EXTREM SCHWERE AUFGABEN BEI DEN OLYMPISCHEN QUALIFIKATIONSTURNIEREN
Wirklich schwere Aufgaben warten auf die deutschen Nationalmannschaften bei den bevorstehenden Qualifikationsturnieren für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Die Frauen müssen in dieser Woche in Ankara gegen die europäische Elite auflaufen, die Männer genießen in Berlin Heimrecht – auch gegen die europäische Elite.
Die Pools in Berlin und Ankara setzten sich nach der Europa-Rangliste zusammen, die Gastgeber Türkei und Deutschland wurden jeweils auf Position eins gesetzt, anschließend wurden die weiteren Teams in Zweierschritten auf die Gruppen verteilt. Gespielt wird zunächst in zwei Vierergruppen, anschließend folgen die Halbfinals und Finalspiele.
Ex-Adler Tim Broshog ist auch dabei - ebenso wie Tom Strohbach
Der Sieger des Turniers gewinnt das Rio-Ticket, der Zweit- und Drittplatzierte erhalten in Japan im Mai/Juni bei einem Achter-Turnier (vier Teilnehmer aus Asien, zwei aus Europa (Nr. 2 und Nr. 3 aus Berlin), ein Team aus Südamerika sowie eines aus Mittelamerika - NORCECA) eine zweite Qualifikationschance. In Tokio qualifizieren sich die drei Erstplatzierten sowie die beste asiatische Mannschaft für Rio. Bislang in Rio 2016 dabei: bei den Männern Gastgeber Brasilien sowie Argentinien, Italien und die USA. Bei den Frauen Gastgeber Brasilien sowie China und Serbien.
Die Gruppen und die Spielfolge in der Gruppenphase
Männer
Gruppe A: Deutschland, Polen, Serbien, Belgien
Gruppe B: Russland, Bulgarien, Frankreich, Finnland
Frauen
Gruppe A: Türkei, Deutschland, Niederlande, Kroatien
Gruppe B: Russland, Italien, Belgien, Polen
Schon ein flüchtiger Blick genügt: weder die deutschen Damen noch die Herren gehen einen leichten Weg. Die deutschen Damen mit Trainer Felix Koslowski spielten gestern gleich zum Turnierauftakt gegen Europa-Vizemeister Niederlande (Hart umkämpfter 3:2 Sieg!) - es folgen die Spiele gegen die Türkei und Kroatien. Bei den Männern spielt die Mannschaft von Bundestrainer Vital Heynen zunächst gegen Belgien (heute, 5.1.16), danach gegen Serbien (6.1.16) und nach einem Tag Pause gegen Polen (8.1.16).
Friedrichshafen´s Simon Tischer war schon zweimal dabei - in Beijing und in London ... und wünscht dem Team das Triple ...
Große Spekulationen über den Ausgang der Turniere verbieten sich – viele Teams im Damen- und Herrenbereich liegen eng beisammen. „Auf dem Papier“ zählen die deutschen Mannschaften derzeit mit Sicherheit nicht zu den größten Favoriten – aber die Fußballweisheit von Adi Preißler „Entscheidend is auffem Platz“ gilt auch im Volleyball. Wichtig wird sein, in welcher Konstellation und welcher Form die Spieler und die Teams in Berlin an den Start gehen.
Der deutsche Kader für Berlin
Zuspiel: Lukas Kampa (Radom/POL), Patrick Steuerwald (TSV Herrsching) Außenangriff: Christian Fromm, Denis Kaliberda (Perugia/ITA), Sebastian Schwarz (Danzig/POL), Tom Strohbach (TV Rottenburg) Mittelblock: Marcus Böhme (Lubin/POL), Tim Broshog (Maaseik/BEL), Philipp Collin (Tours/FRA) Diagonalangriff: Christian Dünnes (United Volleys RheinMain), Georg Grozer (Samsung Bluefangs/KOR), Simon Hirsch (Latina/ITA) Libero: Markus Steuerwald (Paris/FRA), Ferdinand Tille (TSV Herrsching)
Heimvorteil ?!
Bei der EM 2015 in Sofia (Deutschland bei den Herren nur Platz 9, bei den Damen Platz 5) spielte das Heimpublikum für die Heynen keine Rolle – da war nach taktischen Spielchen Gastgeber Bulgarien Wunschgegner. Jetzt in Berlin avanciert das Berliner Publikum zum Überlebens-Elixier. Heynen auf der DVV Homepage: „Wir müssen einen Heimvorteil haben, das haben wir gerade in Bulgarien gesehen, aber auch vor vier Jahren bei unserer Mannschaft in Berlin. Außerdem hilft uns die schlechte EM. Alle Spieler sagen, wir haben etwas gutzumachen.“ Die Spieler. Soviel zur etwas eigenwilligen Rethorik des Bundestrainers.
Details entscheiden
Finnland und Belgien scheinen keine ernsthaften Mitbewerber zu sein – alle anderen liegen dicht beisammen. „Kleinigkeiten“ werden entscheiden. Alle Teams haben eine extrem kurze Vorbereitung – die Spieler kommen „frisch“ aus ihren Clubs. Wichtige Fragen: Wer ist gesund, wer verletzt, wer extrem belastet (Grozer jr. in Korea!), wer ohne oder mit wenig (Broshog in Maaseik) Spielpraxis ... oder welches Team hat sogar besondere Probleme? Fest steht: Jochen Schöps wird dem deutschen Team fehlen.
Die Nr. 9 im deutschen Team soll es richten ...
Besondere Situation bei den Polen: zwei Weltmeister (Wlazly, Winiarski) werden nicht dabei sein – die fast schon sicher geglaubte Qualifikation beim World Cup wurde dem Weltmeister am letzten Tage entrissen. Da kommt in besonderer Weise die Psyche ins Spiel – ebenso wie beim Europameister Frankreich. Superstar Earvin G´Napeth hatte schwere Zeiten bei seinem Club in Modena: Unfall und wegen Fahrflucht angeklagt. Mal sehen, wie er psychisch aus dieser Nummer herauskommt ... und das französische Team insgesamt mit der Favoritenrolle (amtierender Europameister!) umgeht.
Treffen sich in Berlin sicher nicht: ehemalige Mannschaftskameraden in Belgorod Dmitriy Muserskiy und Georg Grozer jr. ...
Auch interessant zu sehen, wie sich die russische Nationalmannschaft schlagen wird. Kurz vor Weihnachten verabschiedete sich Ausnahmespieler Dmitriy Muserskiy aus „persönlichen und familiären Gründen“ vom Nationalteam – und wurde prompt von der russischen Verbandsführung als „Verräter“ gebrandmarkt. Ausgerechnet wegen Muserskiy hatte ja der erneut berufene Nationaltrainer Vladimir Alekno seine Mannschaft umgebaut: die 218 cm “Riese” aus Belgorod sollte aus der Mitte auf die Diagonale gehen – wie in der laufenden Saison schon im Club Belgorod geschehen – und wie in London im Finale gegen Brasilien.
Muserskiy weg - was nun, Trainer Alekno ... ?
Fast alles ist offen - nur eines lässt sich mit ziemlicher Sicherheit voraussagen: der heutige Gegner Belgien sollte kein Hindernis auf dem Weg nach Rio sein. Wer die Wege der deutschen Nationalmannschaften verfolgen will, kann dies über´s Free-TV (Sport1) im Livestream machen: sportdeutschland.tv bedient die Volleyballfans mit jeder Menge Volleyball live.
Weitere Informationen auf www.volleyball-verband.de