Packende Partie zwischen Warnemünde und Moers
Der Ausflug in den Norden an die Ostsee hat sich für das Team von Trainer Hendrik Rieskamp gelohnt: in der OSPA Arena in Rostock konnte das MSC Aufgebot von Trainer Rieskamp die Begegnung mit dem TV Warnemünde erst im Tiebreaker entscheiden – da aber deutlich. Zuvor hatte man im 4. Satz eine Vier-Punkte-Führung in der Schlussphase etwas leichtfertig abgegeben und damit einen Punkt an der Küste lassen müssen.
Trainer Rieskamp durfte in personeller Sicht ein wenig jonglieren: Oskar Klingner noch krank im Bett, mit Oliver Staab und Tom Weber zwei Rekonvaleszenten dabei und bei David Seybering mehrfacher Trainingsausfall wegen Verletzung. So nominierte Trainer Rieskamp die Startsechs vom letzten Wochenende in der Partie gegen Bocholt: Jonas Hoppe (Z), Markus Köpke (D), Chris Carter/Lukas Schattenberg (AA), David Seybering und Andreas Tins in der Netzmitte sowie André Illmer auf der Liberoposition.
Beide Zuspieler (hier Jonas Hoppe) ...
Start mit Fehlern
Nach erfolgreichem Warnemünder Schnellangriff und zwei Moerser Angriffen mit Antennenberührung sofort 0-3 – das MSC Team aber nun wach: bei 5 schon Einstand (Fehler Warnemünde, zweimal Chris Carter erfolgreich und David Seybering durch die Mitte). In der Folge eine ausgesprochen enge Auseinandersetzung: über 8-8 verbissener Kampf bis zum 14-14. Danach mit Carter-Hinterfeldangriff und Warnemünder Fehler zum17-15 (Auszeit Warnemünde). Mit Hoppe-Finte, Köppke/Tins-Block und Schattenberg-Angriff zur 20-18 Führung. Ein Seybering/Köpke-Block bringt bei 23-19 eine 4-Punkte-Führung. Chris Carter und David Seybering sorgen dafür, dass es bis zum Satzende so bleibt.
... mit starker Leistung (hier Nenad Nikolic).
Entsetzen am Satzende
Auch der 2. Durchgang von Beginn an eng. Nur zum Beginn nach zwei Annahmeproblemen 2-5 zurück, dann aber über 6-6, 9-9 und 12-12 zum 18-18. Beide Teams mit starken Aktionen, beide mit Druck im Aufschlag, beide mit guten Leistungen im Block und in der Feldabwehr. Nach 19-19 sorgt Oliver Staab für den ersten „Zwanziger“. Dann aber zwei „leichte“ Moerser Fehler (Angriff ins Aus, Ball ins Netz „geschoben“) und 21-23. Auszeit Moers, Staab punktet zum 22-23. Es folgen zwei dubiose Entscheidungen des Schiedsrichters, die für Punkt 24 und 25 für Warnemünde sorgen – zwei Ermessensentscheidungen hintereinander: einmal auf Sichtblock entschieden, obwohl kein Moerser Akteur den aufschlagenden Spieler „deckte“, einmal auf technischen Fehler entschieden (unsauberes Zuspiel): bei einer über ca. 5m langen Flugbahn vielleicht eine Viertel-Rotation des Balles. Die Moerser Akteure entsetzt ...
Harter Angriff (s. Ball) - David Seybering hält dagegen.
Moers antwortet, Carter mit Stuff Block
Im 3. Satz sofort die richtige Antwort: zwei Seybering-Blocks, ein Tins-Ass und 3-0. Danach jedoch wiederum eine ganz enge Auseinandersetzung: über 5-5 und 9-9 zum 11-11. Dann ein unkontrolliertes Nachgreifen des Moerser Blocks, eine schwache Feldabwehr und einer der gefährlichen Warnemünder Schnellangriffe zum 3-Punkte-Rückstand bei 11-14. Nenad Nikolic kommt für Jonas Hoppe. Das MSC Team kontert: Carter und Seybering sorgen für den Einstand bei 16, Oliver Staab punktet nach spektakulärem Zuspiel von Nenad Nikolic (über Kopf nach 10m Lauf) zum 17-17. Dann Warnemünde nach Megarallye ins Aus, Andreas Tins blockt, die Gastgeber noch einmal ins Aus und ein Tins/Nikolic Block bringt das 21-17. Nach 23-19 sorgt Tom Weber für Punkt 24 und am Satzende ein formidabler Stuff Block von Chris Carter. Ein Punkt ist gesichert.
Kritische Endphase
Das Spiel bleibt außerordentlich stark umkämpft. Nach dem ersten Drittel führt Rieskamp´s Team mit 8-4, muss nach Aufschlagfehler, harmlosem Angriff sowie einem raffinierten Aufschlag in eine freie Annahmezone das 8-7 hinnehmen. Nenad Nikolic sorgt mit einem gepritschten Ball für das 9-7, Oliver Staab markiert die 11-9 Führung. Wieder eine sensationelle Rettungsaktion von Nenad Nikolic, die Staab zum 12-9 verwandelt. Aber dann: ein Angriffsball verschenkt, noch ein harmloser Lob und 12-11. Auszeit von Trainer Rieskamp, von dem zu vernehmen ist, dass man gefälligst „nicht zaubern sondern arbeiten“ soll. Seybering mit Monster-Block und Carter-Angriff sorgen wieder für einen 3-Punkte-Abstand. Warnemünde wehrt sich immer wieder mit erfolgreichen Hinterfeldangriffen. Bei 19-16 MSC-Führung Auszeit von Warnemünde, bei 19-18 kontert Trainer Rieskamp mit einer Unterbrechung. Oliver Staab beendet eine lange Rallye erfolgreich, Nikolic mit drei aggressiven Aufschlägen (Trainer Rieskamp dreht sich mit stillem Gebet ab) und bei 22-18 ist das MSC Team einem positiven Ende relativ nahe. Das Gefühl verstärkt sich bei 23-19, erhält zusätzlich Nahrung bei 24-20.
Tins/Hoppe-Block macht dicht.
Dann aber folgt ein ausgesprochen dummer Aufschlag, ein Angriff ins Netz, ein völlig harmloser Lobversuch ... und schließlich fliegt nach einer prekären Abwehrsituation der Ball an die Decke: 24-24 und die Halle tobt. Staab kann nach einer weiteren Monster-Rallye Punkt 25 machen, der kurz für den finalen Aufschlag eingewechselte Lukas Schattenberg serviert gut – aber Warnemünde kann kontern. Noch ein Moerser Angriffsfehler und wieder ein „verheerender“ Hinterfeldangriff von Warnemünde lassen nach fünf verpassten Matchbällen den Traum vom 3:1 platzen.
Rieskamp mit „Händchen“
Mutiger Wechsel von Trainer Rieskamp für den Tiebreaker: Jonas Hoppe wieder in der Regie, Chris Carter bleibt draußen und Lukas Schattenberg und Tom Weber übernehmen die AA-Positionen. Nach 1-1 drehen die „Adler“ auf: Seybering durch die Mitte, Aufschlag von Tom Weber, Oliver Staab zeigt wiederholt die „hohe Kunst des Blockanschlagens“ und Jonas Hoppe „spitzelt“ eine schwache Annahme in Richtung David Seybering ... und 5-2 Führung. Warnemünde wehrt sich – aber die „Adler“ lassen ihre Beute nicht mehr aus den Fängen. Hoppe serviert zum 7-3: Auszeit Warnemünde. Tins/Staab-Block zum 9-4: Auszeit Warnemünde. Die Gastgeber geben sich nicht geschlagen und nähern sich noch bei 10-7. Dann langt David Seybering zweimal zu, Oliver Staab erneut erfolgreich und bei 14-8 dann Showtime: Jonas Hoppe mit dem Rücken zum Netz ... steigt mit einer Pirouette hoch und schlägt mit/nach einer Drehung den Ball auf den Warnemünder Block. Der abspringende Ball unerreichbar ...
Zwei vs Eins: Sieger Lukas Schattenberg ...
Fazit: Schwerstarbeit in Warnemünde – nach langer Anfahrt leistet das Team Außerordentliches gegen einen stark aufspielenden Gegner, den man so noch nicht gesehen hat. Kein Vergleich zum Hinspiel. Warnemünde über die AA Position gefährlich, gut im Aufschlag und bei Hinterfeldangriffen nicht zu stoppen. Der MSC aber fast immer mit den richtigen Antworten. Im Aufschlag erfolgreich, auf den Außenposition ebenso, Seybering auf der MB Position im Angriff und im Block mega, Illmer auf der Liberoposition agil – es passte. Auch die Spielerwechsel funktionierten. Trainer Rieskamp schont zunächst die Akteure mit Trainingsrückstand, sorgte dann für frischen Wind. Lediglich am Ende des 4. Satzes verlor man ein wenig die Kontrolle. Aber bemerkenswert: das Team steckte harte Konter und eigene Fehler weg, wehrte sich, hielt die Spannung über mehr als zwei Stunden. So will man eine Mannschaft sehen. So nebenbei: das Publikum sah auch eine stark kämpfende Heimmannschaft ... und erlebte einen ganz besonderen Volleyball-Abend.
Busfahrer Erwin Hanemann sorgte für eine sichere und stimmungsvolle Heimfahrt mit zwei Punkten im Gepäck – Ankunft in Moers am Sonntagmorgen um 5.30 Uhr.
Chris Carter überwindet den Block ...
Stimmen
Trainer Hendrik Rieskamp: „Den 4. Satz haben wir wohl etwas unnötig abgegeben – dann aber im 5. Satz Charakter gezeigt. Wir haben in Bezug auf unsere Tiebreaker schon die eine oder andere Kritik einstecken müssen, haben aber heute gezeigt, dass wir gelernt haben und konsequent geblieben sind. Das ist ein echter Fortschritt und ich hege die Hoffnung, dass wir weiter daraus lernen und die Angelegenheit von heute nachhaltig wirkt. Ein Riesenkompliment an unsere „Rückkehrer“: wir hatten in den letzten zwei Wochen eine schwierige Trainingssituation und haben heute von einigen Akteuren ein tolles Comeback gesehen.“
Trainer Jozef Janosik, Warnemünde: „Wir haben heute bei unseren Gästen ein Plus an Qualität und Erfahrung gesehen: man muss der Moerser Mannschaft ein Kompliment aussprechen. Wir haben heute alles versucht, waren am Limit und haben unser bestes Saisonspiel absolviert. Im Tiebreak ist das immer so eine Sache: alles ist fifty/fifty – wer gut startet, bleibt in der Regel vorn. Das hat Moers verdient geschafft. Für unsere jungen Spieler, von denen einige noch keine Bundesligakontakte haben, eine ganz wichtige Erfahrung.“
André Illmer und Adrian Kopij wurden geehrt ...
Libero André Illmer: „Es war wie zu erwarten ein schwieriges Spiel. Trotz der langen Anreise und einigen strittigen Schiri-Entscheidungen hatten wir Warnemünde gut im Griff und waren in den entscheidenden Situationen vielleicht etwas zu unsicher. Jedoch haben wir gestern als Mannschaft Stärke bewiesen und sind nach dem Verlust des vierten Satzes nicht auseinander gebrochen, sondern fokussiert als Team wieder aufs Feld gegangen und haben den Tie-Break schließlich souverän gewonnen.“
Das MSC Aufgebot in Rostock: Chris Carter, Jonas Hoppe, André Illmer, Markus Köppke, Nenad Nikolic, Lukas Schattenberg, David Seybering, Oliver Staab, Andreas Tins, Tom Weber, Trainer: Hendrik Rieskamp, Co-Trainer/Scout: Sven Simon
Das Ergebnis: TV Warnemünde vs. Moerser SC 2:3,21-25,25-23,19-25,27-25,8-15 in 27,28,27,34,14 Minuten (2h 10min) vor 381 Zuschauern, MVP Silber: Adrian Kopij, MVP Gold: André Illmer
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