„NEIN.“ MARC WITTMANN BRACHTE ES AUF DEN PUNKT ...
„Nein.“ Marc Wittmann brachte es auf den Punkt. Der Mann ist bei der Deutschen Volleyball Liga (DVL) zuständig für die wirtschaftliche Lizenzierung der 1. Bundesliga und hat mit diesem Wörtchen gestern die Frage endgültig beantwortet, ob der Moerser SC doch noch in letzter Sekunde die Lizenz für die erste Liga beantragt habe. MSC-Chef Günter Krivec hat seinen angekündigten Rückzug wahr gemacht.
Einer, der aus diesem Grund dem Moerser SC nun den Rücken kehren wird, ist der scheidende Trainer der ersten Herren-Mannschaft, Chang Cheng Liu. Ein waschechter Moerser, mit chinesischen Wurzeln.
„Es tut sehr weh“, sagte Liu. „Ich war insgesamt vierzehneinhalb Jahre beim MSC.“ Von 1989 bis 1993 als Spieler. „Das war meine erfolgreichste Zeit. Wir haben alles erreicht, was wir erreichen konnten“, erinnert er sich heute. Es war nämlich auch die erfolgreichste Zeit des MSC mit dem Gewinn des CEV-Pokals 1990, der Deutschen Meisterschaft 1992 und den beiden Pokalsiegen 1991 und 1993.
Liu stark bewegt beim Abschied - trat hinter die Spieler zurück
Doch Liu musste als Spieler mit 29 Jahren aufhören, weil ihn eine Operation am Ellbogen dazu zwang. Aber als Trainer machte er weiter. Erst in zweiter Reihe, hinter seinem ehemaligen Moerser Mitspieler Georg Grozer, und seit 2009 als Chefcoach. Hauptverantwortlich. Und hauptberuflich. Das ist der Grund, warum Liu wohl nicht hier bleiben wird.
Noch nicht alle Ziele erreicht
„Ich habe drei Kinder. Ich muss arbeiten. Aber ich hoffe, dass ich weiter in Moers leben kann. Ich liebe Moers“, versichert Liu. Doch gleichzeitig möchte – und muss – er als Volleyball-Coach erstklassig bleiben. Möglichst in der Bundesliga: „Ich habe als Trainer noch Ziele, die ich noch nicht erreicht habe.“
Relativ sicher ist, dass seine Familie in der ehemaligen Grafschaft bleibt. Selbst wenn Chang Cheng Liu ein Ruf aus Süd- oder Ostdeutschland ereilen würde. „Ich muss auch an meine Kinder denken. Die gehen hier zur Schule. Sie spielen in Moers Volleyball, haben hier ihre Freunde. Meine Frau hat in der Bundesliga gespielt, trainiert ebenfalls beim Moerser SC. Es kann ja sein, dass ich nur für die nächsten ein, zwei, drei Jahre ein Angebot bekomme. Das ist eben unser Beruf.“
Schwerer Abschied in Rheinkamp ...
Doch Angebote und Anfragen haben ihm gestern allerdings noch nicht vorgelegen. „Bis gerade habe ich für den MSC gearbeitet“, sagte er gestern Mittag. „Jetzt schaue ich, wie es weitergeht – ich fange aber erst gerade damit an.“ Kurzum: Liu ist ein Mensch, der die klare Kante liebt, der eine Sache erst fertig macht, bevor er etwas Neues beginnt. Er ist eben verlässlich.
Entscheidung nachvollziehbar
Trotz der Entscheidung hegt er übrigens gegen den MSC-Vorstandsvorsitzenden Günter Krivec keinen Groll. Ganz im Gegenteil. „Ich verstehe alles, was Günter Krivec getan hat. Ich bin ihm eher dankbar, weil er mir und meiner Familie immer zur Seite gestanden hat“, so Liu. Für den Trainer sei die Entscheidung zwar ebenfalls überraschend gekommen. Doch sie ist für ihn absolut nachvollziehbar. Ein Ende, wie es die Volleys Bottrop in der laufenden Spielzeit mitmachen mussten – mit Insolvenz und Liga-Rückzug – möchte Chang Cheng Liu nicht erleben. Vor allem nicht in Moers.
Trost vom langjährigen Busfahrer Erwin Hanemann
Er wird dem MSC in der zweiten Liga die Daumen drücken. So fest, dass es vielleicht sogar zum Wiederaufstieg reichen wird. Wenn er in Moers bleiben kann, kann er sich sogar vorstellen, im MSC-Jugendbereich aktiv zu werden. Dann würde er eventuell auch auf einige seiner Weggefährten treffen. Etwa auf Oskar Klingner, der zwar beim MSC bleiben möchte. Er will allerdings nicht in der 2. Liga „versauern“. Krivec hat ihm schließlich gestern Bedenkzeit bis zum 30. April eingeräumt. Dann muss allerdings eine Entscheidung fallen.
NRZ/WAZ - Moers - Uwe Zak