Die „Annahme oben“ ist kein Allheilmittel ...
In zunehmendem Maße registriert man im Volleyball – in allen Spielklassen – die „Annahme oben“. Eine oft elegante (vor allem im Männervolleyball gegen Floater bzw. Sprungfloat sehr effektiv) Lösung, die technisch leichter scheint als die klassische Annahme unten (im Bagger), die in vielen Mannschaften zu Problemen führt. Bei vielen Spielanalysen kommt es zu der klassischen Aussage („Die Annahme kam nicht!“) oder aber: „Die Annahme kam, wir hatten alle Optionen ... !“
Die ewige Frage: unten (Bagger) oder oben (Pritsch) annehmen ...
Die Annahme ist nun einmal ein Schlüsselelement im Spiel und die Grundlage für den weiteren Aufbau. Zunächst gilt für die „Annahme oben“ generell dasselbe wie für die „Annahme unten“: man sollte versuchen den Körper hinter den Ball (nach gängiger Meinung) zu bekommen. Bei der „Annahme unten“ kann man noch korrigieren wenn man es nicht hinter (dann seitlich annehmen!) den Ball schafft – bei der Annahme oben wird eine ordentliche Lösung fast unmöglich, wenn man plötzlich „neben“ dem heranfliegenden Ball steht.
Wichtiger Faktor: die Flugkurve
Kommt ein leichter Aufschlag angeflogen (Gegner mit Aufschlag von unten .... oder aber mit leichtem Aufschlag von oben, also „hohe“ Wurfparabel) bietet sich die „Annahme oben“ an. Der Ball fliegt dann langsam mit relativ wenig Druck heran, fällt in die offenen Hände und kann gut gespielt werden (wenn der Daumen nicht gerade in den Ball gerichtet ist). Wichtig: bei der Flugkurve und bei der Härte des Aufschlags gibt es deutliche Unterschiede zwischen Frauen- und Männervolleyball (Netzhöhe, Kraft etc.).
Nur wenige Finger am Ball: wird schwer ...
Kommt der Ball in einer flachen Kurve und auch noch druckvoll, wird es ungemütlich. Man muß schnell reagieren, hinter den Ball (wie bei Annahme unten) kommen und braucht eine gewisse Kraft in den Händen um den Ball abzufedern und ihn nach vorne/oben zu spielen – wobei eine Armstreckung noch zusätzlich Kraft mobilisieren sollte. Sind die Hände (Finger) zu schwach, bleibt der Ball zu lange in den Händen (Halteball) ... oder rutscht über die Finger nach hinten. Das passiert vor allem dann, wenn der/die Annehmende die Daumen nicht kontrolliert mit einsetzen kann ... oder wenn nur drei Finger hinter den Ball kommen.
Ball kommt plötzlich seitlich - auch schwer
Ganz schwer wird der Ballflug einzuschätzen, wenn der Aufschlagende einen Standpunkt weit hinter der Grundlinie wählt ... dann verschiebt sich die Flugkurve und damit die „Landezone“ des Balles.
Wichtiger Faktor: die Härte
Zwischen den beiden Extremen (leichter Aufschlag mit hoher langsamer Flugkurve – und harter Aufschlag mit minimaler Flugkurve) gibt es eine Grauzone, welche die Annahmesituation nicht einfacher macht: man muss schnell entscheiden mit welcher Lösung (oben oder unten) man arbeiten will. Hier braucht es vor allem eine schnelle Wahrnehmung. Hat man sich früh für eine „Annahme oben“ entschieden ... aber der Ball kommt immer tiefer, kann (muss) man sich fallen lassen um noch „Annahme oben“ spielen.
Fehlt die Kraft? Zu wenige Finger mit Ballkontakt. Ball rutscht nach hinten weiter ...
Wichtiger Faktor: Netzhöhe und Alter der Spieler/innen
Die Annahme im oberen Zuspiel scheint eine elegante Lösung zu sein. Aber es zeigt sich: wichtig ist die Handhaltung denn z.B. mit drei Fingern kann man einen druckvollen Aufschlag kaum bremsen geschweige denn kontrollieren. Problematisch: auch im U16-Bereich – egal ob Jungen oder Mädchen, gibt es schon Spieler/innen, die einen Floater mit flacher Flugkurve oder gar einen Sprungaufschlag-Hammer loslassen. Wenn man das (Spielbeobachtungen) weiß, muss man seine Annahmeriegel evtl. für die „Annahme unten“ verschieben – oder anders staffeln.
Einfallswinkel und Ausfallswinkel sind beim Bagger klarer definiert – weil eine eindeutige Aufprallfläche (Plattform, „Brett“) vorhanden ist. Die offene Hand – bei Jugendlichen noch nicht so stark in der gesamten Muskulatur – bietet oft bei der falschen Handhaltung keine Fläche ... allenfalls im „Notfall“ die „Verschränkung“ im Daumenbereich oder aber der „Ring“ in Anlehnung an den Tomahawk (defensiv und offensiv) im Beachbereich.
Daumen nicht dabei, Hände weit vor dem Körper, Arme schon fast voll gestreckt ... wird ganz schwer.
Junge Spieler/innen orientieren (imitieren) sich oft an älteren Spielern nach dem Motto: die „Großen“ machen das ja auch. Da funktioniert es oft, weil erwachsene Spieler in der Regel eine viel stärkere Handmuskulatur haben – und die bessere Technik: nicht nur die starke Hand sondern auch die Ellenbogenstreckung sind wichtig. Wenn beides nicht richtig zum Einsatz kommt, sieht man aber immer wieder in den oberen Spielklassen, dass der Ball nicht sauber nach vorne/oben abgeht sondern flach nach unten fliegt ... oder steil nach oben „geschubst“ wird.
Schnelle Wahrnehmung entscheidet
Hat man sich falsch entschieden, kann man (Beachvolleyball Tomahawk) den Ball mit den verschränkten offenen Händen (defensiv) abprallen lassen oder aber mit ringförmig übereinandergelegten Händen (offensiv) reagieren. Bei der letzteren Technik liegen die vier Finger beider Hände übereinander und bilden einen Halbkreis, die Daumen liegen darunter/dahinter.
Teil 2 mit Tipps ... folgt