„Bundesliga ist in Reichweite“

NRZ Interview

Moerser SC stehen auf dem Weg ins Oberhaus auch finanzielle Hindernisse im Weg - Von Michael Ryberg, Moers. 

Seit 1985 sind Günter Krivec und der Moerser SC eng miteinander verknüpft. Der Vereinsgründer hat die vor allem durch Volleyball bekannte Geschichte des MSC geprägt, die zwischenzeitlich in einem Europapokaltitel, zwei DVV-Pokalsiegen und einer Deutschen Meisterschaft gipfelte. Der Unternehmer hatte dabei auch immer lenkende Entscheidungen zu treffen. 2014 etwa, als sich der MSC aus finanziellen Gründen aus der Bundesliga verabschiedete. Acht Jahre später klopfen die Adler wieder an die Tür zum Oberhaus. Ob es auch klappt, hängt nicht nur vom sportlichen Erfolg des Zweitliga-Tabellenführers ab, wie Günter Krivec im Interview betont.

Herr Krivec, vier Spiele sind noch übrig, dann kann der MSC vermutlich die Zweitliga-Meisterschaft verbuchen. Ist Ihre Mannschaft auch reif für die Bundesliga?

Günter Krivec: Das Leistungsvermögen des Teams lässt diesen Schritt zu. Mit Zuspieler Marcin Kapusniak, unseren drei jungen Berliner Neuzugängen und auch mit einem wiedergenesenen Felix Orthmann als Außenangreifer hat sich die Mannschaft nach vorn entwickelt. Das ist natürlich auch ein Verdienst des Trainerteams um Hendrik Rieskamp.

Welche Hindernisse stehen einer Rückkehr in die Bundesliga aktuell entgegen?

Der von der Volleyball-Bundesliga geforderte fremdlinienfreie Hallenboden nebst Aufbau ist teuer. Dazu wollen wir im Enni-Sportzentrum weiter eine annehmbare Miete bezahlen, weil wir uns in erster Linie als Ausbildungsverein und nicht als Profiverein sehen. Zudem geht es darum, künftig die Videowand in der Halle nutzen zu können. Deshalb haben wir bei der Stadt Moers an den Bürgermeister und die Ratsfraktionen einen Antrag auf Unterstützung gestellt.

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Wie zuversichtlich sind Sie, dass auch Hilfe kommt?

Ich habe spontane Termine bekommen und Zuspruch erhalten. Bürgermeister Christoph Fleischhauer will sich persönlich einsetzen. Er ist ja auch ein großer Sport-Freund. Ich hoffe auf eine Rückantwort der Stadt bis 31. März. Dann würde ich auch der VBL mitteilen, wohin die Reise geht. Grundsätzlich lässt sich sagen: Die Stadt hat die Enni-Sporthalle ja einst unter der Prämisse gebaut, dort auch erstklassigen Sport anbieten zu können. Das wollen wir nun umsetzen, können es als Verein aber nicht allein stemmen.

Weil die Bundesliga teurer ist als die Zweite Liga derzeit.

Das stimmt. Die allgemeinen Kosten liegen etwa um 100.000 Euro höher. Wir müssten einen hauptamtlichen Geschäftsführer und Trainer haben, die Gehälter und die Kosten für den Spielbetrieb wären höher. Dazu erhöhen sich auch signifikant die  Beiträge zur Berufsgenossenschaft. Der schon erwähnte linienfreie Hallenboden, die Hallenmiete und die Nutzung der Videowand kämen noch obendrauf.

Gerade der fernsehfreundlichere Hallenboden ist ja seit langem ein Problemthema. Wie ist hier die finanzielle Größenordnung?

Die Beschaffung liegt bei rund 35.000 Euro. Dazu müsste bei jedem Heimspiel fachmännisch auf- und abgebaut werden. Das dürfte pro Spiel rund 1500 Euro kosten.

Ließe sich das Geld nicht besser in eine stärkere Mannschaft stecken?

Sicher. Aber lässt man mit Berlin, Friedrichshafen und Düren mal die drei Spitzenteams außen vor, sehe ich uns in der jetzigen Besetzung sportlich in Reichweite zu den anderen Bundesligisten. Wir würden uns, sofern alle Spieler bleiben wollten, nur punktuell verstärken.

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Was passiert eigentlich in Sachen Hallenboden, wenn Sie oder die Stadt investieren, der MSC nach einem Jahr Bundesliga aber möglicherweise wieder absteigt?

Gute Frage. Das ist auch so ein Faktor, der bei der VBL bekannt ist. Und das dürfte ein Grund sein, warum sich aktuell außer dem Moers SC meines Wissens niemand um eine Bundesliga-Lizenz bewirbt.

Gibt es eine Problemlösung? Eine höchste Liga mit nur acht oder neun Mannschaft übt ja nicht geraden den größten Reiz aus.

Das stimmt. Es gibt bei der VBL eine wohlwollende Haltung zum Vorschlag, Aufsteigern eine dreijährige Zugehörigkeit zur Bundesliga zuzusichern – auch wegen der Hallenbodeninvestition. Grundsätzlich müssten wir zusehen, dass wir die Liga auf zwölf Teams bringen. Das wäre eine attraktive Größe.

MSC-Trainer Hendrik Rieskamp würde natürlich die Früchte des Erfolges gern ernten und erstklassig arbeiten. Wird er Chefcoach bleiben in der neuen Saison?

Ja, das steht fest – aber unabhängig von der Liga. Er würde auch bleiben, wenn wir nicht aufsteigen. Hendrik trainiert beim MSC mittlerweile noch zwei Jugendteams und ist beim Nachwuchskonzept mit Herz und Ideen voll dabei.

Fürchten Sie, dass das genau dieses Ausbildungskonzept beim MSC mit dem Einsatz aller jungen Zweitligaspieler im Nachwuchs bei Nicht-Aufstieg leiden wird?

Das könnte passieren. Ich weiß, dass gerade unsere jungen Spieler von anderen Bundesliga-Vereinen natürlich auch Angebote bekommen. Wir haben aktuell 18 Jugendteams, sind in vielen Moerser Grundschulen unterwegs. Das alles geht nur, weil unsere Zweitliga-Spieler als Vorbilder für Kinder und Jugendliche mitmachen. Ginge dies nun verloren, verlieren wir als Gesamtverein an Glaubwürdigkeit und Anziehungskraft. Wir würden gern unsere Ansprüche als Bundesligist und Ausbildungsverein verknüpfen und Topsport für die Moerser Bürger bieten – und dies gemeinsam mit Hilfe der Stadt.

Quelle: NRZ Moers, Redakteur Michael Ryberg

Der Beitrag erschien am 10.03.2022 in der NRZ Niederrhein