WER SORGT EIGENTLICH FÜR NEUE NATIONALSPIELER ...?
Schon während der WM im Sommer wurde deutlich, dass Nationaltrainer Giovanni Guidetti anscheinend den Draht zu unserer Nationalmannschaft „verloren“ hatte. Es war von kommunikativen Problemen die Rede - die inzwischen zurückgetretene Christiane Fürst ließ dieses zuerst verlauten. Doch sollte ein Bruch vermieden werden und so gab es von ganz oben Gespräche ... mit einem schiedlich-friedlichen Ausgang, der aber das eigentliche Problem verdeckte.
Das eigentliche Problem war wohl die fehlende Perspektive für die deutsche Damen-Nationalmannschaft. Nach langen Jahren aufopferungsvoller und hoch qualifizierter Arbeit hatte Guidetti für die kurz- und mittelfristige Zukunft mit Blick auf den Nachwuchs aus der Bundesliga wohl keine Chance mehr gesehen um ernsthaft einen Medaillenplatz ins Auge zu fassen. Ein verklausulierter Rückzug – ohne Gesichtsverlust für die beteiligten Parteien, alle mit bella figura. Jetzt übernimmt Giovanni Guidetti die Damen der Niederlande.
Aber die Probleme bleiben: in die aktuelle Gemenge- und Personallage muss mehr Qualität. Es fehlt einfach beim deutschen Nachwuchs – das zeigt auch der internationale Ranking Vergleich – wenngleich der Aussagewert von FIVB Rankings (U21 M Platz 49, U19 M Platz 37, U20 F Platz 43, U18 F Platz 39) gelegentlich fragwürdig ist. Dennoch stellt sich die Frage, wo denn neue junge deutsche Spieler/innen herkommen sollen, die sich schnell auf einem hohen Niveau in den Nationalmannschaften (Damen und Herren) integrieren lassen. Tja, DVV und DVL, woher denn?
Ein Blick auf das Deutsche Pokalfinale zeigt schlaglichtartig wo das eigentliche Problem liegt: im Gerry Weber Stadion werden am Tag des Pokalfinales 33 ausländische Spieler/innen (siehe Kader der vier Finalisten, Stand heute) auflaufen. Ein paar deutsche Spieler/innen werden auch dabei sein – vielleicht sogar in den Stammformationen. Oder anders gesagt: die Überfüllung der Bundesliga mit ausländische Spielern ist ein wesentlicher Grund dafür, dass junge deutsche Spieler/innen gar nicht mehr zum Zuge kommen und entwickelt werden.
In den meisten europäischen Ländern ist die Zahl der Ausländer/innen geregelt: meistens werden zwei Ausländer/innen pro Team gestattet. Dies würde für unsere Volleyballszene bedeuten, dass mehr Qualität im eigenen Lande erzeugt werden müsste. Keine leichte Aufgabe. Auch wenn man der Meinung sein sollte, dass man schon genug Qualität erzeugt, geht es nicht ohne eine Kontingentierung. Dazu können sich aber der DVV und die DVL seit Jahren nicht durchringen. Der Jubel über den 3. Platz bei der Herren WM ist eher kontraproduktiv für eine Neuregelung – die drängenden Probleme werden von „Erfolgsmeldungen“ überlagert.
Man sollte sich keinen großen Hoffnungen hingeben: wenn Georg Grozer jun. in 2016 in der Nationalmannschaft aufhört, wird es auch bei den Herren einen Schnitt geben ... und der sonst so fröhlich-optimistisch kommunizierende Vital Heynen (der sich übrigens schon deutlich für eine Kontingentierung ausgesprochen hat!) wird wohl auch die Notbremse ziehen. Wer man überhaupt noch ein Interesse an einer Nationalmannschaft hat, dann muss man schleunigst handeln. Mehr und bessere Jugendarbeit - und die Jugend spielen lassen!
LIBERO