IM TOP-DUELL WAREN DIE JUNGEN ADLER DEN ROUTINIERS AUS ESSEN NICHT GEWACHSEN
Eigentlich hatte man im Spitzenspiel der Regionalliga am Sonntag im ENNI Sportpark strahlen wollen – herauskam aber für die Mannschaft von Chang Cheng Liu nur, dem 1. Advent angemessen, ein schwaches Licht in Form eines kümmerlichen Satzgewinnes. Der MSC übermotiviert, aber zu harmlos – Essen in Spiellaune und erfolgreich.
Oder anders gesagt: bei Essen vier Spieler mit Bauchansatz und jeder Menge Erfahrung (alle schon mal 2. Bundesliga!), bei Moers ein junges Team welches wollte, aber die Vorgaben eher nicht erfüllte und in vielen Situationen Nerven zeigte.
Trainer Chang Cheng Liu hatte in der Startsechs die beiden Neuen nominiert: Chris Carter in der Annahme und David Seybering im Mittelblock. Dazu wieder Jonathan Tuttle auf der Diagonalen, Niklas Kotte im Zuspiel. Des weiteren Marco Schwarzbach neben Chris Carter und Marc Piskun in der Mitte. Auf der Libero-Position erneut Nick Niemiec.
David Seybering nimmt Maß ...
Schon im ersten Drittel zeigte sich, dass der Bereich Aufschlag nicht zu den Pluspunkten im Spiel gehören würde: bis zum 7-8 Rückstand gab es bereits 3 Aufschlagfehler – bis zum Spielende waren es deutlich mehr als zwanzig. Die Moerser Aufschläge die „durchkamen“ sorgten im weiteren Spielverlauf bei Essen nur selten für Probleme. Immerhin ein erstes Break zum 13-11 nach hartem Schwarzbach-Aufschlag – am Netz „abgestaubt“ von Seybering. Doch konnte der MSC den Mini-Vorsprung nicht ausbauen. Bis 20 Einstand ganz enge Satzstände, dann Essen bei 20-21 und 21-23 im Vorteil (zwei Moerser Fehlangriffe über die Position vier) – jeweils von Trainer Liu mit Auszeiten bedacht. Danach kleines Drama: Essen mit zwei Satzbällen (23-24,25-26). Zweimal kann Tuttle das vorzeitige Ende abwehren. Nach 27 Einstand macht Seybering die beiden entscheidende Punkte zum knappen Satzgewinn.
Sich selbst unter Druck gesetzt – nicht den Gegner ...
Leider verschaffte sich die Mannschaft mit dem Satzgewinn keine Ruhe und Sicherheit: Weiterhin ein sehr enge Auseinandersetzung bis 8-8. Bei 6-8 hatte Trainer Liu schon eine erste Auszeit beantragt – aber weiter keine Sicherheit im Team. Eine ziemliche Würgerei – keine klare Linie im Spiel, Essen mit glänzendem Stellungsspiel in der Abwehr, Moers im Angriff zu vorsichtig auf Fehlervermeidung bedacht. Bei 9-13 die zweite Auszeit von Liu – dann sogar noch Ausgleich bei 14 - und Auszeit von Essen. Moers aber weiter mit Fehlern: bei 17 Einstand zweimal ins Aus und 17-19. Kein gutes Vorzeichen für die Schlussphase, in welcher der MSC mit 21-24 in Rückstand gerät und wieder Nerven zeigt.
Moerser Annahme gleich zum Gegner - der “dankt” und Niklas Kotte muss in Deckung gehen ...
Auch im 3. Durchgang Moers nicht richtig gut drauf – die unerzwungenen Fehler bleiben, die Abgeklärtheit des Essener Teams auch. Von Beginn an mit Rückständen, bei 14-17 die erste, bei 15-19 die zweite Auszeit von Liu. Mingers kommt kurz zum Aufschlag, bei 20-21 und 22-23 noch Hoffnung bei den zahlreichen (viele bekannte Gesichter aus der Bundesligazeit!) Fans doch ein trauriges und eher bezeichnendes Ende: bei 22-24 eine schwache Annahme der zwei unglückliche Baggerversuche folgen.
Unsicherheiten konnten nicht abgestellt werden
Im 4. Satz ähnliche Abläufe wie in den drei Sätzen zuvor: der Aufschlag nicht effektiv genug, im Angriff zu viele Fehler oder aber Chancen „liegen gelassen“ – die nervliche Anspannung fordert ihren Tribut. Nach Tuttle-Aufschlägen doch eine 14-12 Führung, dann aber Ausgleich und große Aufregung bei Trainer Chang Cheng Liu wegen einer Fehlentscheidung des Schiedsgerichtes – gefolgt vom deutlichen Hinweis des „Ersten“: letzte Verwarnung für den Trainer! Bei 17 Einstand der nächste Aufreger von Liu und die Quittung folgt: gelbe Karte und 17-18. Bei 22-23 noch eine Auszeit von Moers – in der Schlussphase bleiben die „Adler“ ihrer Linie treu: immerhin noch Satzball bei 25-24 – aber unerzwungen in die Galerie gedonnert. Bei 25-26 bietet sich Seybering in der Mitte mustergültig an – der Ball wird im Außenangriff vergeben – Spiel aus.
Fazit: Nach der kalten Dusche in Fischenich hatte sich das MSC Team für das Heimspiel gegen den Spitzenreiter viel vorgenommen – offensichtlich zu viel. Irgendwie hatte man den Eindruck, dass das Team dem Druck nicht gewachsen war. Die Aufschläge unter dem Strich zu harmlos, die Annahme mäßig, die Moerser Mitte zu wenig im Einsatz, die Außenangriffe oft zu zaghaft und immer wieder von der gut postierten Humann-Abwehr pariert. Der Wille zur Leistung war ohne Zweifel da – aber nicht gut dosiert und zu oft von Übereifer gekennzeichnet: viel zu viele Netzfehler deuten auf den Drang zum Ball, zu oft Bälle „gerettet“ die wohl eher im Aus gelandet wären, die Außenangreifer immer wieder mit „Bremsungen“ im Anlauf weil zu schnell zum hohen Ball. Liu nicht zufrieden und dünnhäutig: zweifelhafte Schiedsrichterentscheidungen, das weiß Liu, gehen vor allem jungen Spielern an die Nerven.
Die „Leiden des Liu“ auch deshalb nachvollziehbar, weil er immer wieder sah, dass Optionen nicht genutzt wurden. Den Essener Angreifer Frank Fischer bekam man überhaupt nicht in den Griff. Fischer handelte nach dem Motto „immer feste druff“, war viel zu oft auf der Diagonalen erfolgreich, streute aber auch gelegentlich “long-line” Bälle oder „cuts“ (extremer Winkel) ein. Fischer mit Plan.
Wer war da zuständig? Freier Netzspieler oder Blockhinterspieler ...?
Angesichts der kühlen Routine und des beherrschten Auftritts der „Humänner“ bleibt die alte Erkenntnis: „ Du kannst alles trainieren – nur Erfahrung kannst Du nicht trainieren“. Essen im Schnitt 10 Jahre älter – alle Akteure der Stammsechs mit Erfahrung in der 2. Bundesliga.
Stimmen:
Der Gäste-Trainer (Spielertrainer) Stefan Kern nach der Partie: „Das war ein gutes Spiel heute, hat uns Spaß gemacht. Am Ende hat uns das Schicksal ein wenig geholfen – zwei Schiri-Entscheidungen waren glücklich für uns – hätte auch anders laufen können. Einen Punkt hätten die Moerser Jungs schon verdient. Moers war ein guter Gegner, die haben Zukunft und die machen das noch in dieser Saison.“
MSC Trainer Chang Cheng Liu etwas angefressen: „Das war ein sehr guter Gegner, sehr erfahren. Wir haben einfach erneut zu viele Fehler gemacht. Im 4. Satz haben wir – vor allem unsere ganz jungen Spieler – unter einigen Entscheidungen des Schiedsrichters gelitten. Wir müssen zwei neue Spieler integrieren – das geht nicht von heute auf morgen.“
Spielführer Marco Schwarzbach zunächst: „Ich sage gar nichts, habe den Kanal voll, bin voll enttäuscht.“ Dann: „Nein – war schon ein Spiel auf Augenhöhe. Ich wusste wie abgezockt die Essener spielen – das wir so leiden müssen hätte ich nicht gedacht. Der Gegner hat heute einiges besser gemacht als wir, das muss man anerkennen. Aber wir hätten zumindest einen 5. Satz verdient.“
Das MSC-Aufgebot im ENNI Sportpark: Sebastian Blum, Chris Carter, Jacob Hofmann, Niklas Kotte, Frederik Mingers, Nick Niemiec, Marc Piskun, Christopher Schäperklaus, Marco Schwarzbach, David Seybering, Sven Simon, Jonathan Tuttle, Trainer: Chang Cheng Liu, Co-Trainer: Klaus Schmidt-Kotte,
Das Ergebnis:
Moerser SC vs VV Humann Essen 1:3,29-27,21-22-25,25-27