Oly-Quali endet für die deutschen Teams mit Niederlagen
Zwei deutsche Teams waren bei den Qualifikationsturnieren angetreten, um die letzte Chance für die Teilnahme am Olympischen Turnier in Tokio zu nutzen: die Frauen im holländischen Apeldoorn, die Männer in Berlin. Beide Teams schafften es ins Finale – und scheiterten da mit 0:3. Das „Ticket to Ride“ nach Tokio sicherten sich in Europa Frankreich (Männer) und die Türkei (Frauen).
Berlin
Im Auftaktspiel gegen die Tschechische Republik lief zunächst alles nach Plan. Später ließ die Effiziens etwas nach (Block/Abwehr, Annahme), Zuspieler Kampa hatte nicht mehr alle Optionen und beim 18-22 Rückstand sah es gar nicht mehr gut aus. Dann schritt Ex-Adler Georg Grozer zur Tat und lieferte „7 auf einen Streich“ (Aufschläge!) ab – Problem erledigt.
Lukas Kampa virtuos ...
Leichter Auftakt
Gegen Belgien eine recht einseitige Partie – obwohl das deutsche Team den Belgiern im 2. und 3. Satz im Zwanzigerbereich noch Vorsprünge gestattete. Belgien dann aber doch zu harmlos – eigentlich (siehe Statistik) nur zwei Spieler, die auch punkteten. Der große Aufreger am Ende war eine „zwickende“ Wade von Georg Grozer ...
Gegen Slowenien wurde dann auf Georg Grozer und Denis Kaliberda verzichtet. Im Spielverlauf wechselte Trainer Andrea Giani die „zweite Sechs“ ein ...musste eine knappe Tiebreak-Niederlage hinnehmen – und verlor damit Platz eins in der Gruppe. Als Gruppenzweiter musste das deutsche Team gegen Bulgarien antreten.
Grozer-Block gegen Sokolov ...
Glanzleistung
Im Halbfinale dann eine deutsche Mannschaft, die auf den Punkt voll fit antreten konnte (ein Tag Regeneration für das deutsche Team, die Bulgaren mit zwei 5-Satzspielen im „Rücken“). Bulgarien machte einen leicht müden Eindruck – ohne damit die Leistung der deutschen Mannschaft schmälern zu wollen. Der deutsche Außenangriff stark, bestens in Szene gesetzt von Lukas Kampa. Vor allem das Duell der beiden diagonalen „Klopper“ – Georg Grozer vs. Tsvetan Sokolov konnte Grozer eindeutig für sich entscheiden (Sokolov 36%, Grozer 53%). Ein ganz wichtiger Faktor für die Stimmung insgesamt.
Entzaubert
Im Finale gegen Frankreich gab es dann eine ernüchternde 0:3 Niederlage gegen ein spielerisch sehr starkes Team. Obwohl Nationaltrainer Laurent Tillie im Vorfeld mit einigen personellen Problemen zu kämpfen hatte, war sein Team auf den Punkt topfit: in der Blockmitte besser aufgestellt, im Aufschlag stärker ... sorgte vor allem das „enfant terrible“ im Team, Earvin Ngapeth, für Aufsehen ... und für Pfiffe aus dem Publikum. Ngapeth war wohl der kompletteste Spieler im Turnier – sein letzter knallharter Sprungaufschlag auf Christian Fromm war bezeichnend – er besiegelte das Schicksal des deutschen Teams.
N´Gnapeth mit Sprungaufschlag ...
Die deutsche Mannschaft hatte im Turnierverlauf viele highlights zu verzeichnen. Unverzichtbar, wenn auch nicht fehlerfrei, natürlich Georg Grozer. Der zweite Ex-Adler, Lukas Kampa, hatte ein megastarkes Turnier gespielt, konnte aber im Finale nicht ganz seine Klasse zeigen. Der Aufschlag kam nicht so recht und es gelang nicht, Mittelblocker LeGoff auszuspielen. Der deutsche Außenangriff ließ an Effiziens vermissen (z.B. lange Lobs harmlos), Trainer Giani´s Einwechslungen für den Aufschlag erwiesen sich als Fehlgriffe.
Das deutsche Team in Zukunft ohne Georg Grozer ...
Apeldoorn
Bei den Damen gab es einen etwas kuriosen Start im Spiel gegen die Türkei. Im ersten Satz das deutsche Team mit totaler Kontrolle. Im 2. Durchgang dann ruckzuck 0-4 hinten, bei 2-8 hatte Trainer Felix Koslowski schon zwei Auszeiten gebraucht. Das deutsche Team bemüht – konnte aber den Satz nicht mehr drehen. Die beiden Folgesätze wieder sehr souverän. Louisa Lippmann versenkte fast beliebig, im 4. Satz aber auch Orthmann mit ganz viel Druck. Lena Möllers eine ganz wichtige Alternative im Zuspiel.
Vorrunde ohne Probleme
Auch gegen Belgien war es Louisa Lippmann, welche die Mannschaft beflügelte. Im ersten Satz im Zwanzigerbereich mit vier Punkten (18-22) zurück, nietete Louisa Lippmann alles ins belgische Feld und sorgte für´s Überleben. Belgien´s Libera versagte in dieser Phase (vier Fehler in Folge) und wurde nicht gewechselt. Auch im weiteren Spielverlauf das deutsche Team überlegen – wenn auch nur mit knappen Ergebnissen. Belgien mit zwei starken Angreiferinnen.
Hanna Orthmann mit Hinterfeldangriff ...
Dafür war das dritte Spiel gegen Croatien wiederum nur eine Formalität. Das deutsche Team von Beginn an drückend überlegen. Trainer Felix Koslowski nutzte die Gelegenheit für eine ganz Reihe von Spielerwechseln. Damit war das deutsche Team auf Platz eins der Gruppe und musste im Halbfinale gegen die Holländerinnen (gegen Polen verloren) antreten.
Die deutsche Annahme in Nöten ...
Tolles Spiel vs. die Niederlande
Die Holländerinnen waren im Halbfinale favorisiert – nicht nur wegen des Heimvorteils, sondern auch aufgrund der positiven Bilanz der Gastgeberinnen in vielen internationalen Begegnungen gegen Deutschland. Von den 12 großen internationalen Treffen (Olympia, WM, EM etc.) verlor Holland nur ein Spiel – das letzte Treffen in der Nations League (in Stuttgart) konnten die Niederlande mit 3:2 gewinnen. Das deutsche Team holte mit einer tollen Leistung überraschend einen klaren 3:0 Sieg gegen die Niederlande.
Gegen entfesselte Türkinnen kaum Chancen
Der führte vielleicht zu einer großen Selbstsicherheit beim deutschen Team. Die Türkinnen mit Trainer Giovanni Guidetti legten aber sofort los wie die Feuerwehr, das deutsche Team nach einem schnellen 0-4 Rückstand düpiert und leicht verunsichert: die kompromisslos harten Aufschläge von Louisa Lippmann, Hanna Orthmann und auch Zuspielerin Hanke kamen nur mit 80% Härte (Sicherheit? Keinen Fehler machen?) und wurden von der türkischen Annahme entschärft ... und in schnelle, erfolgreiche Angriffe umgemünzt. Die Mannschaft von Guidetti mit atemberaubenden Tempo ...
"Oben" gegen den Dreierblock ...
Duell Guidetti vs. Koslowski geht an den Italiener ...
Einer der großen Experten für den deutschen Spitzenvolleyball im Damenbereich, Steffen Marquardt, hatte schon vor dem Finale Bedenken geäußert: „Zweimal hintereinander gegen die Türkei gewinnen ...? Die Türkinnen haben sich von Spiel zu Spiel gesteigert!“ Marquardt (Autor des Buches: Faszination Frauen-Volleyball) hatte alle Spiele in Apeldoorn verfolgt, dabei auch die Schwierigkeiten der Türkinnen zum Beginn des Turniers ... und den knappen, viel Kräfte kostenden 3:2 Sieg im Halbfinale gegen Belgien.
Aber: Die Belastung vor dem Finale wurde von den Türkinnen ebenso weggesteckt, wie die der Franzosen (3:2 nach 0:2 Rückstand gegen Bulgarien) in Berlin.
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Eine Reihe von MSC-Fans unterstützte die deutschen Mannschaften: Trainerteam Brigitte und Hans-Peter Heisig (Edelfans),
Veit Bils (DVV Beachlehrgang in Berlin),
Doreen Grozer (Papa unterstützen!) in Berlin,
und Paula Tuschhoff und Marie Zimmermann (MSC U18) mit Nationalspielerin Kimberley Drewniok in Apeldoorn ...