Couragierte Badener setzen sich verdient durch
Denkwürdiger letzter Auftritt der Moerser „Adler“ im ENNI Sportpark vor fast 600 Zuschauern: nach fast zwei und einer halben Stunde rollt die Mannschaft von Trainer Hendrik Rieskamp auf der letzten Felge in die Zielgerade – und verliert da die Kontrolle. Die Gäste vom TV Baden triumphieren wie im Hinspiel mit 3:2 Sätzen (25-22,22-27-25,33-31,18-20) – und können mit diesem Sieg den Abstieg vermeiden und sich in der Bundesliga Nord behaupten ...
Ernste Sorgen vom Trainerteam Rieskamp/Schattenberg schon vor der Partie: David Seybering und Lukas Schattenberg angeschlagen und der Einsatz fraglich ... die letzte Entscheidung sollte erst nach dem Einspielen fallen. Beide Akteure durften dann auf´s Feld ...
David Seybering greift an ...
Die Startformation bei Moers wie gehabt: Jonas Hoppe im Zuspiel, Oliver Staab auf der Diagonalen, Lukas Schattenberg/Tom Weber auf der AA-Position und David Seybering/Oskar Klingner in der Mitte . Auf der Liberoposition Christian Gosmann – der 2. Libero Daniel Wernitz blieb außen vor.
Ordentlicher Start
Eleganter Start der „Adler“ mit einer 5-1 Führung: zwei Netzberührungen der Gäste sowie einmal übergetreten und ein erfolgreicher Angriff von Lukas Schattenberg hatten für diesen Vorsprung gesorgt. Die 8-5 Führung besorgt Oliver Staab nach einer Monster-Rettungsaktion von Oskar Klinger. Im 2. Drittel kann der MSC die Führung auf 16-11 ausbauen: Staab und Seybering erfolgreich, Gast Ole Sagajewski hämmert zweimal ins Aus. Im letzten Drittel Moers dann etwas schwächer (Angriff) – bei 18-17 die Lage brenzlig (eine schwache Annahme und einmal voll in der Badener Einerblock) und Auszeit von Trainer Rieskamp. Dann aber wieder Staab erfolgreich, Jonas Hoppe am Netz sehr aufmerksam übernimmt einen vom Gegner heranfliegenden Ball direkt mit dem oberen Zuspiel zum 21-18. Nach Netzberührung von Baden Auszeit der Gäste, Staab und Schattenberg sorgen für das Satzende.
MVP Christian Gosmann nimmt an, Tom Weber sichert ...
Das Blatt wendet sich
Im 2. Durchgang läuft das Spiel andersherum: schneller 0-4 Rückstand, Auszeit von Trainer Rieskamp, der zuvor eine schwächelnde Annahme und einen „unsauberen“ Block gesehen hat. Der gleiche negative Abstand nach dem ersten Drittel. Der Moerser Angriff (außen) zu harmlos, die Badener Defensive kann zugreifen. Im 2. Drittel Moers etwas aufmerksamer, Staab verwandelt sofort aus der Drehung, Seybering zweimal erfolgreich und nach einem Badener Aufschlagfehler und einem Hoppe-Soloblock Einstand bei 11. Dann aber wieder die Gäste erfolgreich – bei 15-19 Auszeit von Trainer Rieskamp, der nach der Unterbrechung Thiemo Schnorr für Jonas Hoppe ins Spiel schickt. Baden zum 15-20, Auszeit von Baden bei 16-20. Moers drückt ... aber leidet u.a. unter Hektik in der Abwehr und gewinnt keine Kontrolle. Der 4-Punkte-Abstand bleibt bis 19-23. Hitzige Schlussphase bei 20-24: Moers macht noch zwei Punkte und reklamiert wütend nach 22-24 und dem folgenden „Winner“ von Baden ... mit der Folge, dass der Satz erst einmal verloren ist und Trainer Rieslamp nach dem Schlusspfiff eine rote Karte (unangemessener Protest) kassiert.
Der Moerser Block - hier mit Oskar Klingner und Tom Weber - griff nicht oft genug zu ...
Einbruch
Die rote Karte bringt den Gästen im 3. Durchgang gleich zum Satzbeginn einen Punkt zum 1-0. Ein sehr verbissenes erstes Drittel folgt. Enge Punktstände bis 8-8 – auch im 2. Drittel eine enge Auseinandersetzung über 9-10, 11-12, 13-14 und 13-15 – da „verfummelt“ Moers einen Ball am Netz und liegt danach mit drei Punkten (13-16) hinten. Dann Moers ins Aus und Auszeit von Trainer Rieskamp, der zunächst Nick Wolschendorf für Tom Weber bringt und nach der Auszeit bei 14-19 (noch eine Auszeit) Veit Bils für Oliver Staab und Andreas Tins für David Seybering einwechselt. Wolschendorf und Schattenberg punkten zum 16-20, schnelle Auszeit von Baden. Danach Aufschlagfehler Moers, Moers ins Aus, noch ein Aufschlagfehler und nach einem weiteren Annahmeproblem und Angriff in den Block ist der Satz weg. Deutlich.
Baden kam immer wieder über die Diagonale ...
Sensationelle Aufholjagd
Auch im 4. Satz sieht es zunächst böse aus: 1-6 Rückstand. Moers eher zaghaft, Baden nagelt drauf – auch weil der Moerser Block bislang keine Möglichkeit gefunden hat, das Badener Angriffsspiel wirksam zu stören. Ole Sagajewski ein um das andere Mal mit scharfen Diagonalschlägen erfolgreich – der Moerser Block nicht invasiv. Bei 3-8 kommt Jonas Hoppe zurück. Bei 4-10 die zweite Auszeit von Moers ... und die Moerser Fans beschleicht die Ahnung, dass es ein schnelles Ende geben könnte. Dann aber Baden mit einigen Ungenauigkeiten, Moers holt stückweise auf – bei 8-12 Auszeit von Baden. Moers nun wieder etwas druckvoller, nach Aufschlagfehler von Baden 14-16. Schattenberg mit einem Angriff erfolgreich und 16-16. Nun nimmt das Drama seinen Lauf: Einstände bis 23-23. Nach Annahmefehler Moers (direkt übers Netz) erster Spielball für Baden. Riesiges Theater beim Moerser Konter: angeblich von Baden touchiert, die vehement dagegen argumentieren. Das – insgesamt – wenig überzeugende Schiedsgericht zeigt dem Badener Trainer „nur“ eine gelbe Karte. Ein Moerser Aufschlagfehler beschert den Gästen den 2. Spielball (24-25), ein weiterer Fehlversuch den 3. Spielball (25-26). Moers mit Satzball – Baden zweimal bärenstark in der Abwehr und bei 28-29 erneut mit der Chance das Spiel zu beenden. Moers kann zwei weitere Gelegenheiten (30-29,31-30) nicht nutzen, profitiert dann aber von einem mutigen Angriff von Lukas Schattenberg, der nach katastrophaler Moerser Annahme noch verwandelt ... und einem schönen Hoppe/Klingner Block.
Jonas Hoppe mit schönem Solo ...
Baden kann Tiebreak
Damit Tiebreak und nach Aufschlagfehler Baden sowie einem Klingner Soloblock 2-0 Führung für Moers. Oliver Staab sorgt mit einem Ass für den ersten Drei-Punkte-Abstand (5-2), bei 6-4 „luscht“ Lukas Schattenberg den Badener Block an und 7-4. Danach aber Moerser Aufschlagfehler, zwei schwache Annahmen und 7-7. Moers noch mit 2-Punkte-Führung bei 10-8 (Auszeit Baden) und 11-9. Danach aber technischer Fehler bei Moers und einmal kräftig in den Gäste-Block gehämmert und 11-11. Gleich nochmal in den Gästeblock, danach gegen die Antenne und 11-13 und Auszeit von Trainer Rieskamp. Es folgt noch ein harmloser Lob, Baden kontert und die Gäste haben den „In-der-Liga-bleiben-Ball“, leisten sich dann aber zwei Fehler und nach einem Seybering/Staab-Block wird bei 14-14 wieder gezittert. Baden erarbeitet sich vier Spielbälle, Moers kassiert bei 15-15 noch eine gelbe Karte, weil der beantragte Wechsel nicht zügig durchgeführt wird. Erst nachdem Baden bei 17-18 noch einmal ins Aus schlägt gelingt nach einer weiteren schwachen Moerser Annahme, die Jonas Hoppe nicht retten kann, der viel umjubelte Sieg für die Gäste. Baden bleibt in der Bundesliga Nord.
Fazit: Der dringliche Wunsch von Trainer Hendrik Rieskamp, die Saison mit drei Siegen abzuschließen, ging nicht in Erfüllung. Für das große Publikum im ENNI Sportpark allerdings ein Riesenspektakel mit dem längsten Satz (33-31) der Saison und einem verdienten Sieg für die Gäste, die couragiert auftraten und einmal mehr zeigten, dass sie Tiebreak „können“. Moers ohne Zweifel mit leichtem Handicap (David Seybering: „Ich hatte im Block Schwierigkeiten mit der Stabilität.“), aber auch mit Schwächen. Der Aufschlag insgesamt zu harmlos, der Angriff über außen viel zu oft von Baden abgewehrt. Zuviel Pet Shop Boys, zu wenig Metallica. Auch der Moerser Block mit Schwächen – auch in der Anpassung. Immer wieder passierte der Badener Angriff das Netz – weil Moers zu oft nicht invasiv blockte. Dass der gewiss nicht fehlerfrei spielende aber gut aufgelegte Ole Sagajewski über fünf Sätze hinweg seine scharf geschlagenen diagonalen Bälle fast ungehindert durchbringen konnte – da tun sich Fragen auf. Die Auswechslung von Jonas Hoppe im 2. Satz kaum nachvollziehbar. Der Versuch von Trainer Rieskamp, im 3. Satz durch eine Reihe von Spielerwechseln eine Änderung und Entlastung herbeizuführen durchaus verständlich – das nachrückende Personal allerdings der Belastung nicht gewachsen. Moers holt einen Punkt, hätte aber auch im Falle eines Sieges nicht besser abschneiden können, da Kiel sein letztes Spiel gewann. Baden verdient dem Abstieg entronnen – auch weil eine große Fangemeinde eisern zur Mannschaft hielt. Der Bus aus Baden und eine große deutsch-englische Schülergruppe vom VfL Rheinhausen und der Framwellgate Moor School aus Durham sorgten für einen Besucherrekord im Sportpark.
Die Protagonisten Ole und Christian nach dem letzten Spiel der Saison, von U16er Travis Schumann geehrt ...
Stimmen:
Hendrik Rieskamp: „Wir haben im Abschluss zu viele Fehler gemacht. Der Komplex Block/Abwehr stimmte nicht so recht, Baden hat häufiger clever zuende gespielt. Auch der Aufschlag war generell zu schwach. Es war einfach nicht genug heute – nicht unser Spiel. Baden hat verdient gewonnen.“
Martin Schattenberg: „Baden hat ein bisschen besser bei den Punktballsituationen agiert – sie haben auch Fehler gemacht, aber unter dem Strich war es besser. Wir haben diese Situationen nicht so gut genutzt. Stark war, dass wir uns im 4. Satz zurückgekämpft haben und nicht sang- und klanglos eingegangen sind. Leider haben wir uns dann – nach der Führung im Tiebreaker – nicht dafür belohnt. So ist das manchmal: Glück und Leid liegen ganz eng beisammen.“
Trainer Ercole Bartolone, TV Baden: „Das waren viele viele Emotionen, mir fehlen die Worte. Ich bin überglücklich, dass wir in der Liga geblieben sind. Alle Spieler waren super motiviert – ich kann nichts weiter sagen. Welches Element oder welcher Spieler den Ausschlag gegeben hat? Das kann ich jetzt einfach nicht sagen – nur soviel: es war il cuore, das Herz. Das ist auch wichtig im Volleyball.“
Das MSC Aufgebot: Veit Bils, Christian Gosmann, Jonas Hoppe, Oskar Klinger, David Seybering, Lukas Schattenberg, Thiemo Schnorr, Oliver Staab, Andreas Tins, Tom Weber, Daniel Wernitz, Nick Wolschendorf, Niklas Mülders, Trainer: Hendrik Rieskamp, Martin Schattenberg
Das Ergebnis: Moerser SC vs. TV Baden 2:3,25-22,22-17-25,33-31,18-20 in 28,29,24,39 und 21 Minuten (1.41 h), MVP Gold: Ole Seuberlich, MVP Silber: Christian Gosmann
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