Schwierige Lage – Zuschauer „fehlen“

Die NRZ zur Lage: gegenwärtig sind nur Geisterspiele erlaubt

Moers. Das Phänomen der Euphorie ist in Corona-Zeiten ein schwieriges Thema. Die seit März andauernde Pandemie ist mehr als nur täglicher Diskussionsstoff über Einschränkungen im Alltag. Covid-19 sorgt auch dafür, dass Sportler, die noch im Wettkampf antreten dürfen, in einer psychologischen Sackgasse feststecken. Vermutlich werden noch einige Wochen über die Winterferien hinaus die Ränge leer bleiben. Für Emotionalität müssen die Aktiven selber sorgen.

Trauriger Zustand

„Es ist ein trauriger Zustand für Verein und Spieler, wenn die Türen für Zuschauer dauerhaft geschlossen bleiben“, bekräftigt Simon Krivec, Vorstandsmitglied beim Volleyball-Zweitligisten Moerser SC. Der 33-jährige Apotheker und Unternehmer hatte auf die Euphorie mit einer veränderten MSC-Mannschaft gesetzt: „Die wollten wir entfachen. Und die ist auch nötig, um das Ziel Bundesliga-Aufstieg sportlich zu schaffen.“

Doch lediglich im ersten Heimspiel beim 3:0 über den TV Baden gab es eine kleine Rückendeckung von der Tribüne. Knapp 300 Fans waren dabei. Seitdem: drei Heimspiele, keine Zuschauer. Für über 200 Dauerkarten-Besitzer ist das mindestens mal betrüblich.

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Beim Topspiel gegen den bisherigen Tabellenführer SV Lindow-Gransee fiel zudem auch noch die geplante Live-Übertragung im Internet flach, weil die Produktionsfirma schon ausgebucht war für den vergangenen Samstagabend. So sah fast niemand den Moerser 3:2-Krimisieg, der mit Publikum zweifelsohne eine sportliche Werbung für die Zweite Liga gewesen wäre.

Schwierige Situation für den MSC

„Für den MSC ist es aktuell eine sehr schwierige Situation“, betont Simon Krivec, „das Vereinsleben leidet, weil niemand außer der ersten Mannschaft trainieren oder spielen darf. Und das Zweitliga-Team, das ja für viele junge Spieler bei uns der große Fixpunkt für die Zukunft ist, darf dazu dann niemand live sehen. Umgekehrt können wir uns auch nicht mit den Fans treffen, Aktionen starten, Werbung für die Sportart machen. Bleibt zu hoffen, dass uns unsere Sponsoren die Stange halten, auch wenn die Plattformen für Werbung durch Corona eingeschränkt sind wie nie.“

Rieskamp als Moderator

Die sportliche Gemengelage im Team ist dazu keine einfache. Trainer Hendrik Rieskamp muss in seiner dritten MSC-Saison ein geschickter Moderator sein. Es gibt die junge, in der Liga unerfahrene Garde mit den in der Start-Sechs eingesetzten Veit Bils und Lukas Salimi, aber auch mit Niklas Mölders. Der Gegenpol dazu ist ein langjähriger Bundesliga-Topspieler mit Italien-Jahren wie Marvin Prolingheuer, der sich bisher auch als emotionaler erster Leader im Team engagiert.

Dazwischen tummeln sich ein starker Neuzugang mit Bundesliga-Erfahrung wie Felix Orthmann sowie etablierte Akteure wie Oskar Klingner, Libero André Illmer oder auch der bisher auffällig formschwache Lukas Schattenberg, dessen eigentlich so gefürchteter Sprungaufschlag in dieser Saison eher selten zu sehen war.

Kiel kommt

Bislang gelingt es Trainer Rieskamp gut, sein Team zu lenken. Der Coach zählt nicht gerade zu den Zauderern der Zunft. Rieskamp reagiert zügig, wenn es auf dem Feld nicht läuft. Das trug in einigen Spielen Früchte, auch gegen Lindow-Gransee am Samstagabend. „Der Trainer ist in den vergangenen Jahren an den Aufgaben gewachsen und macht eine sehr gute Arbeit“, lobt denn auch MSC-Vorstand Simon Krivec den 31-jährigen Coach aus dem Tecklenburger Land.

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Simon Krivec mit den Vorstandsmitgliedern Guido Lohmann (Mitte), Volker Woeste (links)

Der ist natürlich darauf fokussiert, mit seiner Mannschaft die angestrebte Rückkehr in die Bundesliga nach sieben Jahren Pause zu schaffen. Das Heimspiel am kommenden Sonntag (16 Uhr) in Rheinkamp gegen den in sieben Spielen ungeschlagenen Tabellenzweiten Kieler TV dürfte als weiterer Baustein dazu gelten. Die Holsteiner hatten am vergangenen Sonntag allerdings alle Mühe, die makellose Bilanz mit einem 3:2-Heimsieg zu sichern. Gegen den Rangfünften FC Schüttorf gelang im Entscheidungssatz ein überaus wackeliges 18:16.

Heimspiele gegen Kiel und Schüttorf live im Internet

Übrigens: Die MSC-Fans müssen am kommenden Sonntag auf ihr Lieblingsteam nicht verzichten. Das Topspiel der 2. Bundesliga Nord in der Enni-Sporthalle in Rheinkamp gegen den Kieler TV wird ab 16 Uhr live im Internet übertragen.

Das Trops.4-Produktionsteam um den ehemaligen Moerser Volleyballer Daniel Wernitz ist dann mit Kameras in der Halle zu Gast. Die Partie wird ab kurz vor 16 Uhr dann über die Plattform von sporttotal.tv live zu sehen sein.

Auch das MSC-Heimspiel am 20. Dezember ab 16 Uhr gegen den FC Schüttorf wird von Wernitz und seinen Kollegen im Netz begleitet werden.

Autor: Redakteur Michael Ryberg NRZ