EIN BESUCH IM ZOO SOLLTE DIE WENDE BRINGEN ...
Über lange Jahre war Noliko Maaseik die erste Volleyball-Adresse in Belgien: vielfacher Meister, vielfacher Pokalsieger, regelmäßiger Teilnehmer in der Champions League. Aushängeschild und gerne besuchter Standort für die Fans aus dem grenznahen Raum bei Düren und Moers. Von Moers nur 50 Minuten mit dem Auto ...
In der gerade abgelaufenen Saison erreichte die vor der Saison hochgelobte Mannschaft einen Tiefpunkt: kein Titel, nicht einmal das Pokal- oder Play Off Finale erreicht, in der Champions League (hier durfte man nach der letzten schwachen Saison ohnehin nur mit einer Wild Card antreten) sang- und klanglos abgefertigt.
Das hatten sich die beiden deutschen Zugänge beim belgischen Nachbarn in dieser Saison sicher anders vorgestellt. Björn Höhne und Tim Broshog als deutsche Internationale mit ihrer ersten Auslandverpflichtung, Tim “Tower” Broshog mit einem ganz starken Sommer bei der Weltmeisterschaft in Polen ...
Tim Broshog bietet sich in der Mitte an ... zu oft wurde das Angebot nicht genutzt.
Das alles sollte sich in Maaseik ändern. „Tower“ Broshog´s Qualitäten wurden in Maaseik von Beginn an nicht geschätzt: Beobachter wunderten sich ein über das andere Mal, dass Broshog´s Qualitäten im Angriff gleich über ganze Sätze hinweg nicht genutzt wurden. Kam Broshog zum Angriff, rappelte es im Karton. Dennoch wurde er von seinen Zuspielern Lushtaku und Finoli viel zu selten eingesetzt. Weder Trainer Verstraten, der in der Saison gehen musste, noch seiner Nachfolger Torchio sorgten für eine Änderung im Spiel des Teams.
Von Broshog´s Effiziens und Drohung in der Mitte konnten seine Mitspieler (Höhne neben ihm auf Außen) deshalb kaum profitieren. Höhne musste viel zu oft gegen einen Doppelblock spielen. So kam die Mannschaft, die auch unter der langen Verletzung von Mannschaftsführer Jelte Maan (Bruder von Ex-Adler Joram Maan) zu leiden hatte, einfach nicht in die Gänge.
Trainer Johan Verstraten schaffte es nicht, aus den vielen Einzelspielern eine funktionierende Mannschaft zu bilden. Es gab nicht nur taktische Schwächen, auch die Kommunikation stimmte nicht. Als sich Libero Bert Derkoningen kritisch äußerte, gab es eine Sperre und einen Maulkorb für die Spieler. Nutzte aber nicht. Dann dämmerte es auch bei den Verantwortlichen und Trainer Verstraten musste gehen.
Björn Höhne auf “Außen” zu oft gegen einen starken Block ...
Aber auch Co-Trainer und Nachfolger Giovanni Torchio änderte kaum etwas. Zuviel Zeit war versäumt worden, die Mannschaft spielte weiterhin schwach. Alle großen Duelle wurden verloren und auch die letzten Chancen, die das belgische Play Off System (Info siehe unten) bietet, wurden nicht genutzt.
Ene Besuch im Zoo, oh oh oh oh ...
Vor dem alles entscheidenden Play Off Spiel in Antwerpen versuchte Trainer Torchio den Griff in die psychologische Trickkiste: das Team besuchte den Zoo in Antwerpen, weil „die mentale Ruhe der Tiere“ ausstrahlen sollte auf das Team. (“De mentale rust die de dieren uitstralen, willen we overbrengen op het team”, aldus de gedreven coach Giovanni Torchio.) Die Mannschaft blieb wohl zu unruhig – in der Hafenstadt gab es eine weitere bittere Niederlage: 0:3, den letzten Satz verlor man mit 13.
Bei der allerletzten Chance im Spiel gegen Lennik schmolzen die letzten Hoffnungen „wie der Schnee in der Frühlingssonne“: in Lennik gab es schöne Einzelleistungen, aber die Mannschaft wurde „geopfert wie ein Osterlamm“ – so die Diktion auf der Maaseiker Homepage.
Tim Broshog in der Blockmitte - kaum zu überwinden ...
Jetzt steht der Traditionsverein, der einst mit dem deutschen Bundestrainer Vital Heynen (Ex-Maaseik) und seinem Vorgänger Anders Christiansson legendäre erfolgreiche Zeiten erlebt hatte, mit leeren Händen da. Kein Titel, kein Endspiel, keine Wildcard. Platz vier in der Saison, Platz vier nach den Play Offs. Nun muss man in Maaseik viele Überlegungen im Bezug auf die Trainerbesetzung und den Kader anstellen – nicht nur das verwöhnte Maaseiker Publikum erwartet dies. Auch die alten Fans aus dem grenznahen Raum Düren, Mönchengladbach und Moers werden sich die eine oder andere Fahrt nach Limburg sparen, wenn dort nur Mittelmaß geboten wird.
Favorit für Meisterschaft ist Knack Roeselare, Pokalsieger Asse-Lennik wird aber versuchen das Double zu erreichen. Antwerpen bleibt auf Platz drei, Maaseik ist die Nr. 4.
Info: Wie in der Belgischen Liga die Play Offs gespielt werden
Nach der regulären Saison spielen die ersten sechs Teams der Normalrunde noch eine gesonderte Hin- und Rückrunde. Die in der Normalrunde erarbeiteten Punkte werden gelöscht, die Teilnehmer erhalten nach der Reihenfolge ihrer Platzierung lediglich 6, 5, 4 usw. Punkte zugesprochen. So startete Roeselare, nach der Saison mit 13 Punkten vor Maaseik, als Tabellenführer mit 6 Punkten, Lennik mit 5, Antwerpen mit 4 und Maaseik als Tabellenvierter mit 3 Punkten – also in den Play Offs „nur“ mit 3 Punkten hinter dem Tabellenführer. Nach Ende der Play Off Runde spielen die beiden Top Teams noch eine „best of five“ Serie.