Moers Mailand? Da stellt zunächst einmal nur eine Frage: Inter oder Milan? Marco Destefani schmunzelt nach einem Kaffeeschluck nur kurz. Der Volleyball-Co-Trainer des Drittligisten Moerser SC, Deutsch-Italiener seit zehn Jahren und gebürtiger Mailänder, hat schließlich seine Überzeugung. Und zwar aus Kindheitstagen.
Milan, obwohl mein Vater immer für Inter gehalten hat", sagt der 58-Jährige und macht die Liebe zu Rosso-Neri an seinem Onkel fest, ein glühender Milan-Fan. Die Liebe zum Volleyball erwuchs vor mehr als 40 Jahren auf dem Mailänder Gymnasium. Von der einstigen Mixedmannschaft über Einsätze als 1,92 Meter großer Mittelblocker in der vierten Liga bis hin zu allen Trainerscheinen und einer Managertätigkeit in der Serie A hat Destefani seine Kenntnisse über das Rückschlagspiel immer weiter verfeinert.
Davon profitiert nun im dritten Jahr der Moerser SC. Was durchaus auch ein wenig Zufall ist. Vor mehr zehn Jahren verschlug es Destefani aus beruflichen Gründen an den Niederrhein. Erst nach Moers, nun wohnhaft in Düsseldorf-Benrath. Destefanis Firma in Norditalien und das Multiunternehmen CAD von Michael Schroer in Moers arbeiteten zusammen. 2012 stand zur Debatte, von Mailand nach Moers zu ziehen. ,,Das habe ich damals gemacht und bin erst einmal eine Zeit lang gependelt", erinnert sich Destefani.
Die Zeit war aufregend. Drei Jahre lang hat der MSC-Co-Trainer die Power Volleys Milan als Teammanager bis in die höchste Spielklasse begleitet. Volleyball genießt in Italien einen hohen Stellenwert und liegt hinter Fußball und Basketball auf Rang drei der Publikumsgunst. Die Nationalmannschaft erspielte sich 2022 zum vierten Mal den Weltmeistertitel und ist auch siebenmaliger Europameister. ,,Ich habe in meiner Zeit in Mailand viel gelernt und noch mehr Kontakt geknüpft", versichert Marco Destefani. 2016 ging es mit dem Milan-Sportdirektor auch noch zur Frauenmannschaft von SAB Volley Legnano.
Zuvor hatte Destefani immer wieder auch ganz jungen Sportlern das Volleyballspiel beigebracht. Und das war auch ein Hebel, den VolleyballExperten für den Moerser SC zu begeistern und zum Team von Cheftrainer Hendrik Rieskamp und Assistent Markus Pukownik dazuzustoßen. Mit jungen Spielern aus der Region zurück bis in die zweite Liga zu kommen, das fixte Destefani an. Die Eltern der MSC-Spieler Timo Moysig und Yannick Kugel halfen dabei argumentativ mit. ,,Aus einem kleinen Feuer wurde bei mir dann ein großes Feuer, weil ein schönes Projekt dahintersteht", gibt Destefani zu.
Der Assistenztrainer ist dazu ein Baustein, besser zu trainieren als es die Dritte Liga erfordert. ,,Das ist unser Anspruch, um in der neuen Liga auch eine gute Rolle zu spielen", bekräftigt Chefcoach Rieskamp. Dabei kommt es nicht nur auf abwechslungsreiche Übungseinheiten mit immer neuen Dingen an Am besten alle zehn Minuten, ,,weil die Aufmerksamkeitsspanne bei jungen Leuten auch wegen der vielfachen Handynutzung abnimmt", wie Marco Destefani erkannt hat.
Auch der schnelle, unmittelbare Videoeinsatz soll die Spieler verbessern. „Korrekturen in dem Moment, wo sie nötig sind, helfen am meisten. Wenn der Spieler noch zehn Sekunden seine Bewegung im Kopf hat und dazu auch ein Video sieht, sind die Chancen auf Verbesserung am größten", versichert Marco Destefani.
Platz vier hält der „Co" mit Blick auf eine sich sportlich nach vorn entwickelnde MSC-Mannschaft in der 3. Liga für realistisch. ,,Wir stehen nicht unter Druck und wollen aus einer guten eine sehr gute Truppe machen", fügt Chefcoach Hendrik Rieskamp an. Der sucht noch einen tauglichen Diagonalspieler. Rieskamp: ,,Anfragen gibt's. Der Spieler müsste natürlich in unsere Identität reinpassen." So, wie Volleyball-Experte Marco Destefani.
Artikel erschienen am 29. Mai in der NRZ, Michael Ryberg