Trainer Günter Krivec weiter mit Outdoor-Training
Mitte März im letzten Jahr schlug Corona unerbittlich zu, als es zum totalen Lockdown kam: totaler Abbruch im Sportbereich – Saison beendet in allen Spielklassen, kein Training, Sportstätten geschlossen ... alles tot.
Dann kamen die ersten Lockerungen im Mai: die Beachvolleyballer machten den Anfang, Training in der Rumelner Arena, mit ersten Turnieren in Bocholt und Rumeln. Im August die Herren I mit Trainingsauftakt in der Halle, nach den Ferien wieder alle Teams aktiv ... dann alle im Training und noch Start in die Saison 20/21 mit ausgefeilten Corona-Hygieneplänen und bei den H1 sogar noch mit echten Zuschauern.
Dann die Herren II noch mit Spiel vs. die SG Duisburg, die NRW Liga (Jugend) noch Ende September tätig ... und danach kam im Oktober der 2. Lockdown. Die Herren I in der Bundesliga Nord weiter aktiv – aber alle Amateure lahmgelegt. Kein Mannschaftstraining, keine Spiele, Hallen geschlossen. Jetzt befinden wir uns wieder im März ...
Prekäre Lage für die Amateure
Eine prekäre Situation für den Moerser SC – vor allem für die Jugendarbeit. Viele Vereine – wie auch der WVV mit seinen Auswahltrainern – boten Trainingsanregungen online an. Auch der MSC produzierte ein Video mit Trainingsanregungen. Beim 2. Lockdown kam ein neues Video ... und MSC-Sportwart Volker Woeste versuchte die unterschiedlichen Anregungen für ein machbares Training zu bündeln.
Jetzt bietet der MSC u.a. auf der Zoom-Schiene ein ausgefeiltes Trainingsprogramm an, vier Termine pro Woche, in welchem sich Trainer und Trainierende über einen Videostream verbinden, kommunizieren ... und Trainingsanregungen folgen können. Einige Trainer arbeiten mit unterschiedlichen Trainingsgruppen.
Zoom – eine attraktive Option
So arbeiten Oskar Klingner und André Illmer zweimal pro Woche mit einer Gruppe zusammen, die ca. knapp 30 Teilnehmer (Jugendliche, U18 Mädchen und Damen III) umfasst. Illmer: „Die Kids loggen sich ein, wir begrüßen sie, stellen unser Programm vor und gehen dann von Übungen zu Übung. Wir können dann über die eingeschalteten Kameras daheim sehen, ob es läuft, ob Korrekturen notwendig sind.“ Dabei bieten Illmer und Klingner verschiedene Schwerpunkte: während Oskar Klingner dienstags ein HIT Training (High Intensity Training) anbietet/verlangt, sind Illmers Schwerpunkte körperbildende Maßnahmen, Koordination, Schnellkraft, Feinmotorik. Zwischendurch sind auch Übungen mit dem Ball freigeschaltet – natürlich in starkem Maße von den räumlichen Gegebenheiten abhängig.
Ähnlich die Aktivitäten bei den „Trainern“ Jonas Hoppe und Lukas Salimi, die sich vornehmlich um den U13 Bereich kümmern und bis zu 15 Kinder betreuen. Hier war es schwer, bei den ganz jungen und noch nicht im Verein verankerten Spieler/innen zu starten und auch die technischen Voraussetzungen zu realisieren. „Aber,“ so Jonas Hoppe, „den Kids macht es Spaß, uns auch. Wir haben das Gefühl, dass wir gut ankommen.“ Es bleibt die Sehnsucht nach dem Training in der Halle ...
Die andere Option: Präsenz und Outdoor!
Für Trainer Krivec ist das „richtige“ Training mit überwachter Belastung, mit Konditionsschwerpunkten und Technik-Übungen mit dem Ball, weiterhin unverzichtbar. Die Hallen sind gesperrt, also ist Krivec mit seiner Trainingsgruppe zweimal in der Woche draußen. Nach der Gesetzeslage darf es kein Gruppentraining geben. So treffen sich die am Training und an Bewegung Interessierten getrennt und auf Distanz. Trainiert wird Zweiergruppen (Tandems) mit verschiedenen Arbeitsaufträgen.
Trainer Günter Krivec hat das Trainingsangebot mit seinen Mädchen seit Oktober durchgehalten. Zunächst hatte die Stadt die Sportanlagen im Stadtpark (Nähe Streichelzoo) noch offen gehalten, später wurden sie gesperrt. Die anfängliche Skepsis gegenüber dem Outdoor Training bei anderen Trainern hat sich etwas gelegt. Zwischendurch durchaus ein Härteprogramm für die Mädchen: manchmal richtig kalt und feucht – aber kein Grund für Trainingsausfall. Auch der Wintereinbruch von drei Wochen stoppte Krivec´s Gruppe nicht. (Finja Kösters: „Wir sind sogar über das Eis auf dem kleinen Teich gelaufen, war echt spannend. Das Eis hat gehalten!“)
Inzwischen ist der Frühling eingekehrt – Tage mit 20 Grad erinnern fast an Beachvolleyball Temperaturen. Es stehen sicher noch kalte Tage bevor. Laura Woeste dazu: „Wir machen „100 pro“ weiter – das Wetter ist das Wetter, Hauptsache man ist richtig angezogen.“ Bei Regen (Unfallgefahr) fällt das Training allerdings aus.
Gesetzliche Vorgaben einhalten
Um die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten (nur zwei Personen aus unterschiedlichen Haushalten dürfen sich treffen und zusammen etwas unternehmen) und Kollisionen zu vermeiden, wickeln die Tandems ihre Einheiten völlig „autark“ ab: auf einem Info-blatt gibt es ein ca. 60-minütiges Programm, das mit einem 2,5km Dauerlauf anfängt. Dann gibt es eine Folge von Kurzsprints, Start-Stopp Übungen, Sprünge – es folgen koordinative Übungen im Arm /Schulter-, Körper-, Beinbereich und schließlich auch Übungen mit dem Ball. Die Tandems (oder Einzelpersonen) haben unterschiedliche Anfangszeiten.
Trainer Günter Krivec „schwört“ auf sein Trainingsangebot: „Distanzlernen gut und schön, man hat aber schnell – auch in den Schulen – gemerkt, dass es das Präsenzlernen nicht ersetzen kann.“ Zwischendurch wirft der Trainer/ein Begleiter mal einen Medizinball auf die große Wiese – die Tandems wissen was zu tun ist. Krivec: „Die Mädchen kennen die Routine, bleiben auf Distanz. Ich schau mir das aus der Ferne an – für alle Fälle.“ Immer ist eine weitere Aufsichtsperson auf dem Gelände. Sportwart Woeste: „Bei Verletzungen oder irgendwelchen Problemen ist immer jemand da.“
Wie im richtigen Leben bietet der MSC also – das „Distanzlernen“ (Zoom Projekt) und das „Präsenzlernen“ (Outdoor Training) an. Für MSC Sportwart Volker Woeste ein „guter Mix von Lernangeboten, mit denen wir unsere Jugendlichen fördern und mit dem Nachwuchs Kontakt halten können. Die Lockdowns haben einige Vereine schwer getroffen; wir versuchen, so gut wie möglich darauf zu reagieren. Wir wollen unbedingt die Bindung zu unserem Nachwuchs aufrecht erhalten.“ Woeste weiter: "Wir brauchen natürlich auch die Akzeptanz unserer Eltern und Trainer."
Ist das nicht langweilig, wenn ihr da allein oder zu zweit durch die Landschaft lauft? „Nö“, sagt Evelyn Tissen, „wir wissen ja, daß die Mannschaft da ist, wir sehen uns ja zwischendurch und machen winke winke. Außerdem wechselt das Programm. Wenn wir am Ende zum Parkplatz gehen, bleiben wir zwar auseinander, sind aber doch irgendwie zusammen gewesen. Wenn es noch was zu erzählen gibt, telefonieren wir.“
Einen ganz schönen Nebeneffekt hat das kontinuierliche Training draußen: Bäume, Sträucher und Pflanzen starten in den Frühling und Sommer. Und dann stellen die Kids fest: es gibt doch tatsächlich Gewächse, die zunächst blühen ... und die Blätter kommen dann später. Passt doch irgendwie zur Situation ...