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Annus horribilis oder: die wundersamen Trainerwechsel bei den 1. Herren

Stell Dir vor, es ist Saisonvorbereitung… und der Trainer steigt ohne Vorwarnung aus. Vor dem ersten Hallentraining im August, sechs Wochen vor Saisonstart. Klingt bekloppt? Ist der 1. Herrenmannschaft der Handballer aber genau so passiert. Und das ist nur die Pointe einer verzwickten Geschichte, die etliche Monde vorher ihren Anfang nahm…

Kurzer Exkurs in die Saison 2017/18, als das Elend seinen Anfang nahm: MSC-Urgestein Klaus Pannenbecker, damals als Trainer der 1. Herren in die Saison gestartet, erkrankte schwer und musste seinen Posten auf der Kommandobrücke mitten in der Hinrunde aufgeben.

Das Team verwaltete sich etliche Wochen lang selbst und gurkte mehr schlecht als recht am Tabellenende rum, ehe zum Start der Rückrunde mit Dietmar Beiersdorf ein mehr als adäquater Ersatz gefunden werden konnte. Unter seiner Leitung gelang eine erfolgreiche Rückserie mit positiver Punktebilanz. Nur: Sein Vertrag war von vorneherein bis Mai begrenzt, es wartete bereits ein Engagement beim Landesligisten Wuppertaler SV (klappte übrigens super, die spielen jetzt wieder Bezirksliga).

Die meisten Leistungsträger verließen aber dennoch das Team, es sollte sportlich weiterhin schwierig bleiben.

Was dann folgte, war ein großes, merkwürdiges Missverständnis. Im Juni 2018 übernahm Franco Drömer die 1. Herren. Und ja, der Start der Zusammenarbeit war gar nicht mal so schlecht, wie man es in Rückschau weganalysieren möchte. Der Mann redete das weitgehend talentfreie Team stark und peppte die Vorbereitung mit allerlei Gimmicks auf. Vorstand und Spieler waren einfach nur froh, nach einem unruhigen Jahr einem geregelten Trainingsbetrieb nachzugehen.

Doch alle Blendgranaten konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Fundament nicht stimmte. Spieler werden nun mal nicht durch bequatschen oder Handauflegen besser. Im Lauf der Hinrunde 2018/19 knirschte es immer wieder im taktischen Gebälk, die sportlich miese Bilanz von 2:16 Punkten hob die Stimmung nicht wirklich. Kurz vor Weihnachten hatten sich Trainer und Mannschaft endgültig auseinander gelebt. Es kam zur gütlichen Trennung im Schneeregen von Hiesfeld. Mit anschließendem Teambuilding am Glühweinstand.

In den folgenden Wochen rückte die Mannschaft enger zusammen und bewies ein hohes Maß an Integrität. Die Spieler fanden plötzlich wieder die Zeit für die Trainingseinheiten und der 42:22-Kantersieg (unter Selbstverwaltung) gegen die Tabellennachbarn aus Rheinberg überzeugten letztendlich Henning Weber, die vakante Chefposition zu übernehmen.

Sportlich lief es in der Rückrunde, rein von den Zahlen her betrachtet, nicht wirklich besser. Doch im Februar/März 2019 lieferten die Jungs qualitativ durchaus annehmbare Spiele ab, das Team bewegte sich in die richtige Richtung. Am Ende der Saison gingen dann merklich Luft und Lust aus, aber das war aufgrund eines eingemeißelten vorletzten Tabellenplatzes verschmerzbar.

Und der Trainer? Hatte lange überlegt, ob er den Vertrag verlängern und mit uns in die neue, aktuelle Saison gehen sollte. Entschied sich dafür, Hand drauf. Erarbeitete einen Vorbereitungsplan, Spielzüge, das ganze Gewese. Kommt dann nach seinem Urlaub Anfang August in die Halle und steigt aus Motivationsgründen aus. Ein weiterer Schlag ins Kontor.

Doch dieses Mal zuckte das Team nur kurz mit dem Schließmuskel. Keine Panik, keine Hektik. Die letzten zwei Spielzeiten haben uns gezeigt, dass wir jede Situation auffangen können, wenn wir nur zusammen halten. Das aktuelle Team hat zwar begrenztes Talent, aber riesigen Charakter.

Und für den sportlichen Part haben wir tatsächlich kurzfristig einen gestandenen Trainer verpflichten können. Dieter Lengkeit war schon im letzten Sommer Wunschkandidat, gab Mitte August nun glücklicherweise seine Zusage. Ein Pädagoge, kein Lautsprecher. Ihm wird es hoffentlich gelingen, uns nach diesen hektischen Jahren in ruhigere Fahrwasser zu steuern.

Nach vier Trainern in zwei Jahren und dem konsequenten tabellarischen Niedergang, immerhin ohne Abstieg, hätten wir es einfach mal verdient, uns ganz auf den sportlichen Teil unseres Hobbys zu konzentrieren und die Leistungskurve nach oben zu schrauben. Ohne Störgeräusche, Schaumschla(e)ger und ständige Improvisation.

Allen Trainern, die in den letzten Monaten gekommen und wieder gegangen sind, wünschen wir dennoch allen erdenklichen Erfolg in der Zukunft. Mögen sie gesund bleiben. Mögen sie endlich auch mal in der Landesliga ihre Qualitäten zeigen. Mögen sie ein Team finden, mit dem die Chemie stimmt. Mögen sie ihre Motivation wieder finden, weil sie noch viel zu geben haben.

Text: salz

Screenshot: sis-handball.de