... aber nicht um jeden Preis!
In der NRZ ziehen Präsident Günter Krivec und Trainer Hendrik Rieskamp ihre Bilanz zur Hinrunde in der 2. Volleyball Bundesliga. Der Aufstieg bleibt für die Moerser das Ziel. Doch damit sind mehrere Auflagen und finanzielle Risiken verbunden.
Von der deutlichen 0:3-Niederlage der Volleyballer vom Moerser SC zum Hinrundenende hörte Präsident Günter Krivec im Urlaub. „Das kam überraschend, aber ist durch die angeschlagenen Außenangreifer auch relativierbar“, hebt der MSC-Chef hervor. „Schöner wäre natürlich ein erster oder zweiter Platz gewesen, aber insgesamt haben wir unser Ziel bisher erreicht. Wir wollen am Ende der Saison unter den ersten Drei stehen.“
Der Blick auf´s Ganze (hier bei der Jahreshauptversammlung) ...
Das würde je nach Tabellenplatz und Willen der Konkurrenz auch den Aufstieg in die Bundesliga bedeuten. Dabei schränkt Krivec ein: „Wir wollen natürlich hoch – aber nur, wenn es wirtschaftlich vertretbar ist und das Team qualitativ die Chance hat, dort zu bestehen.“ Ein kurzzeitiges und kostspieliges Abenteuer in der höchsten Spielklasse soll so vermieden werden.
Am Ende die Luft ausgegangen
Ähnliche Töne schlägt auch Trainer Hendrik Rieskamp an. „Platz drei ist erstmal solide, auch wenn es auf die letzten Ergebnisse bezogen etwas besser sein könnte“, resümiert der Coach. „Am Ende ist uns etwas die Luft ausgegangen.“ Als Tabellendritter haben die Moerser fünf Punkte Rückstand auf Chemie Volley Mitteldeutschland. „Das ist noch im Rahmen“, findet Rieskamp.
Stichwort Mitteldeutschland: Die Mannschaft aus Leuna-Spergau im Saalekreis Sachsen-Anhalts ist in den vergangenen drei Jahren jeweils Meister geworden, hat aber stets auf den Aufstieg verzichtet. Daher besteht die Chance, über Platz zwei (derzeit von Lindow-Gransee belegt) oder drei in die höchste Spielklasse zu kommen.
... und auf´s Detail: Trainer Günter Krivec in einer Auszeit seines Teams.
Doch nicht nur Günter Krivec weiß, dass der freiwillige Verzicht mit finanziellen Fragen und Auflagen der Volleyball-Bundesliga (VBL) zu tun hat. Ganz frisch leitete der fränkische Bundesliga-Aufsteiger Heitec Volleys Eltmann ein Insolvenzverfahren ein.
Es gäbe zwar keine Etatvorgabe für die Vereine, aber eine gewisse Anzahl an diskutablen Auflagen, die Krivec erläutert. „Zum einen bräuchten wir einen hauptamtlichen Geschäftsführer. Zum anderen schreibt die Liga für Fernsehaufnahmen einen zusätzlichen speziellen Bodenbelag vor, der für jedes Spiel ausgelegt und wieder herausgenommen werden müsste. Das ist ein riesiges Tohuwabohu“, betont Krivec. Allein die Anschaffung des Bodens würde 40.000 Euro verschlingen.
Des Weiteren sollen am besten die Spielstätten nur Volleyball-Spielfelder haben, die nicht von anderen Linien wie jene beim Basketball durchkreuzt sind. „Wir haben ein farbiges Feld, von daher passt dies bei uns“, erläutert der 77-Jährige. „Wir verstehen diese ganzen Auflagen auch nicht so richtig. Die erschweren alles erheblich und sind kaum zu erfüllen“, klagt Günter Krivec. „Auch mit weniger Auflagen würde es die Leistung der Vereine nicht schmälern.“
Unter Vorbehalt der wirtschaftlichen Bedingungen wurde zumindest vom MSC ein Antrag für die 1. Liga gestellt. „Ich glaube, dass wir unser Ziel am Ende der Saison erreichen können. Das setzt aber eine sportliche Rehabilitation und entsprechende Ergebnisse voraus“, fasst Krivec zusammen. „Wir gehen aber kein Risiko. Aber natürlich setzen wir alles daran, es zu schaffen.“
Öfter mal nachdenklich ...
Das Gleiche gilt auch für die Akteure auf dem Parkett. Übungsleiter Hendrik Rieskamp fehlte zuletzt ein Antreiber, der in schwierigen Situationen und Partien vornweg geht. „Das hat nicht mal etwas mit dem Alter zu tun, sondern mit dem jeweiligen Typ. Und genau diese Eigenschaft ist schwierig zu trainieren“, hebt der Coach hervor. Intern bleibt die Suche nach einem Antreiber eine Aufgabe für das neue Jahr.
... zwischendurch mit verhaltenem Jubel ...
Cleverness fehlte
Dazu mangelte es bisher auch ein wenig an Konstanz und Cleverness im Team. „Da hat uns manchmal die Angriffseffektivität und der Aufschlagsdruck gefehlt. Das hängt vielleicht auch mit dem jungen Kader zusammen“, meint Rieskamp.
Starken Auftritten wie in Baden oder gegen Essen stehen Ausreißer in Mondorf oder gegen Lindow gegenüber. „Die Liga ist eben sehr ausgeglichen. Wir können gegen jedes Team gewinnen, aber genauso verlieren“, so der Trainer. „Da hilft ein glücklicher Punkt an einem schlechten Tag in der Tabelle sofort weiter.“
... aber gelegentlich auch verwundert - Trainer Hendrik Rieskamp
Als Knackpunkte erwiesen sich oft verlorene lange Ballwechsel und viele vergebene Satzbälle. Dazu beobachtete der Coach, dass zuletzt der eigene Aufschlag nicht mehr so stark war. Außerdem sei die eigene Annahme schlechter geworden, dadurch sei seltener schnelles Spiel möglich gewesen. „Wir müssen wieder dahin kommen, was uns stark gemacht hat“, gibt sich Rieskamp kämpferisch. „Für das junge Team ist es ein Entwicklungsprozess.“ Der mitunter in eine höhere Liga führt.
Marcel Gruteser, NRZ, (Neue Ruhr Zeitung, Neue Rhein Zeitung)