Doch mehr Licht als Schatten ...
Der MSC Trainer Hendrik Rieskamp sieht mehr Licht als Schatten am vorzeitigen Ende einer Saison, die noch mehr Licht hätte bringen können ...
Frage: Herr Rieskamp, wie könnte denn eine Kurz-Bilanz aussehen?
Antwort: Aus meiner Sicht zeigt die Entwicklung der Mannschaft in die richtige Richtung. Bis auf die völlig unnötige Niederlage gegen Baden (2:3,13-15) haben wir in der Rückrunde kein Spiel verloren und mit den Siegen gegen Mitteldeutschland und Schüttorf sowie dem Derby-Sieg gegen Bocholt auch überzeugende Siege geholt. Dabei muss aus meiner Sicht immer festgehalten werden, dass wir bei fast allen Spielen mit Ausfällen aufgrund von Krankheiten etc. zu kämpfen hatten.
Hinten wird getrommelt, vorne wird anlysiert ...
Hört sich gut an – aber gab´s keine schwachen Spiele?
Sicher muss auch festgehalten werden, dass wir in der Hinrunde mit einigen unnötigen Niederlagen Punkte verschenkt haben. Gerade die schlechten Leistungen zum Ende der Hinrunde (0:3 gegen Lindow und vor allem 0:3 gegen Mondorf, gegen die wir im Pokal auch verloren hatten) haben uns sicherlich die Chance auf eine noch bessere Platzierung gekostet. Dieser Einbruch kann aus meiner Sicht aber auch mit der Zusammenstellung des Kaders erklärt werden.
Vor allem gegen Mondorf gab´s Entsetzen ...
Geht dieses Argument in Richtung Neuzugänge?
Vor der Saison haben wir bei den Neuzugängen einen anderen Weg als die Konkurrenz um die vorderen Plätze eingeschlagen. Mit Ausnahme von Nenad Nikolic haben wir nur Spieler, die in der letzten Saison in einer unteren Liga gespielt haben oder wenig Spielpraxis hatten, verpflichtet. Dies führte dazu, dass wir kurz vor Weihnachten etwas überspielt waren, da die Jungs diese Dauerbelastung (in jeder Woche 100% geben - das musst du z. B. in der dritten Liga nicht) nicht gewohnt waren. Wir hatten bei diesen Spielern bei der Verpflichtung ein großes Entwicklungspotenzial gesehen und waren da auch auf einem guten Weg.
Ihr spielt jetzt erstmal weiter ...
Geht es etwas konkreter ...?
Gerade Andre Illmer hat sich im Verlauf der Saison in der Feldverteidigung deutlich verbessert und unsere gute Defensive (sowohl in der Annahme wie auch in der Abwehr) weiter stabilisiert. Zu Chris Carter muss ich glaube ich nicht viel sagen – zuletzt zweimal in Folge MVP. Nach einem schweren Start in die Saison, wo er sich erst an die neuen Blockspieler, ich meine einen stärkeren Block und den Mehraufwand im Training (im Vergleich zur vorherigen Saison) gewöhnen musste, hat er sowohl im Außenangriff als auch im Diagonalangriff seine Qualität gezeigt.
... ich kümmere mich um die Schiedsrichter.
Und wie lief es mit dem Nachwuchs aus den eigenen Reihen?
Da haben mit Niklas Mülders und Philipp Holstein interessante Namen nicht nur auf der Liste sondern auch auf dem Feld gestanden – und ich habe auch gute Ansätze gesehen. Leandro Bertea hat in der Rückrunde mittrainiert. Aber wer meint, man könnte aus der Oberliga mal eben in die Bundesliga wechseln und da im Kampf um einen Platz im Spitzentrio Akzente setzen – der verkennt die Realitäten. Den Jungs fehlte Erfahrung, da fehlte Konstanz. Schön, wenn da mal einer einen Ball im Angriff durchbekommt – aber das reicht doch nicht. Diese Jungs müssen mehr trainieren und permanent spielen – dabei muss dann aber die Vereinsführung vor der Saison die Definition für das Saisonziel übernehmen.
In welchem Bereich hat die Mannschaft sich verbessert?
Aus meiner Sicht haben wir es in dieser Saison, öfter als in der vorherigen Saison, geschafft mit dem Aufschlag Druck aufzubauen. Da müssen wir aber sicherlich, wenn wir nach ganz oben wollen, noch effektiver aufschlagen und unsere Fehlerquote weiter minimieren.
Durch die besseren Aufschläge, die auch in den Trainingseinheiten genutzt wurden, haben wir es in dieser Saison geschafft, die Annahme deutlich zu stabilisieren. Gerade unsere Außenangreifer Lukas Schattenberg und Tom Weber haben sich in diesem Element verbessert. Dadurch haben wir auch unsere Angriffsquote nach oben getrieben.
Ein weiterer Punkt, der uns in dieser Saison viele Punkte eingebracht hat, war unsere Arbeit im Komplex Block/Feldabwehr. Wir haben es geschafft, die direkten Blockfehler zu minimieren und konnten viele Angriffe verteidigen, wenn die Bälle am Block vorbeigezogen wurden.
Öfter war nach einem Spiel kräftig durchatmen angesagt ...
Kann man jetzt damit zufrieden sein?
In all diesen Elementen können wir aber auf jeden Fall noch weitere Verbesserungen vornehmen (z. B. mehr übergreifen gegen harte diagonale Angriffe, einen sauberen koordinierten Block stellen, wenn der Pass zu weit innen ist). Sicherlich müssen wir in der kommenden Saison aus schwierigen Angriffssituationen noch mehr Lösungen haben. Gerade aus der Abwehr oder bei Punktballchancen haben wir viel zu viele Punkte liegen gelassen, das hat es uns dann in einigen Spielen extrem schwer gemacht (z.B. Hinspiel vs. Mitteldeutschland).
Und weiter?
Auch müssen wir in der nächsten Saison unseren Mittelangriff wieder mehr zu einer Waffe machen. Hier hatten wir in der ganzen Saison Probleme, die Angreifer richtig einzusetzen bzw. mehr Druck in den Angriff zu bekommen. Es gab immer wieder Mißverständnisse, Timing Probleme, Anpassung an unterschiedliche Abschlaghöhen.
Auch die eine oder andere Überraschung fehlte nicht ...
Welche Gedanken kann man sich zur kommenden Saison machen?
Ich denke, dass wir mit den Jungs auf dem richtigen Weg sind. Die Tendenz in der Rückrunde war absolut positiv, die Veränderungen, die wir vor der Saison getroffen haben, haben immer besser gegriffen. Das hat die Auswertung mit Sven Simon und auch die begleitende Analyse von Martin Schattenberg gezeigt. Die Zusammenarbeit mit „Becker Plus“ im Bereich Athletik und Physiotherapie lief super und wird uns in der nächsten Saison noch besser machen. Erwähnt werden muss vor allem auch, dass unsere Vereinsführung in dieser Saison zwei neue Partner gewinnen konnte, deren Unterstützung für uns eminent wichtig war. Die Spieler spüren die Verpflichtung, die aus einer Unterstützung erwächst.
Wir müssen uns demnächst zusammensetzen und schauen wann und wie es mit oder nach der Corona Krise weiter geht, wann wieder trainiert werden kann und müssen schauen wie wir den Kader noch weiter verbessern und evtl. verstärken können, um wirklich den Platz an der Sonne anzugreifen.