Kleiner Rückblick auf die Bundesliga Nord Saison 21/22
Die Saison 21/22 ist gelaufen, hat schon vor Wochen ihr Ende gefunden. Die übliche Nachbetrachtung fällt schwer: schon vor Saisonende hatte die Clubleitung beschlossen, die Herren 1 aus der Bundesliga Nord aus dem Verkehr zu ziehen - unabhängig vom Ausgang und Ergebnis der Saison. So gibt es für diese Adresse eigentlich keinen Ansprechpartner mehr - die Mannschaft ist weg. Dennoch führt kein Weg an einer Saisonbetrachtung vorbei, auch nicht an einer Würdigung einer großartigen Saisonleistung.
Dieses umso mehr, als die Mannschaft am letzten Spieltag in Mondorf nach dem dramatischen Finale zerstört und desillusioniert einzeln oder in Kleingruppen verstreut auf der Verliererhälfte saß, während gegenüber die Mondorfer ausgelassen ihren Triumph mit VBL-Pokal, Sektdusche, Lobesadressen und Ehrenplakette am Bande feierten. Ein Gefühl für die besondere Dramaturgie der Schlussphase der Liga sowie für ein echtes „Endspiel“ … und die dazugehörige Anerkennung aller Protagonisten - sie fehlte bei der Berliner VBL, welche für die „Feierlichkeiten" am Saisonende zuständig ist.
Gute Arbeit
Für den MSC war eine Saison zu Ende gegangen, in welcher man über gut 36 Stunden „reine Spielzeit“ hinweg versucht hatte, das Saisonziel „Meisterschaft“ zu erreichen. Dazu gehörten eine gute Vorbereitung (Trainingspartner Dynamo Apeldoorn holte vor wenigen Tagen die Meisterschaft in den Niederlanden), eine kontinuierlich solide Trainingsarbeit, einige Corona bedingte (aber gut verarbeitete!) Trainingspausen, höchste Motivation bei den Spielen und bei den Heimspielen im ENNI Sportpark eine massive Unterstützung von Helfern und Publikum.
Spannung und Anteilnahme pur ...
Das Resultat: neben dem Gewinn des WVV Pokals (VV Humann Essen und TuS Mondorf besiegt) holte die Mannschaft 23 Siege und bezog drei Niederlagen. Elfmal kam es zu 3:0 Siegen, nur dreimal mussten die „Adler“ über die volle Distanz (3:2) gehen. Das längste Spiel gab es gleich zum Saisonauftakt bei Bitterfeld-Wolfen mit 130 Minuten - die kürzeste Partie wurde in Lindow-Gransee mit 64 Minuten gespielt - natürlich mit der längsten Anreise: 2262 km und 22 Stdn im Bus.
Einmalige Dramaturgie
Der dramatische Höhepunkt der Saison dann ohne Zweifel das letzte Spiel am letzten Spieltag. Gegen Mondorf hatte man bereits in der Hinrunde eine böse 0:3 Niederlage hinnehmen müssen, nun musste man nach der überraschenden 2:3 Heimniederlage vs. Lindow-Gransee gewinnen um das Saisonziel „Meisterschaft“ zu erreichen. Bei der Qualität beider Mannschaften „musste“ es einen Tiebreaker geben … und „natürlich“ ein Ergebnis mit zwei Bällen Abstand.
Enttäuschung und Leid ...
Drama komplett vor fast 1300 Zuschauern in der Bonner Hardtberghalle (2300 Teilnehmer im Livestream!). Der Mannschaft war schon vor dem letzten Spiel der Stecker gezogen worden, sie wollte es aber noch einmal wissen und rückte dann in einem echten Herzschlagfinale in die Nähe einer griechischen Tragödie: wenige Minuten vor dem Spielende eine schwere Verletzung vom Punktelieferanten Felix Orthmann.
Am Ende pures Entsetzen - auch bei MSC Busfahrer Erwin Hannemann
Eine Saison mit einem wahrhaft unerwartet hochdramatischen Ende. Kein Aufstieg, keine Weiterexistenz - aber Kampf bis zuletzt. „Wo ist denn da die Sinngebung?“ hätte Kohlenpott-Philosoph Herbert Knebel wohl gefragt. Auch die klassische Spieltheorie hilft nicht besonders weiter. Die Reggae-Band Inner Circle (auch Joe South) hat diese Frage nach der Sinngebung menschlichen Spielens schon vor Jahren etwas salopp mit ihrem Song „Games People Play“ beantwortet. Wenn „People Games Play“, wenn Leute Spiele spielen … dann geschieht das - wie im Volleyball - nicht nur konkret „6 vs 6“ auf insgesamt 162 qm. Es wird auf vielen Ebenen agiert, es sind verschiedene Akteure beteiligt, es gibt offene und obskure Motive, jeder spielt sein Spiel … und die Dynamik und das Ergebnis sind dann kein Wunschkonzert und auch die Sinngebung ist nur schwer ausfindig zu machen ...
Die Fans aus dem Großraum Moers und vom Niederrhein danken für eine starke Saison
Das Team 2021/2022: Jannik Brentel, Jan Breburda, Christian Carter, Tim Ihde, André Illmer, Marcin Kapusniak, Maximilian Kersting, Mateusz Maciejewicz, Felix Orthmann, Marvin Prolingheuer, Lukas Schattenberg, Luca Wagner
Das Team hinter dem Team:
Cheftrainer Hendrik Rieskamp, Co-Trainer Markus Pukownik und Roland Engels, Scout Sven Simon, Konditionstrainer Martin Schattenberg, Physiotherapeut Jörn Becker