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21.12.20, Moers: NRZ Redakteur M. Ryberg im Gespräch mit  Trainer H. Rieskamp 

Hendrik Rieskamp tankt in seiner Heimat Kraft. Der Cheftrainer des Volleyball-Zweitligisten Moerser SC verbringt die Weihnachtstage bei seinen Eltern im Tecklenburger Land. Die Auszeit bis zum 4. Januar kommt dem 31-jährigen durchaus gelegen. „Wir haben viel trainiert, mussten uns in Corona-Zeiten auf die Gegebenheiten einstellen. Die Pause wird allen gut tun,“ versichert Rieskamp. Mit dem Trainingsbeginn am ersten Montag des neuen Jahres arbeitet der MSC auf das große Ziel hin: Rückkehr in die Bundesliga gut sechseinhalb Jahre nach dem freiwilligen Abstieg.

Acht Siege in Serie und Platz zwei sind aktuell in Liga 2 ein Brett. Mit nur neun von 12 Hinrundenspielen bleibt der Weg aber weit. „Die Bundesliga“, betont Cheftrainer Rieskamp, „ist bei uns intern noch kein Thema. Wir sind darauf fokussiert, dass die Mannschaft stetig bessere Leistungen abrufen kann.“

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Marvin Prolingheuer: im Angriff und im Block eine Macht ...

Diese Marschroute geht bislang auf. Die starke Partie beim 3:1 bei VC Bitterfeld-Wolfen zuletzt unterstreicht Rieskamps Strategie. Dabei sieht der Coach gerade „Bi-Wo“, wie die Truppe aus der Nähe von Leipzig gerne genannt wird, mit einer Reihe an überdurchschnittlich guten Spielern als großen Konkurrenten: „Bitterfeld kommt an das starke Niveau des CV Mitteldeutschland der vergangenen Jahre am ehesten heran. Bisher haben  die Bi-Wo´s aber ihre vorhandenen PS noch nicht auf die Straße bringen können.“

MSC-Chef Krivec will es sportlich schaffen

Daraus könnte man nun schlussfolgern, dass der Moerser SC tatsächlich gute Karten besitzt, den sportlichen Aufstieg zu packen. „Wenn wir das schaffen, machen wir auch Bundesliga“, so versichert MSC-Chef Günter Krivec. Selbst unter der Prämisse, dass die Voraussetzungen in Corona-Zeiten bei vielen Sponsoren nicht die allerbesten sind.

Als im vergangenen Sommer die Möglichkeit des Aufstiegs bestand, machten Krivec und der MSC trotz Interesse bei der VBL spät einen Rückzieher. „Der Kader war nicht so weit, Corona sorgte dazu für große Unsicherheiten,“ hebt der Trainer zurückblickend hervor.

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... ebenso wie Felix Orthmann

Der personelle Umbruch im Frühsommer war auf die Zweite Liga gemünzt. Und dies scheint angesichts von acht Siegen und nur einer 1:3 Niederlage zum Start beim TuS Mondorf zu fruchten.

Moerser SC fängt Verlust von David Seybering auf

Mit Marvin Prolingheuer und Felix Orthmann gewann der MSC zwei schlagstarke, in der Bundesliga erfahrenen Spieler hinzu. Beide haben bislang die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllt, mussten sich aber auch an die Gegebenheiten der Zweiten Liga erst etwas gewöhnen. Flache Hallen auswärts oder Pflichtspiele nach einer längeren Busreise sind im Oberhaus eher die Ausnahme.

Unter dem Strich steht bisher: Der Verlust von Mittelblocker David Seybering, der sich ja Bundesligist Grizzlys Giesen angeschlossen hat, ist mit Prolingheuer und Orthmann gut ausgeglichen worden.

Zur Erfahrung und Anriffsqualität gesellt sich im Moerser Team mit den beiden 18-jährigen Veit Bils und Lukas Salimi die Talent-Komponente. Blondschopf Bils zeigte in seinem ersten echten Zweitligajahr, wie wertvoll er sein kann. Gerade auch beim 3:1 in Bitterfeld, dem letzten Pflichtspiel des Jahres (2020). In der Saison 2019/20 hatte der Youngster zwar schon zum MSC-Kader gezählt, aber kein Spiel bestritten. Unter anderem wegen einer Schulteroperation.

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Große Harmonie zwischen Lukas Salimi und Veit Bils ...

Bils´ Kumpel Lukas Salimi, zu Saisonbeginn noch angeschlagen, war überzeugend zur Stelle, als Zuspieler Jonas Hoppe wegen einer Fußverletzung passen musste. Mit Salimi in der Startsechs gewann der MSC alle vier Partien, darunter gegen die Topteams Lindow-Gransee, Kiel und final in Bitterfeld.

Moerser Risiko hat sich gelohnt

„Es macht einen Trainer schon stolz, wenn sich zwei Nachwuchsspieler auf dem Feld so gut entwickeln“, hebt Hendrik Rieskamp hervor, „trotzdem stellt es natürlich immer auch Risiko dar, sich ganz auf junge Leute zu verlassen.“

Interessant dürfte zu beobachten sein, wie es auf der wichtigen Zuspieler-Position bei den Adlern weitergeht. Anfang Januar wird Jonas Hoppe seine Verletzung voll auskuriert haben und wieder angreifen. „Ich bin ja nun nicht der Typ, der immer nur auf dieselben sechs Spieler setzt. Dazu bin ich froh, dass ich zwei verschiedene Typen von Zuspielern habe. Jonas hat größere Qualitäten im Block und im Aufschlag, Lukas bringt den Spielwitz zur Geltung“, hebt Hendrik Rieskamp hervor. Der hofft natürlich darauf, dass sich beide Spieler im Training auch kitzeln, sich nach vorne entwickeln. Hoppe hat mit seinen 22 Jahren ebenso noch Potenzial wie Salimi.

MSC auf Platz zwei nach acht Siegen in Serie

Bis dahin war es ein Lernweg. „Beim 3:2 in Bocholt habe ich 50 eigene Fehler notiert – das sind zwei ganze Sätze, die dem Gegner geschenkt werden. Wir haben nach dem Braunschweig-Spiel am Angriff gearbeitet und es verbessert. Gegen Lindow war der Aufschlag nicht gut, die Annahme hat bisweilen nicht gehalten, wie im klar verlorenen dritten Satz zu sehen war. Der Fokus ging im Folgenden auf diesen Bereich, um sich auch hier zu festigen“, beschreibt Trainer Rieskamp grob seine Trainingssteuerung.

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Nach dem 8. Sieg in Folge vs Bitterfeld bedankt sich das Team per Livestream bei den Fans in Moers ...

Mit acht Siegen und Platz zwei hat sich der MSC für das neue Jahr gut positioniert. „Die Mannschaft muss nun zeigen, wohin die Reise wirklich geht“, sagt Rieskamp. Auch für den Trainer geht es um einiges. Im Januar oder im Februar wird über einen neuen Vertrag gesprochen, sicher auch über die Besetzung des neuen Kaders. Rieskamp: „Vor drei Jahren bin ich in Moers angetreten mit dem mittelfristigen Ziel Bundesliga. Ich kann mir die Bundesliga vorstellen – wenn der Verein so weit ist“. Vor einem halben Jahr war er es noch nicht. Vielleicht ist der MSC im Mai 2021 bereit.

Das sind die MSC-Rückrundentermine

So sieht die Moerser Rückrunde aus, wobei die ausgefallenen Heimpartien gegen Schüttorf und Mondorf noch nicht terminiert worden sind.

16. Januar, 20 Uhr: Baden – MSC; 23. Januar, 18 Uhr: MSC – Bocholt; 24. Januar, 16.00 Uhr: Frankfurt – MSC; 30. Januar, 20 Uhr: Essen – MSC; 7. Februar 16 Uhr: MSC – Warnemünde (Nachholspiel); 13. Februar, 19.00 Uhr: Neustrelitz – MSC; 21. Februar 16.00 Uhr: MSC – Warnemünde; 27. Februar, 18 Uhr: MSC – Neustrelitz (Nachholspiel), 13. März 18.00 Uhr: Lindow-Gransee – MSC; 20. März 19.30 Uhr: MSC – Braunschweig; 27. März 20 Uhr: Kiel – MSC; 11. April 16 Uhr: MSC – Bitterfeld-Wolfen; 24. April 19 Uhr: Schüttorf – MSC

Quelle: NRZ, Funke-Medien / NRZ Redakteur Michael Ryberg, 21.12.2020 - Moers