Aber: Zweitligist nimmt einen neuen Anlauf ...
Seit der Saison 2015/2016 hat kein Team der 2. Volleyball-Bundesliga Nord das sportliche Aufstiegsrecht für das Oberhaus wahrgenommen. Auf den Sprung der Solingen Volleys vor fünf Jahren folgten lediglich zwei Wildcards für VCO Berlin sowie eine für den 2018er-Vizemeister Helios Giesen. Der von der zuständigen VBL ausgerufene Masterplan verordnet seit gut fünf Jahren zu hohe Hürden: eine Halle mit mindestens 2500 Zuschauerplätzen, einen fernsehgerechten Boden, hauptamtliche Trainer und Geschäftsführer, elektronische Werbebanden. Was sich modern liest auf dem Papier, entpuppt sich in der Realität an den Gegebenheiten vorbei.
Wichtig: André Illmer bleibt dem Team erhalten ...
Davon wird auch der Moerser SC mit seinem Vorsitzenden Günter Krivec an der Spitze stets auf´s Neue eingeholt. Der ehemalige Deutsche Meister von 1992 und Europapokalsieger will nach dem finanziell bedingten freiwilligen Ausstieg im Jahre 2014 in die Bundesliga zurückkehren. Die Verbandsforderungen sprechen derzeit dagegen.
Das sportlich hohe Ziel mit Platz eins, das den MSC wohl in eine bessere Verhandlungsposition mit der VBL bringen würde, wurde diesmal zwar knapp verfehlt. Dennoch darf Trainer Hendrik Rieskamp mit seiner Crew die am Samstag mit dem starken 3:0 in Schüttorf beendete Spielzeit als Erfolg verbuchen.
Bilanz: Insgesamt war es gut
Das sieht auch Coach Rieskamp so: „Insgesamt war es gut. Das Ziel für die neue Saison heißt, Meister zu werden. Ob es dann auch mit der Bundesliga klappt, wird man sehen.“ Bei der VBL gibt es zum ersten Juni Personalwechsel in der Geschäftsführung. VCO Berlin verlässt die Bundesliga. Ob TSV Unterhaching weitermacht, scheint fraglich. Auch ein Verbleib der Volleyball Bisons Bühl ist nicht sicher.
Hendrik Rieskamp mit seiner Crew zufrieden ...
Man müsste also schon eine Glaskugel bemühen, um den weiteren Fortgang der Bundesliga vorherzusehen. Dass eine oberste Spielklasse mit 10 oder gar nur 9 Mannschaften kaum als Aushängeschild dienen kann angesichts der Ansprüche, die der Masterplan diktiert, dürften sie bei der VBL in Berlin wohl auch kaum positiv sehen.
Günter Krivec, der meinungsfreudige und bisweilen streitbare Vorsitzende des MSC, beobachtet vom Niederrhein aus die Entwicklung weiter skeptisch: „Wir werden eine Mannschaft aufbieten, die um Platz eins mitspielt – in Sachen Bundesliga stecken wir aber in der Warteschleife.“ Jener der VBL. Immerhin haben es die Moerser in der Hand, künftig eine verbesserte Truppe aufs Parkett zu schicken. Es gilt, die Mittelblocker Oskar Klingner und Veit Bils sowie Jonas Hoppe zu ersetzen. Im Gegenzug kann Trainer Rieskamp weiter auf Leistungsträger wie Libero André Illmer oder die erfahrenen Punktelieferanten Marvin Prolingheuer und Chris Carter bauen.
Chris Carter zielt weiter ...
Zuspielerposition als Schlüssel
Beide zählten in dieser Saison zu den Leistungsträgern, hatten es jedoch bei schwankenden Leistungen der jungen Zuspieler Lukas Salimi (18) und Jonas Hoppe (22) nicht leicht. Das galt auch für den spät in Fahrt kommenden Kapitän sowie Linkshänder Lukas Schattenberg sowie für Winter-Zugang Maximilian Ströbl, der erst in der Endphase einer guter Ersatz für Felix Orthmann war. Die Zuspielerposition dürfte ein Schlüssel dafür sein, ob der MSC in der neuen Spielzeit wirklich das Zeug zur Meisterschaft hat.
Weit von Platz eins waren die Adler diesmal allerdings nicht weg. Allein ein Sieg im ausgefallenen und später von der VBL mit 0:3 gewerteten Topspiel beim SV Lindo-Gransee hätte den MSC mit dem Spitzenreiter gleichziehen lassen.
Kommt vermehrt zum Einsatz: Luca Wagner ...
Platz eins war drin, die Moerser Bank allerdings angesichts einiger gewichtiger Personalausfälle zu dünn bestückt. „Wir haben nicht den größten Etat und machen auch keinen Wahnsinn mit Spielereinkäufen, sondern gehen sportlich langsame Schritte“, betont Trainer Rieskamp. Auch mit Blick auf nur 125.000 Euro, die in der jüngsten Saison zur Verfügung standen.
Moers als Sprungbrett für Talente
Talente finden, fördern und nebenher eine berufliche Ausbildung oder ein Studium ermöglichen – diesen Weg verfolgt der MSC weiter. Und Moers gilt deshalb auch ein wenig als Sprungbrett für den Volleyball-Nachwuchs. Selbst unter der Prämisse, dass ein Bundesliga-Aufstieg im sportlichen Erfolgsfall nicht garantiert werden kann – aus den eingangs erwähnten Gründen.
... ebenso wie Tim Ihde (rechts)
MSC-Chef Günter Krivec spielt da mit offenen Karten. Und stellte selbst Trainer Hendrik Rieskamp frei, die abgemachte Vertragsverlängerung wegen der weiterhin unsicheren Erstliga-Rückkehr aufzukündigen. Doch der Coach geht im vierten Jahr den Moerser Weg mit. Dies mit Überzeugung und durchaus auch mit Rückenwind durch die beste MSC-Saisonausbeute seit dem Bundesliga-Aus im Jahr 2014.
Quelle: NRZ/WAZ Sport, Redakteur M. Ryberg