftlichen Vertretbarkeit. Aber solange wir noch mit dem Gesamtkonzept den Nachwuchs begeistern können, reicht mir das.
Rheinische Post - Moers - David Beineke führte das Gespräch.