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MSC Herren 1 wollen spielen - viele andere auch

Die steigenden Fallzahlen (Corona) haben zu einem „Lockdown light“ ... und auch bei den Volleyballern zu erheblicher Verunsicherung geführt. Bundesweit und landesweit sind sämtliche Amateurbereiche für den Bereich Wettkämpfe (Spiele) gesperrt - es kann auch nicht trainiert werden, da Kommunen Sporthallen für den Trainingsbetrieb nicht freigeben.

Dabei ist der Profi-Bereich in den Ballsportarten von der Blockade ausgenommen. Hier hat es eine Lösung gegeben - in dem Zusammenwirken des DOSB (Ballsportarten), der VBL und den zuständigen Behörden des Bundes und der Länder in der Bundesrepublik. Gemeinsam erarbeitete Vorgaben müssen beachtet werden. Im Volleyball darf die erste und zweite Bundesliga spielen und trainieren - wenn auch mit gewissen - lokalen Einschränkungen. 

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Vor jedem Training in Moers: Fieber messen ...

In der 2. Bundesliga Nord sind bei den Herren bislang alle Spiele ordnungsgemäß nach den neuen Vorgaben abgewickelt worden: Hygienemaßnahmen in der Sporthalle beim Training und auch bei den Spielen. Vor den Spielen müssen die beteiligten Akteure einen Schnelltest über sich ergehen lassen. So wie am letzten Wochenende, als Moers in Braunschweig antreten musste. Team-Manager Hans-Peter Heisig hatte die Jungs - und Begleiter - am Morgen testen lassen. Heisig: „Wir folgen den Vorgaben, weil wir spielen wollen. Für den Doppelspieltag am kommenden Wochenende haben wir die schriftlichen Zusagen von Neustrelitz und Frankfurt.“

Damen spielen weiter !?

Im Damenbereich bei der 2. Bundesliga Nord hat es erste Spielausfälle bzw. Verlegungen gegeben. Die Gründe sind vielfältig: So melden Mannschaften, dass sie den Schnelltest nicht rechtzeitig haben durchführen können. Der VC Allbau Essen musste so auf ein Heimspiel gegen den VTF Hamburg verzichten - aus Hamburg kam 24 Stunden vor dem Spiel die Nachricht, dass man mangels vorhandener Tests nicht antreten könne. 

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Am Spieltag: Schnelltest für die Spieler ...

Eine Woche zuvor noch hatten die Essenerinnen einem Spiel in Berlin zugestimmt, obwohl die Gastgeberinnen vorab festgestellt hatten, dass sie  - auch mangels vorhandener Tests - nicht testen konnten.  Für Essens Geschäftsführer Michael Werzinger „unmöglich“. Werzinger: „Die Modalitäten und Bestellmöglichkeiten sind lange bekannt, wir halten uns daran - andere nicht. Reisebus , Hotel für einen Doppelspieltag waren in Berlin gebucht. Sollen wir,  die nicht Verursacher sind, dann anstatt einmal dann zweimal nach Berlin fahren!? Wir erwarten jetzt klaren Aussagen von der VBL. So kann es nicht weitergehen - wir machen uns nicht nur mit und bei der VBL unglaubwürdig - auch bei den Kommunen mit der Bereitstellung von Hallen wird es nicht gut ankommen, wenn der Ligaverband sich nicht durchsetzt.“

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Die Damen von Allbau Essen wollen spielen ...

Zuvor hatten sich die Stralsunder Wildcats schon mit „mulmigen Gefühlen“ geoutet: Antreten oder nicht? Da wurde im Zusammenhang mit der Partie bei Fortuna Bonn von einer „langen Reise in ein Risikogebiet“ gesprochen, man erörterte „semiprofessionelle Strukturen“ und sah sich argumentativ in der Klemme: „Auswärts spielen wir nicht, zu Hause spielen wir, aber dann wieder auswärts nicht.“ Vereinschef Täubrich hatte erkannt: „Der sportliche Wert nimmt ab. Mannschaften werden nicht vollständig antreten und Spiele werden ausfallen.“ 

„Im April argumentierte Stralsund für ein Weiterspielen, weil sie auf Platz 1 der Tabelle standen, jetzt argumentieren sie mit Moral für die Gesellschaft. Ich halte derzeit ein Volleyballfeld mit den getesteten Spielerinnen für einen der sichersten Orte in Deutschland!“ so VCA-Geschäftsführer Michael Werzinger. Übrigens: Werzinger kontrolliert beruflich täglich angeordnete positive Quarantäneanordnungen und kennt die CoronaSchVO seit Wochen zur Genüge.  

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Die Herren vom VV Humann sollen nicht ...

Herren mit Totalblockade !?

Allerdings gibt es mittlerweile bei den Herren auch erste Signale, die auf eine Verschleppung oder gar Beendigung des Spielbetriebs deuten. Auf der letzten VBL Videositzung plädierten nach letztem On-dit zwei Westvertreter und ein Team aus dem Norden für einen Saisonstopp. Erwähnenswert: alle drei sind Abstiegskandidaten. Auch in der Bundesliga Süd gibt es starke Bestrebungen, den Spielbetrieb abzubrechen. Hier gibt es teilweise absurde Begründungen: solange keine Tests in Altenheimen zur Verfügung stünden, könne man einen Sportbetrieb mit Tests moralisch nicht verantworten …

Ein Verein aus dem Westen (VV Humann Essen) forciert nun über eine Pressemitteilung eine Unterbrechung bzw. einen Abbruch der Saison. Als pauschale Begründung gibt es „Gesundheit“ und weiterführende philosophische Betrachtungen über „Verantwortung“ und „Vorbildfunktion“. Humann will von der Landesregierung seine Herrenmannschaft offiziell als Amateure einstufen lassen und mit diesem Argument die VBL aushebeln. Überdies hat man wohl bei der Stadt Essen über eine Hallenschließung  ein Trainingsverbot und Spielverbot - zunächst für ein Spiel - erreicht.

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Lockdown light mit Geisterspielen - wie hier in Braunschweig ...

Lage in Essen besonders brisant

Der Fall VV Humann Essen ist von absoluter Brisanz für ganz Volleyball Deutschland. Denn: die Damenmannschaft des VC Allbau Essen spielt auch in der Bundesliga Nord, hat bis jetzt alle Regularien mit einem enormen Kostenaufwand erfüllt … und muss nun fürchten, durch die Humann-Avancen bei der Stadt Essen seine Trainingszeiten - und damit auch die Spielmöglichkeiten - zu verlieren. 

Am Mittwoch spielte man in Essen mit einer Ausnahmegenehmigung  der Stadt gegen Skurios Borken. Borken hatte in der Vergangenheit wegen einer Corona-Quarantäne für zwei Wochen pausieren müssen, will aber auch weitermachen und folgt den Regularien. VCA-Geschäftsführer Werzinger am Spielabend: „Insbesondere die VBL und alle Zweitligisten haben über zig Jahre für die 2. Liga auf den Status der Profiliga beim BMI hingearbeitet und ihn bekommen. Wie und ob eine Spielerin bezahlt wird, ob von einem Sponsor, vom Verein oder ob sie reine Amateure sind, wie bei uns oder Humann ist für den Status der Liga egal. Wir sind Angehöriger einer Profiliga nach § 9 CoronaSchVO NRW und möchten und nach meinem Verständnis müssen wir, soweit wir Trainingsmöglichkeiten bekommen, weiterspielen.“ 

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Es wird viel telefoniert in diesen Tagen: Team Manager Hans-Peter Heisig ...

Werzinger weiter: „Alle Damen-NRW-Vereine der 2. Bundesliga haben nach unserer Kenntnis bereits die Ausnahmegenehmigung für Trainings- und Spielbetrieb vorliegen. Das Votum der Videokonferenz am Mittwoch war eindeutig. Für die Leute, die heute Abend hier in der Halle sind, ist das weiterhin der sicherste Platz in Essen: alle Spielerinnen getestet, alle Ordner desinfiziert und mit Maske auf Abstand, keine Zuschauer, nur zwei maskierte Photographen mit Teleobjektiv …!“

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Für Manager und Geschäftsführer (hier Michael Werzinger, Allbau) jede Menge Mehrarbeit und Belastung ...

Bleibt die Frage, ob die VBL den Spielbetrieb aufrecht erhalten will (oder kann) … oder sich den einzelnen Vereinen, die nun mit unterschiedlichsten Argumenten das Spiel in der 2. Bundesliga Nord und Süd torpedieren, beugen will. Dann steht zu befürchten, dass es nicht nur für die VBL sondern für den Volleyball in Deutschland zu einem massiven Prestigeverlust mit unabsehbaren Folgen kommen wird. 

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