Gegen gut aufgelegte VCO-Talente sah es zunächst gar nicht gut aus
Nach gut siebenstündiger Busfahrt und gut eineinhalbstündigem Spiel sicherte sich das Aufgebot von Trainer Hendrik Rieskamp beim VCO Berlin die gewünschten und erwarteten drei Punkte, sicherte sich den 8. Sieg in Folge und den 2. Platz (ein Spiel weniger als Tabellenführer Mondorf) in der Tabelle der Bundesliga Nord.
Dabei waren die Vorzeichen nicht besonders günstig: Trainer Rieskamp musste auf Chris Carter und Lukas Schattenberg verzichten – beide mit gesundheitlich Problemen daheim geblieben. Damit die Wechselmöglichkeiten in bestimmten Situationen erheblich eingeschränkt. Mit im Aufgebot war Yannik Kugel aus der 2. Mannschaft, der auch schon in der Partie gegen Kiel mit an Bord war.
Schöne Höhe bei Jan Breburda ...
Trainer Rieskamp schickte Mateusz Maciejewicz auf die Zuspielposition („Hat er sich im Training absolut verdient!“), Marvin Prolingheuer wie üblich auf der Diagonalen. In der Annahme Jannik Brentel und Felix Orthmann, in der Mitte Jan Breburda und Maximilian Kersting. Auf der Liberoposition André Illmer.
Berlin startet furios
Berlin startet mit zwei erfolgreichen Hammeraufschlägen und profitiert von einem Moerser Angriff ins Aus: Paukenschlag und 3:0 für die Gastgeber. Ein Moerser Angriff (Prolingheuer) kommt durch, aber Berlin lässt es im Aufschlag noch einmal krachen, ein Moerser Aufschlag ins Aus und 6-2 Führung. Derselbe Punktabstand bei der ersten technischen Auszeit. Dann aber ein Moerser Block (Brentel), ein Berliner Angriff ins Aus, ein „Abstauber“ und ein „Hammer“ von Felix Orthmann und plötzlich 8-8. Der Moerser Angriff danach aber wieder „lahm“, die Berliner Angriffe weiter schnell und für den Moerser Block (und die Feldabwehr) nicht zu kontrollieren. Nach Moerser Angriff ins „Aus“ Auszeit von Trainer Rieskamp bei 11-15. Marcin Kapusniak betritt das Feld. Aber auch nach 16-12 (schöner Berliner Schuss-Angriff durch die Mitte) kommt Moers nicht in die Gänge. Über 18-14 und 21-18 (Auszeit von Trainer Rieskamp) bleibt Berlin am Drücker und sichert sich nach einem krassen Moerser Annahmefehler (23-19!) den Satzgewinn – am Ende mit einem Moerser Aufschlagfehler.
Moerser Block "zerlegt" - nach Berliner Hinterfeldangriff
„Adler“ antworten
Im 2. Durchgang dann ein etwas anderes Bild: Berlin führt noch 3-1, sieht dann aber einen besser angepassten MSC, der über 3-3 und 6-6 nach dem ersten Drittel mit hauchdünner Führung (Prolingheuer mach das 7-8) vorne liegt. Hauchdünn auch noch bei 15-16. Im 2. Drittel alles eng: 9-9, 10-10, 12-12,13-13. Berlin weiter frech, aber der Moerser Angriff kontert immer wieder (Marvin Prolingheuer, Felix Orthmann!). Moers nun auch kämpferisch voll im Spiel. Ist auch nach Berliner Aufschlagfehler nach dem 2. Drittel mit 15-16 hauchdünn vorn. Auch in der Schlussphase gelingt es dem Rieskamp-Team zunächst nicht, sich abzusetzen. Berlin wieder frech und schnell bei 18-18. Auszeit von Berlin nach Prolingheuer- und Brentel-Punkt bei 18-20. Wieder schnelle Attacke von Berlin 19-20. Auszeit Moers. Dann „endlich“ Fehler von Berlin: zweimal ins Aus und dann führen gleichzeitig/rechtzeitig ein Orthmann-Hammer und ein Kapusniak-Abstauber zum Satzgewinn.
Annahme und Abwehr mächtig unter Druck ... André Illmer
Die Wende
Im 3. Durchgang nur im ersten Drittel noch ausgeglichen. Nach 3-3 und 6-6 die Führung bei 8-7 durch Jan Breburda. Nach 9-9 aber Jannik Brentel und Felix Orthmann (Hammer!) zum 11-9 und zur Auszeit von Berlin. Da läuft es jetzt nicht mehr mit der anfänglichen Präzision, Moers kommt ins Spiel. Jannik Brentel zunehmend erfolgreich, schöne Aufschlagserie (mit der Berlin nicht viel anfangen kann) von Jan Breburda von 12-10 bis17-10. Das MSC Team hat nun Fahrt (Angriff!) aufgenommen, Berlin mit zwei Aufschlagfehlern hintereinander, die anderen Aufschläge eher vorsichtig und Moers kann konsequent aufbauen, die Abschlüsse stimmen ... und der Satz geht deutlich an die Gäste.
Felix Ortmann - hinten sicher und vorne eine Macht
Interessanter Abgang
Im 4. Satz ist dann der „Bann“ endgültig – und auch schon früh im Satz – gebrochen. Der Moerser Block im ersten Drittel gleich dreimal erfolgreich, dazu zwei weitere Aufschlagfehler von Berlin ... und nach 8-5 Zwischenergebnis marschieren die Gäste nun dominierend weiter zur 16-10 Führung. Nach weiterem Berliner Aufschlagfehler kommt bei 17-11 Mateusz Maciejewicz zurück ins Spiel. Moers noch mit 18-11 und 19-12 Führung (nach erneutem Berliner Aufschlagfehler). Dann aber der Druck aus dem Moerser Spiel plötzlich raus: bei 19-15 die erste Auszeit von Trainer Rieskamp, bei 19-18 folgt die 2. Minipause. Marcin Kapusniak kommt zurück. Marvin Prolingheuer zum 20-18 und man könnte meinen es geht wieder aufwärts. Nichts da: Berlin wehrt sich. Nimmt eine Auszeit bei 22-23. Orthmann zum 22-24, ein Moerser Aufschlagfehler folgt und bei 23-24 brennt der Baum. Dann beendet Felix Orthmann das Spiel mit einem weiteren brachialen Angriffshammer (Orthmann hatte in der Schlussphase schon die Punkte 23 und 24 gemacht).
Marvin Prolingheuer: "Los Leute ...!"
Resumée: Im ersten Satz treffen die Gäste aus Moers auf gut aufgelegte Gastgeber, die ganz offensichtlich mit der Devise „Gegen Moers haben wir nur etwas zu bestellen, wenn wir Druck ohne Ende machen“ ins Spiel gegangen sind. Sie folgen dieser Devise, spielen mit hohem Risiko, es funktioniert und sie sind erfolgreich ... Natürlich auch deshalb, weil bei Moers die Abwehr (Netz und Feld) nicht mitkommt – eher verständlich. Aber auch nicht mitkommt, weil – so Trainer Rieskamp später – die Defensive (am Netz) die taktischen Vorgaben zunächst nicht umsetzt. Rieskamp später: „Es hat zu lange gedauert.“ In der Tat kam die Moerser Defensive in den Folgesätzen besser ins Spiel – zumal da im Berliner „Pressing“ nach und Fehler aufkamen – voll verständlich bei den jungen Talenten. Das Rieskamp-Team dann deutlich auf der Siegerstraße – aber im letzten Satz bei einer 7-Punkte-Fürhung noch einmal erheblich in Straucheln (24-23!) geraten. Der Wechsel im Zuspielbereich und die nachfolgende Flaute sicher nicht dem Zuspieler anzulasten – aber wem dann? Trainer Rieskamp fand nach der Partie das Wort „Arroganz“. Das geht in Richtung Mannschaft. Da kann man dann auf jeden Fall in der Psycho-Kiste wühlen. Es bieten sich viele Arroganz-Definitionen an: „Als arrogant werden meist solche Menschen bezeichnet, die sich für etwas Besseres halten.“ Wie auch immer: fest steht, die Folgen können verheerend sein. Es kam aber nicht zu einem Punktverlust: ein Spieler mit dem Namen Felix beendete die Angelegenheit ...
Stimmen
Hendrik Rieskamp: „Das mit dem ersten Satz – unangenehm, aber kann passieren. Aber es hat insgesamt zu lange gedauert, bis wir taktische Maßnahmen umgesetzt haben. Die Anpassung im Block hat einfach zu lange gedauert. Den Bruch im 4. Satz bezeichne ich als arrogant: am Zuspielerwechsel lag es objektiv nicht, es lag an der subjektiv persönlichen Wahrnehmung und Einstellung. Das nervt mich. Deshalb bin ich auch in der Kabine laut geworden.“
Co-Trainer Roland Engels: „Wir sind nur schwer reingekommen, weil der Gegner erheblich Druck mit dem Aufschlag und im Angriff gemacht hat – mit Risiko und sehr erfolgreich. Wir haben zu wenig getroffen, der Gegner fast alles. Annahme und Angriff liefen nicht so besonders. Das hat sich dann gedreht als wir unsere Fehler reduzierten und die Berliner ihre Fehlerquote erhöhten.“
Co-Trainer Markus Pukownik: „Nach sieben Stunden Busfahrt waren wir im ersten Satz nicht im Spiel, die Körperspannung fehlte ... im Hinterkopf war man vielleicht beim Tabellenplatz der Berliner. Die haben aber deutlich mehr getroffen als wir, wir haben unsere Punktballsituationen oft nicht genutzt. Das hat sich dann geändert als wir die Lücke im Block besser schließen konnten. Beim letzten Wechsel war es ärgerlich: da hat das Team wohl einen Gang zurück geschaltet.“
Das MSC Aufgebot: Jannik Brentel, Jan Breburda, Tim Ihde, André Illmer, Marcin Kapusniak, Maximilian Kersting, Yannik Kugel, Mateusz Maciejewicz, Felix Orthmann, Marvin Prolingheuer, Luca Wagner, Trainer: Hendrik Rieskamp, Co-Trainer, Roland Engels, Markus Pukownik
Das Ergebnis: VCO Berlin vs. Moerser SC 1:3,25-21,19-17-23-25 in 24, 23, 24 und 27 Minuten ( 1h 38min) vor 22 Zuschauern, MVP Silber: Jannes Wiesner, MVP Gold: Jannik Brentel