Adler in Bitterfeld etwas gerupft, die BiWo´s entpuppen sich als starker Gegner
Nach gut zwei Stunden Schwerarbeit vor gut 250 Zuschauern können die Adler zwei Punkte aus Bitterfeld-Wolfen entführen – nach einem 1:2 Rückstand und einem drohenden Debakel. Nach der Krise in der Spielmitte war der Teilerfolg aber durchaus verdient – das Team zeigte sich mental stark, setzte sich mit seinen spielerischen Qualitäten durch und bleibt nun weiter im Spitzentrio der Liga.
Daniel Wernitz quält sich durch den Block ...
Trainer Hendrik Rieskamp nominierte zunächst Jonas Hoppe (Z), Oliver Staab (D), Lukas Schattenberg/Daniel Wernitz (AA), David Seybering/Oskar Klingner (MB) sowie Christian Gosmann (L).
Start okay
Nach Annahmeproblem und Mißverständnis das Team zunächst mit 1-3 zurück, aber nach dem ersten Spieldrittel nach guten Aufschlägen von Daniel Wernitz und Jonas Hoppe doch schon mit 8-5 in Führung. Das Team transportiert den 3-Punkte-Vorsprung bis zum Ende des 2. Drittels und kommt über 17-14 mit einem Seybering-Block zum 20-16. Dann punktet Wernitz souverän, Auszeit Bitterfeld-W und danach erledigt das MSC-Team die Restaufgaben: Seybering-Block, Schattenberg-Angriff und noch ein Aufschlagfehler von Bitterfeld.
Stark aufgeholt und stark nachgelassen ...
Der zweite Satz beginnt unglücklich: gleich zwei Annahmefehler, zwei eher zaghafte Angriffe, ein technischer Fehler und noch einmal die Annahme und nach dem 3-7 Rückstand „dunkt“ der sehr gute Bi-Wo Zuspieler Travis Hudson den Ball direkt zum 4-8 ins Moerser Feld. Bei 4-9 schickt Trainer Hendrik Rieskamp Thiemo Schnorr (Zuspiel) ins Rennen, bei 5-10 kommt Tom Weber für Lukas Schattenberg. Hudson stellt den Moerser Block vor erhebliche Probleme – „schießt“ das Zuspiel direkt von der Position zwei zur Position vier. Moers mit 6-11 hinten, bei 8-13 Auszeit vom MSC-Coach. Dann blockt Seybering nach langer Rallye zum 9-13, Moers nimmt den Kampf auf. Auszeit von Bi-Wo bei 11-14. Danach ein guter Moerser Block, ein Aufstellungsfehler der Gastgeber und ein erfolgreicher Angriff von Oliver Staab nach schnellem Überkopfzuspiel von Thiemo Schnorr. Einstand bei 14 und Auszeit von Bi-Wo bei 15-14 für Moers. Die Partie nimmt an Härte zu. Bei 16-18 kommt Andreas Tins, serviert viermal in Folge unangenehm zum 20-18 für Moers und ... der positive Ausgang des Satzes scheint greifbar. Bitterfeld mit Auszeit, noch 21-19 – dann aber fast ein kollektiver black out beim MSC Team: Angriff in den Block, Aufschlagfehler, noch zweimal in den Block, einmal gegen die Antenne und ein Bi-Wo-Konter nach prekärer Moerser Annahme. Der Satz ist weg. Direkt danach 10 Minutenpause: der Wolfener Spielmannszug rückt pfeifend und trommelnd ein ... und das MSC Team ist bedient und rauscht ab in die Kabine.
Daniel Wernitz hat aufgepasst ...
Abgefüllt und original verkorkt – in Bitterfeld-Wolfen!
Im 3. Durchgang wieder Jonas Hoppe am Ruder, Tom Weber macht für Lukas Schattenberg weiter. Bis 4-4 alles erträglich, dann der Moerser Einbruch: Moerser Aufstellungsfehler, Aufschlagfehler, Hudson „dunkt“ nach Basketball-Manier erneut brutal, zweimal wird Moers in der Annahme abgeschossen, Auszeit von Moers bei 7-12 und noch ein Abschuss in der Annahme und 7-13. Zwei Bitterfeld-Fehler zum 9-13, danach aber wieder Moers eher hilflos zum 9-16. Dazwischen flehentliche Gesten auf Moerser Seite: das Schiedsgericht mit zwei eher unkonventionellen Entscheidungen. Bitterfeld ungerührt, Hudson drückt noch einen Ball runter. Nick Wolschendorf kommt für Oliver Staab – nichts zu machen. Moers wehrt sich, kurz Maßarbeit von Wernitz zum 15-19, Auszeit Bitterfeld. Noch ein Hudson-Dunk zum15-20, Annahme und Angriff Moers schwächeln, noch ein Hudson-Aufschlaghammer ... und der MSC scheint nach dem 3. Satz abgemeldet.
Oskar Klingner fängt Travis Hudson ab ...
Die große Wende
Im 4. Satz startet das Team wie in Durchgang eins – aber Thiemo Schnorr im Zuspiel und Änderung in der Aufstellung. Moers führt schnell 3-0, wird bei 3-3 eingefangen. Bitterfeld nun mit „leichten“ Fehlern, eine zwischenzeitliche Auszeit bei 6-5 für Moers bewirkt nicht viel. Das MSC-Team kann sich nach dem ersten Drittel auf 8-6 absetzen – nach einer Super-Ballrettung von Lukas Schattenberg, der sich darüber freut, dass Wernitz daraus einen Punkt macht.
Der MSC scheint befreit, nun mit positiver Körpersprache, profitiert von einer Bi-Wo-Fehlerserie: von 8-6 bis 13-7 knallt Bitterfeld dreimal ins Aus. Noch ein Wernitz-Lob, Bitterfeld scheint von allen guten Geistern verlassen. Nach 20-12 Führung erledigen Oskar Klinger, David Seybering und Oliver Staab den „Rest“.
Im Tiebreaker gelingt nach einem Bitterfeld-Fehler das erste Break zum 4-2, nach 5-3 sorgt ein Seybering Spread-Block für das 6-3 und nach einem Wernitz-Shot werden bei 8-5 die Seiten gewechselt. Die „Adler“ nun wirklich im Steigflug: Wernitz mit Hinterfeldangriff, Bitterfeld bei 10-5 mit Auszeit, danach noch mit zwei Aufschlagfehlern, bei 14-9 für Moers noch mit einer Auszeit – gefolgt von einem Netzfehler.
Christian Gosmann freut sich über die goldene Medaille ... René Menzel über Silber
Fazit: Eine überaus unterhaltsame Partie mit Höhen und Tiefen. Die „Adler“ mit solidem Start, danach im Sinkflug, dann wieder mit ein wenig Aufwind und danach böse gerupft. Durchaus sehenswert, wie der gut aufgelegte Zuspieler Travis Sander das MSC-Team vorführte und fast machte was er wollte. Sehr schnelles Zuspiel, lange Schussbälle fast über die gesamte Netzbreite virtuos eingesetzt, harte Aufschläge, geistesgegenwärtiges Ausnutzen von guten ersten Pässen mit einigen „slam dunks“ – da verloren die Adler die Luft unter den Flügeln. Sehenswert aber auch die Stärke des MSC Teams, das spürte, wie die Kräfte bei Bitterfeld schwanden und nun selbst eiskalt und beherzt zugleich zugriff, weiter ackerte und sich verdient den Sieg sicherte. Die Zuschauer begeistert. Ein vorzüglicher Hallensprecher verpackte die Partie mit netten Kommentaren, sodass es am Ende eigentlich drei Gewinner gab: Gastherren und Gäste mit Punkten, das Publikum mit großartiger Unterhaltung.
Stimmen:
Bitterfeld Trainer Hans-Jürgen Kreft: „Am Ende haben bei uns die Kräfte nicht gereicht. Nach dem Debakel letzte Woche gegen Lindow war das heute eine Steigerung. Wir hatten vier Verletzte/Kranke, konnten kaum trainieren, zweimal Training vor diesem Spiel reichte nicht. Wir haben es nur stellenweise gut gemacht – die bessere Mannschaft hat heute gewonnen und hat auch verdient gewonnen.“
Zuspieler Travis Hudson (Wisconsin Oshkosh Team): „Wir sind eine Mannschaft mit Ups und Downs. Mit zunehmender Spieldauer haben wir Energie verloren, sind dann etwas auseinandergefallen. Ich hab´s dann nicht mehr so richtig geschafft sauber unter den Ball zu kommen, habe die Füße nicht immer in die richtige Richtung gebracht. Die guten Phasen müssen wir ausbauen, es reicht noch nicht.“
Die Trainer Hans-Jürgen Kreft und Hendrik Rieskamp bei der Analyse ...
MSC Trainer Hendrik Rieskamp: „Der Ablauf des 2. Satzes hat gezeigt, dass wir noch keine Spitzenmannschaft sind. Über die Schlussphase muss man sich ärgern. Im 3. Durchgang hat der Gastgeber alles getroffen. Umso stärker ist zu bewerten, dass wir an uns geglaubt haben, aggressiv aufgetreten sind und die Sache noch gedreht haben. Das ist eine gute Qualität. Auch dass wir konditionell durchgehalten haben ist bemerkenswert, die Fitness hat uns geholfen.“
Daniel Wernitz: „Im 1. Satz gut reingekommen, dann an Biss verloren. Wir sind dann noch gut zurückgekommen und dann fehlte es an der Abgeklärtheit. Es gab dann im weiteren Verlauf einige Schiedsrichterentscheidungen, die numerisch nicht so wichtig waren, uns aber schon psychisch etwas zugesetzt haben. Umso stärker bewerte ich unsere mentale Stärke im 4. Satz. Das war richtig gut, da haben wir den Daumen draufgelegt und Vollgas gegeben.“
Thiemo Schnorr: „Wir hatten es heute mit einem starken Gegner zu tun, starke Einzelspieler – wenn die ins Rollen kommen, bekommt jeder Schwierigkeiten. Wenn du dann einen Fehler zuviel machst, bist du geliefert. Am Ende haben wir es mit unserer guten Stimmung gedreht.“
MVP Christian Gosmann: „Wir haben gut angefangen, konnten das Niveau nicht ganz halten und haben dann im 3. Satz unter den guten Aufschlägen des Gegners gelitten. Die haben dann auch gut Block/Feldabwehr gespielt. Danach wurden wir dann in allen Elementen besser, haben uns mental gut präsentiert. Mit den 2 Punkten müssen wir zufrieden sein – nach dem 3. Satz haben wir gut dagegen gehalten und die Punkte dann auch verdient.“
Das MSC Aufgebot in Bitterfeld-Wolfen: Christian Gosmann, Jonas Hoppe, Oskar Klingner, Lukas Schattenberg, Thiemo Schnorr, David Seybering, Oliver Staab, Andreas Tins, Tom Weber, Daniel Wernitz, Nick Wolschendorf, Trainer: Hendrik Rieskamp, Scout: Sven Simon
Das Ergebnis: VC Bitterfeld-Wolfen vs. Moerser SC 2:3,20-25,25-22-16,18-25,9-15 in 27,29,26,24 und 14 Minuten. MVP Bi-Wo René Menzel, MVP Moers Christian Gosmann