GEGEN AACHEN PASSTE VIELES NICHT – ABER DIE EINSTELLUNG!
Wie im letzten Jahr gab es in der Regionalliga für die „Adler“ einen Fünfsatz-Saison-Auftakt – aber in diesem Jahr mit glücklichem Ausgang. Nach einem 0:2 Satzrückstand brachten es die Spieler von Trainer Chang Cheng Liu mit einem Kraftakt doch noch fertig die Partie zu drehen um zum Saisonstart zwei Punkte zu sichern.
Dabei wurde das Spiel zu Beginn von einer Nachricht überschattet, die Abteilungsleiter Hans-Peter Heisig am Vortage (!) überbracht hatte: Dimitris Nikolaidis und die beiden Amerikaner Nick Niemiec und Jonathan Tuttle nicht spielberechtigt. Nach eigener Aussage hatte Abteilungsleiter Heisig schon lange im Vorfeld davon gewusst ... und exkulpierte sich wegen der kurzfristigen Information u. a. mit einer Verlagerung der Verantwortung auf Funktionäre im Westdeutschen Volleyball Verband.
Trainer Chang Cheng Liu hätte es sicher gerne ein wenig früher gehabt – wollte aber das Funktionärsdesaster nicht kommentieren. Er hatte in den letzten Wochen im personellen Bereich auf eine komplette Mannschaft gesetzt und hatte sein Team entsprechend taktisch – auch in den diversen Trainingsspielen und noch beim letzten Testspiel am Donnerstag - vorbereitet. Nun musste kurzfristig umgestellt werden.
Gute Miene zu bösem Spiel: Nick und Jonathan durch falsche Formalitäten beim Auftakt abgeblockt ...
So musste ein sehr junges MSC Team auf´s Parkett welches sich von Beginn an schwer tat. Die Startsechs (Niklas Kotte Z, Chris Schäperklaus D, Sebastian Blum und Marc Piskun MB, Frederik Mingers und Marco Schwarzbach AA sowie Luca Wagner L) machte zwar den ersten Punkt, gab aber schon bei 4-4 die Führung ab ... und holperte mehr schlecht als recht durch den ersten Satz. Deutlich zu spüren die nervliche Belastung. Der Moerser Angriff (Außen, Mitte, Hinterfeld) mit Ladehemmung, die Annahme unsauber. Zu dicht vor den Block gestellte Bälle wurden leichte Beute des Aachener Blocks. Auszeiten von Trainer Chang Cheng Liu bei 15-17 und 17-22 brachten nichts. Die Verunsicherung vor allem bei den jungen Spielern (Mingers, Wagner) war da – und blieb auch, als Jacob Hofmann bei 17-20 ins Feld rückte.
Im 2. Durchgang kam Andreas Tins für Sebastian Blum in die Netzmitte, Hofmann blieb im Feld. Schnell 0-2 Rückstand, nach Einstand bei drei weiter wie im ersten Durchgang mit zu vielen unerzwungenen Fehlern. Bei 11-15 die erste Auszeit für Moers, bei 19-23 die zweite Pause – schon zu spät. Die „Adler“ gingen sang- und klanglos unter – haderten auch ein wenig mit der neuen Netzregel (bzw. mit der Interpretation derselben), nahmen einige Ermahnungen des Schiedsrichters hin ... und litten weiter vor allem unter der schwachen Annahme: Aachen´s Trainer Hegghbin spreizte bei eigenem Aufschlag hinter seiner Kladde immer wieder die 5 Finger der rechten Hand – Hinweis für seine Spieler, mit dem Aufschlag Druck auf die Moerser Nr. 5 zu machen: Luca Wagner.
Die Einstellung stimmte - auch wenn nicht alles “rund” lief ...
Allerdings - der MSC im 3. Satz unverdrossen und mit einem Blitzstart: 3-0 Führung und dreimal Schwarzbach: ein Angriff und zwei Blocks. Bei 4-0 für Moers Auszeit von Aachen und dann 5-0 durch Block von Tins, der sich nun zunehmend ins Spielgeschehen einschaltete (und anbot!) und wichtige Punkte für den MSC machte. In der Satzmitte jedoch wieder „zittern“ angesagt, als man die Aachener auf 14-14 herankommen ließ. Dann aber wieder Schwarzbach effektiv im Angriff, auch die Moerser Mitte mit Piskun und Tins erfolgreich. Bei 20-15 noch einmal Aachener Auszeit – aber zu spät.
Moerser Annahme - hier mit Luca Wagner - permanent unter Druck ...
Im 4. Durchgang dann Fortsetzung der Aufholjagd mit dramatischen Szenen. Zunächst schwache Annahme und zahnloser Angriff mit 1-4 und 3-6 Rückstand. Ausgleich bei sechs, bei 9-11 Zwei-Punkte-Rückstand und wieder „zittern“. Dann aber Niklas Kotte mit schöner Aufschlagserie zur 15-11 Führung. Aachener Aufbau gestört, Moerser Block nun effektiver. Danach wieder „unerzwungene Fehler“ bei den „Adlern“ (Aachen inzwischen glücklicherweise auch mit Fehlern) und Einstand bei 16. Im letzten Drittel jedoch der MSC konzentrierter im Angriff und einer 23-20 Führung, allerdings fast ruiniert durch einen zu Boden gefallenen „Danke-Ball“ der Aachener, der neben einem Moerser Angriffsfehler zum Ausgleich bei 23 führte. Spannung pur. Kurzer Taktischer Wechsel von Liu: Blum für Tins, bei 24-23 zurückgewechselt und Satzgewinn. Damit 2:2 und schon ein Punkt gesichert.
Weiter verbissene Auseinandersetzung im Tiebreaker – Seitenwechsel mit 8-5 für den MSC. Wagner nun stärker in der Abwehr. Bei 11-7 für die „Adler“ Auszeit von Aachen ... und bei den über 100 Fans und auch bei der Mannschaft wohl schon etwas Vorfreude auf einen finalen Satzgewinn. Getäuscht: vier Fehler in Folge (Tins in den Block, Schwarzbach in den Block, Kotte technischer Fehler, Annahme Wagner) und 11-11. Auszeit von Liu, Aachener Fehler zum 12-11, nach Einstand bei 12 Tins zur 13-12 Führung. Schäperklaus kommt kurz für Hofmann, 13-13. 14-13 Führung für Moers und ausgerechnet Youngster Frederik Mingers (nach dem ersten zerfahrenen Satz) verwandelt den letzten Ball - umjubelt von allen im ENNI Sportpark.
Chris Schäperklaus “mit Auge” am Block vorbei
Fazit: nachdem man kurzfristig „ohne vier“ antreten musste zunächst wackelige Beine und blasse Gesichter, zu vorsichtig und zu viele eigene Fehler. Aber dann ein Aufbäumen der Mannschaft und kämpferische Stärke. Weiter mit einigen „Baustellen“ (Annahme, Zuspiel, Aufschlag) gegen nachlassende Aachener. An der Annahme muss gearbeitet werden, die Angriffs-Situation am Netz ( zu viele Bälle zu nah vor dem Block) muss überdacht werden. Alles in allem eine schöne Belohnung für das Trainerteam Liu/Schmidt-Kotte, das unter erschwerten Bedingungen („Grand ohne Vieren“) einen wichtigen ersten Sieg holte.
Gästetrainer Binar Hegghbin (Norwegen) nach dem Spiel: „Ich bin mit dem Ergebnis natürlich nicht zufrieden – aber mit meiner Mannschaft schon. Sie hat gut gekämpft – wir waren nach dem 2. Satzgewinn sehr optimistisch. Haben danach aber einen schlechten 3. Satz gespielt und dann die folgenden zwei Sätze immer nur ganz knapp verloren. Für die Zukunft bin ich optimistisch.“
Da kam Freude auf bei Klaus Schmidt-Kotte und Chang Cheng Liu: nach 0:2 mit 15-13 im Tiebreaker erfolgreich.
Trainer Chang Cheng Liu hernach: „Nach der prekären Situation im personellen Bereich zu Beginn übernervös. Aber kämpferisch sehr gut, nie nachgelassen. Der Gegner war nicht ohne, hatte eine gute Annahme und einen sehr guten Zuspieler, dadurch oft Probleme für unseren Block. Wir haben zu wenig Druck mit dem Aufschlag gemacht. Ein ganz wichtiger Sieg – gut für das Selbstvertrauen.“
Jonathan Tuttle: „Zuerst ´totally frustrated´. Draußen sitzen und zuschauen. Aber es hat doch Spaß gemacht, wir haben gewonnen.“
Das Ergebnis vom Saisonauftakt:
Moerser SC vs PTSV Aachen 3:2, 19-19-25,25-16-23,15-13
Das MSC Aufgebot im ENNI Sportpark:
Niklas Kotte, Frederik Mingers, Marco Schwarzbach, Sebastian Blum, Marc Piskun, Christopher Schäperklaus, , Andreas Tins, Luca Wagner, Jacob Hofmann, Sven Simon, (Nick Niemiec, Jonathan Tuttle, Dimitris Nikolaidis nicht spielberechtigt, Philip Holstein Lehrgang) Trainer: Chang Cheng Liu, Co-Trainer: Klaus Schmidt-Kotte
Weitere Impressionen vom Spiel in der Photogalerie