„Wir kennen Dich!“

Mit ausgefeiltem Scouting Gegner einschätzen ...

In jedem sportlichen Wettkampf geht es nicht nur um Einschätzung und Analyse des eigenen Könnens, sondern auch um die Analyse und Einschätzung des Gegners ... um dann mit einer fundierten Strategie in den Wettkampf gehen zu können. Bereitgestellt werden die Daten für ein planvolles Vorgehen von einem Scout ...

anal3

Jeder sammelt Daten ... auf seine Weise.

Profi-Ausrüstung ...

Auch der MSC hat einen Scout in seinen Reihen: Co-Trainer Sven Simon ist bei jedem Spiel für die „Adler“ dabei – ausgerüstet mit der Hardware Tape, Kabeltrommel, Stativ, Kamera und Laptop sowie mit der ausgeklügelten Software von Data Volley, Ausgabe 4 ... für knapp 800 €. So steigt Simon in allen möglichen Hallen auf irgendwelche Tische, Leitern oder Plattformen um mit seiner ferngesteuerten Kamera bei optimaler Schrägsicht von oben alle Bewegungen aller Spieler aufnehmen zu können. Simon: „Es ist wichtig, Informationen über die Spielweise und individuellen Merkmale unserer Gegner zu sammeln.“

anal2

Ich hab da was ...

Alle Möglichkeiten

Dabei nutzt Sven Simon nicht so sehr den „Scouting in real time“, sondern befasst sich später in der „post production“ intensiv mit dem „Scouting from Video“, welches ihm jede Menge Optionen für Details aus der Realität bietet: die einzelnen Elemente (Angriff, Block, Zuspiel etc. ) im Spiel sowie die Handlungen einzelner Akteure im Spiel. Dabei gewährt ihm Data Volley 4 den Komfort, über bestimmte Voreinstellungen z. B. alle Angriffe zu einem Komplex zusammenzuschneiden ... und diese Aktionen dann auch graphisch darzustellen. Simon: „Es ist gut zu wissen, wie sich Gegner unter verschiedenen Gegebenheiten verhalten – das ist das Ziel bei der Spielvorbereitung und bei der Nachbereitung.“

anal5

Sven Simon, Jahrgang 79, ist seit gut 25 Jahren mit dem Volleyballsport verbunden. In Moers geboren, spielte er – nach Anregung durch seine Schwester – in vielen Vereinen am Niederrhein (Geldern, Rumeln, Neukirchen, Verberg etc.) ... bevor er vor einigen Jahren bei dem Wiederaufbau der 1. Mannschaft zum MSC fand und mit dem Team in die Dritte Liga aufstieg. Neben seinem intensiven „Hobby“ Scouting studiert Simon Politikwissenschaften an der Uni Essen-Duisburg, Campus Duisburg ... und trifft sich dort auch ab und an mit „Kollege“ Hendrik Rieskamp, der in Duisburg im WISO-Bereich eingeschrieben ist.

anal6

Ein Faktor von vielen ...

Sven Simon betrachtet die Analyse-Situation nüchtern und ist weit davon entfernt zu glauben, mit einer massiven Datenerfassung und Auswertung einen Spielausgang vorhersagen oder direkt steuern zu können. Simon: „Für das Spielergebnis sind eine Vielzahl von Einzelelementen am Spieltag verantwortlich, Scouting ist für mich nur ein Bestandteil des Gesamten.“ Immerhin läuft der Gegner nicht immer in derselben Formation auf, kann umstellen ... und auch die eigene Mannschaft kann sich durch Umstellungen neu sortieren und mit neuen, anderen Qualitäten auftreten. Und dann gibt es noch die Tagesform ...

Trainer Hendrik Rieskamp, der bei Heimspielen auch gerne auf eine gezielte aktuelle Datenerfassung von Co-Trainer Martin Schattenberg zurückgreift: „Sven ist für mich ein sehr enger und guter Mitarbeiter, der einen großen Anteil an den Erfolgen der letzten Jahre hatte und hat. Wenn man Sven beschreiben müsste so muss man sagen: so einen „Mitarbeiter“ / Mitglied wünscht sich jeder Verein. Er ist immer bereit mehr zu machen und etwas zu entwickeln. Für ihn gibt es kein Feierabend – er ist immer bereit zu arbeiten.“

anal4

Co-Trainer Schattenberg mit Schnellbeobachtung ...

So übernimmt Scout Simon so nebenbei in Corona-Zeiten auch noch einen Teil der „gesundheitlichen Überwachung“ des Teams: vor jedem Training führt Sven Simon den Fieber-Check bei jedem Spieler aus.

Unterschiedliche Ansichten

Trainer gehen unterschiedlich mit Daten um. Während der international tätige Ex-Nationaltrainer Vital Heynen zwischendurch immer wieder fast demonstrativ zu seinem Platz mit dem Laptop läuft um sich dort zu vergewissern (über was auch immer), andere mit einem iPad am Handgelenk am Spielfeldrand um Erkenntnisgewinn ringen, reicht bei vielen Trainern schon das kleine Notizbuch ... oder einfach das Gedächtnis. 

anal7

Auch eine Art von Datenerfassung ...

So weiß Scout Detlef Schönberg, oft bei der Nationalmannschaft und auch in der Bundesliga (u. a.  Wiesbaden) tätig: „Oft begegnen uns Trainer mit einer gewissen Skepsis. Wir stellen jedoch immer wieder fest: wenn wir z.B. jemanden in der Annahme ausgeguckt haben und entsprechende Tipps gegeben haben, dann kann der Junge ruhig ein oder zwei Sätze unauffällig bleiben – irgendwann ist er dem Druck, sofern richtig ausgeübt, nicht mehr gewachsen, geht in die Knie und dann profitiert man von seinen Schwächen.“

Unanalysierbar ...?

Und dann gibt es auch Spieler, die sich der Beobachtung und Analyse entziehen wollen und – wie sie meinen – auch können. So behauptete der ehemalige deutsche Nationalspieler (Zuspieler) Frank Dehne, (11 Clubs, 293 mal im nationalen Aufgebot) ziemlich keck: „Ich habe keine Strategie – also kann man bei mir auch keine Strategie herausanalysieren.“ Einige seiner Trainer bezeichneten sein Zuspiel manchmal als „eigenwillig“, „wild west“ oder „chaotisch“. Will sagen: Dehne überraschte gelegentlich nicht nur seine Gegner, seine Mitspieler sondern auch sich selbst mit seinen Intuitionen. 

anal8

Show over ... Sven Simon baut ab ... jede Menge Hausaufgaben warten

Für Simon kein Problem: „Volleyball ist stark ritualisiert mit festen Strukturen – aus der Nummer kommt keiner raus, es sei denn er spielt ein anderes Spiel. Die Beobachtung  eines kreativen Zuspielers natürlich etwas anders als bei einem fixierten Annahmespieler. Aber ab einer bestimmten Datenmenge ergeben sich Häufigkeiten bzw. Muster – dann wird ein bestimmtes Verhalten deutlich. Und dann haben wir zumindest einen Ansatz ...!“