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Vom NRZ Lokalsportdesk - Red. Ryberg : Blick auf Vergangenheit und Zukunft

Günter Krivec geht mit Zuversicht ins neue Volleyball-Jahr. Und der 80-jährige Vorsitzende des Moerser SC, der seinen Posten bei der nächsten Jahresversammlung nach fast vier Jahrzehnten als Klub-Lokomotive abgeben will, denkt weiterhin „im großen Ganzen“, wie er selber sagt. Die am 15. Januar mit einem Heimspiel (16.00 Uhr, ENNI Sportpark) gegen den VC Freudenberg startende Aufstiegsrunde in die 3. Liga nimmt Krivec zum Anlass, seine umstrittene Rückzugsentscheidung beim MSC aus dem vergangenen Frühjahr, die 2. Bundesliga freiwillig zu verlassen, auf den Prüfstand zu stellen.

Rückzug richtig

„Ich bin immer noch davon überzeugt, dass der Rückzug richtig war“, bekräftigt Krivec. Und bemüht dazu eben „das große Ganze“: „Wir hatten eine erstliga-taugliche, aber aus Verletzungs- und beruflichen Gründen doch brüchige Mannschaft. Ohne Felix Orthmann, unseren wichtigsten, aber schwer verletzten Spieler, sowie weiteren Abgängen hätten wir das Team komplett umstellen müssen.“

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Weiter engagiert in der Jugendarbeit: Günter Krivec, auch Trainer, mit der wU14

Dazu wirkte natürlich auch die Gemengelage bei der VBL mit hinein. „Wir hatten uns eine erste Liga mit zwölf oder 14 Teams und mit Lizenz-Erleichterungen vorgestellt. Dass dann alles beim alten geblieben ist und derzeit vielleicht sieben konkurrenzfähige Teams in der Bundesliga spielen, hat uns doch schwer enttäuscht“, betont Günter Krivec: „In dieser Form findet Volleyball deutschland-weit kaum noch Beachtung. Gerade auch medial. Zumal die Nationalmannschaft ja zudem kaum Erfolge hat.“ Von einem Darts-Effekt wie kürzlich der Halbfinalstart von Gabriel Clemens bei der WM in London mit fast vier Millionen TV-Zuschauern sind die Volleyballer jedenfalls meilenweit entfernt.
Der Frust über die geschilderte Entwicklung und auch die spürbare Unlust, eine weitere eher kostspielige Personaleinkaufstour zu starten, führten dann zum Moerser Rückzug in die Viertklassigkeit. Mit Außenangreifer Lukas Schattenberg, der aufgrund seines Jobs in den Niederlanden allerdings oft nur eingeschränkt trainiert, sowie Libero Andre Illmer, der aktuell als Lehrer in Moers arbeitet, gingen zwei Zweitliga-Starter den neuen Weg mit. Auch Angreifer Luca Wagner und Mittelblocker Tim Ihde, die in der Zweiten Liga sporadisch zum Einsatz gekommen waren, blieben beim Team.

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vlnr Joshua Schumann, Timo Bernoth, Oliver Wachtel

Weiter mit Talenten

Ansonsten baut Cheftrainer Hendrik Rieskamp vor allem auf Talente. Im Zuspiel etwa auf Fabio Bertea und Oliver Wachtel. Mit Lukas Lübke und Yannick Kugel besitzt das Team zwei junge, schlagstarke Außenangreifer. „Die Mannschaft ist derzeit allerdings abhängig von der Spielstärke der erfahrenen Spieler“, betont Günter Krivec, „deshalb werden wir realistisch nur dann um den Aufstieg mitmischen können, wenn wirklich alle spielbereit, fit und motiviert sind.“

Dass die Essener Humann-Reserve auf Aufstiegsplatz eins schon sechs Punkte Vorsprung aufweist, gibt die Marschroute für die zweite Spielrunde vor. „Platz zwei, der uns dann zu einem Aufstiegsspiel gegen den Zweiten aus Regionalliga Niedersachsen berechtigt, ist noch machbar“, sagt Krivec. Die Karten würden natürlich neu gemischt, sollte Essen auf einen Aufstieg der Reserve aus Kostengründen verzichten. Was durchaus möglich ist.

Faktor Zeit

MSC-Chef Krivec setzt auch auf den Faktor Zeit. „Die Mannschaft wird sich im Laufe der Zeit sportlich entwickeln und besser werden. Sollte es bereits jetzt schon mit dem Aufstieg in die Dritte Liga klappen, würden wir ihn auch wagen, ohne allerdings dann externe Zugänge zu holen.“ Wobei wirtschaftlich kaum ein Unterschied zur Regionalliga entstehen würde.

Dabei plant Krivec personell erst einmal nicht mit Felix Orthmann. Der Zweitliga-Leistungsträger hat nach seinem Kreuzbandriss aus dem finalen Saisonmatch im April 2022 in Mondorf gerade erst wieder mit leichtem Training ohne große Belastung begonnen. Fraglich wäre auch, ob Lukas Schattenberg eine weitere Saison spielen möchte.

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Teilansicht ...

Eine Erkenntnis aus der Zurück-auf-Null-Strategie hebt übrigens Günter Krivec noch hervor: „Das Publikum hat uns nicht verlassen.“ Das Team könnte mit Siegen in der Aufstiegsrunde selber dafür sorgen, dass der Zuspruch auf der Tribüne des Enni-Sportparks wieder dauerhaft über 150 Interessenten liegt.

Das sind die MSC-Spieltermine
So spielt der MSC in der Aufstiegsrunde: 15. Januar, 16 Uhr: MSC - VC 73 Freudenberg; 21. Januar, 19 Uhr: TuS Iserlohn - MSC; 28. Januar, 19 Uhr: MSC - TVA Hürth; 4. Februar, 19 Uhr: Post SV Bielefeld - MSC; 11. Februar, 19.30 Uhr: VC Freudenberg - MSC; 18. Februar, 19 Uhr: MSC - TuS Iserlohn; 4. März, 19 Uhr: TVA Hürth - MSC; 19. März, 16 Uhr: MSC - Bielefeld.
In der Aufstiegsrundentabelle zur Dritten Liga, gebildet aus den besten vier Teams der Vorrundengruppen, sieht es so aus: Essen (16 Punkte) vor Hürth (12), Bielefeld (11), Freudenberg, Moers (je 10), Köln (6), Coesfeld (4) und Iserlohn (3).

Quelle: NRZ – Neue Rhein Zeitung/Neue Ruhr Zeitung – Redakteur Michael Ryberg