Wissenswertes aus der Geschichte unseres Spiels.
Der Ball ist ohne Zweifel eines der ältesten Spielgeräte in der Kulturgeschichte der Menschheit – nachweislich gab es schon im alten Ägypten ballähnliche Spiele. Im klassischen Griechenland und in Rom erfreuten sich Ballspiele großer Beliebtheit. Dieses setzte sich im Mittelalter mit dem italienischen „Pallone“ und verschiedenen „Fangballspielen“ in Europa fort.
1895
Das Volleyballspiel (Modernes Rasentennis als Rückschlagspiel wurde schon in der 1870er Jahren in England betrieben!) wurde im Jahre 1895 von dem Amerikaner William C. Morgan in Holyoke an einem YMCA (Young Men´s Christian Association) Institut „erfunden“ und entwickelt. Kurz zuvor (1891) hatte der Trainer der Footballmannschaft am Springfied College, John Naismith - übrigens auch für YMCA Studenten - das Basketballspiel als Ergänzung zum Footballspiel erfunden. Beide „Entwickler“ hatten Kontakt zueinander. Beide Neuentwicklungen fielen in eine wichtige Periode amerikanischer Leibeserziehung – im Zusammenhang mit dem „Playground Movement“ mit der Bestrebung große Spielplätze/Spielparks in den Zentren der schnell wachsenden großen Städte zu schaffen.
1896
Zunächst lief das Volleyballspiel unter dem Namen „Mintonette“ – ein Sportlehrer-Kollege von Morgan (Alfred T. Halstead) stellte fest, dass bei diesem Spiel der Ball ja permanent im Flug (volley) gehalten wird und schlug deshalb den Namen Volley Ball vor – sofort allgemein akzeptiert, wie auch die ersten Regelungen (zwei Mannschaften etc). Schwierigkeiten gab es zunächst bei der Entwicklung eines geeigneten Balles: der Basketball war zu schwer, die Blase des Basketballs allein zu leicht. Die Firma Spalding entwickelte einen Ball aus weichem Kalbsleder – zwischen 10 und 11 US Unzen – ca 300 gr. schwer. Die Netzhöhe betrug ca. 2m.
William C. Morgan (links oben) mit seinem YMCA Team
1928
In diesem Jahre wurde die USVB (United States Volleyball Association) gegründet – nachdem schon vorher (1922 in New York) offizielle US Meisterschaften der YMCA durchgeführt worden waren. In den Jahren zuvor war immer wieder an einem Regelwerk gearbeitet worden, nachdem schon 1897 die YMCA ein erstes Regelwerk in den Druck gegeben hatte. In den folgenden Jahren folgte nach der Entwicklungsphase (1895 bis 1923) eine Aufbauphase ... mit der Expansion des Spiels nach Europa. Schon 1914 war der Sprung über den Atlantik erfolgt – der Schwerpunkt war zunächst in Osteuropa.
1947
In diesem Jahre wurde die FIVB gegründet – und damit auch das moderne Volleyballspiel, das sich in den Jahren zuvor (Block, Netzhöhe, Ballqualität) stückweise entwickelt hatte, festgeschrieben. 14 Nationen waren die ersten Mitglieder – darunter übrigens auch die Niederlande und Belgien. Der französische Delegierte Paul Libaud wurde der erste Präsident. Die ersten Weltmeisterschaften gab es im Jahre 1949 (Männer) und 1952 (Frauen).
1955
Erst im Jahre 1955 (60 Jahre nach der „Erfindung“) wurde der Deutsche Volleyball Verband gegründet. Der erste Präsident des DVV war Johannes Zeigert, der den Verband fast 10 Jahre führte. Der DVV hatte es schwer: Haupt-Konkurrent war der Deutsche Turnerbund, in dessen Reihen ebenfalls Volleyball gespielt wurde ... und der Deutsche Sportbund (DSB) wollte zu Anfang gar nichts vom DVV wissen. Berühmtes Zitat: „Wie viele unbedeutende Sportverbände sollen wir noch aufnehmen?“
1961
Die Gründung des Westdeutschen Volleyball-Verbandes erfolgte im Jahre 1961. Schon vorher war in NRW Volleyball gespielt worden. Teams aus Turnvereinen, aus dem CVJM, aus Pädagogischen Akademien und Christlichen Jugenddörfern waren beteiligt. Unter den ersten 22 Mitgliedsvereinen waren u.a. der TuS Holsterhausen (Essen), CVJM Ratingen, TuS Leverkusen und VC Düsseldorf.
1969
Im Jahre 1969 wurden zum letzten Male die Deutschen Meisterschaften nach dem alten Modus ausgespielt: die besten Oberligateams Deutschlandes trafen sich zu einem Finalturnier. In Vorbereitung auf die Olympischen Spiele entstand für die nächste Saison eine zweiteilige Bundesliga, in welcher die stärksten Kräfte im Hinblick auf eine zu bildende Nationalmannschaft für Olympischen Spiele in München 1972 gebildet werden sollten. Erst im Jahre 1974 wurde eine eingleisige Bundesliga mit zwei 2. Bundesligen beschlossen.
1972
Bei den Olympischen Spielen 1972 in München waren die sportlichen Erfolge der BRD-Teams (Bundesrepublik Deutschland) sehr mäßig: in einem Teilnehmerfeld von 12 Teams belegten die Herren Platz 11 (nur ein 3:1 Sieg gegen Tunesien), die Damen kamen auf Platz acht (acht teilnehmende Mannschaften), da sie auch beide Platzierungsspiele gegen Kuba und die Tschechoslowakei verloren. Das DDR Team holte die Silbermedaille (Herren).
1976
Von 1972 bis 1976 erlebte Deutschland einen nach-olympischen Volleyball-Boom: die Mitgliedszahlen beim DSB stiegen von 46.000 auf 133.000. Einige andere „Änderungen“ gab es schon im Jahre 1972, als erstmals das Gewicht des Volleyballs auf 250 bis 280 Gramm festgesetzt wurde. Heute liegt das Gewicht zwischen 260 und 280 Gramm. Außerdem wurden die Netz-Antennen eingeführt, um den Schiedsrichtern die Arbeit zu „erleichtern“.
2020
Heute hat der Deutsche Volleyball Verband ca. 405.000 Mitglieder, der die Sportarten Volleyball, Beachvolleyball und Snowvolleyball fördert - in 17 Landesverbänden und ca. 6600 Vereinen. Die VBL (Volleyball Bundesliga) organisiert die 1. und 2. Bundesliga – die Landesverbände sind für alle Vereine unterhalb der Bundesliga zuständig, wobei der DVV für die Dritte Liga zuständig ist.
William C. Morgan