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Im 4. Satz schon fast die Hände am „Pott“, aber ...

In einem packenden Pokalfinale zwischen dem Moerser SC und dem VV Humann Essen  kamen die fast 300 zahlenden Zuschauer im ENNI Sportpark voll auf ihre Kosten: im 4. Durchgang schon fast „durch“, musste die Mannschaft von Trainer Martin Schattenberg den Satz dann doch noch abgeben ... und schaffte es nicht, im Tiebreaker über die Enttäuschung vom 4. Satz hinwegzukommen.

Schattenberg´s Startformation wie zuletzt in Berlin mit Jonas Hoppe im Zuspiel, Lenard Exner auf der Diagonalen, in der Annahme Lukas Schattenberg/Daniel Wernitz und in der Mitte David Seybering mit Oskar Klingner. Erstmals zwei Liberos im Aufgebot: Philipp Scheiffarth und Moritz Müller.

Der erste Satz von Beginn an auf ganz hohem Niveau. Beide Teams mit höchster Motivation – welche auch die Zuschauer spüren. Bis 8-8 komplett ausgeglichen, beide Teams bekommen ihre sideouts „durch“. Mit einem Topspin-Aufschlag sorgt Wernitz für das 10-9, Lukas Schattenberg besorgt das Mini-Break zum 11-9, das 12-9 kommt mit einem Wernitz-Ass ... und Humann beantragt eine Auszeit. Schattenberg „staubt“ nach einem weiteren Wernitz-Aufschlaghammer zum 14-9 ab ... und der MSC scheint auf der Siegerstraße zu sein. Über 16-10 geht es zum 17-13. Dann die Moerser Annahme nicht optimal und die Angriffe nicht zwingend. Bei 21-20 kommt Henning Hogenacker für Wernitz. Bei 24-25 Humann mit dem ersten Satzball, bei 25-25 kommt Wernitz zurück – und Schattenberg kann zweimal in Folge zum Satzgewinn punkten. Gerade noch die Kurve gekriegt – nach einem 5-Punkte-Vorsprung im letzten Drittel.

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Moritz Müller - stark "beschäftigt" im ENNI Sportpark ...

Der zweite Durchgang erneut extrem knapp. Nach 3-3 Humann zunächst mit kleinen Vorteilen: guter Block, Aufschlag Ass und ein Moerser Annahmeproblem sorgen für einen 5-8 Vorsprung für die Gäste. Nach 9-10 jedoch wieder Einstand nach einem weiteren Topspin Aufschlag von Wernitz. Bis 12-13 noch einigermaßen auf Augenhöhe, dann aber nach einer weiteren schwachen Annahme Auszeit von Trainer Schattenberg bei13-16.  Essen kontert weiter, zieht auf 14-19 davon. Chris Schäperklaus kommt noch bei 17-22 für Lenard Exner, führt sich gut (Punkt!) ein – kann aber den Satzverlust nicht abwenden.

Wieder in die Verlängerung ...

Schäperklaus bleibt – punktet nach langer Rallye zum 1-0. Ganz enge Punktstände bis zur 10-8 Führung von Moers. Dann kriselt es zweimal in der Annahme, Trainer Schattenberg nimmt bei 10-12 die erste Auszeit – die zweite folgt bei 17-19. Wieder ein Annahmeproblem zum 17-20, Lenard Exner kommt zurück. Moers mit neuem Mut, Auszeit von Essen bei 18-21. Neuer Druck von Moers: Schattenberg zum 20-22, nach einer Mega-Rallye punktet Wernitz zum 22-23, ein Seybering-Aufschlagfehler zum 22-24 ... aber ein Exner-Punkt sorgt für  das 23-24 und ein Monsterblock von Klingner/Hogenacker sorgt für den Einstand. Die Teams bringen weiter ihre Sideouts durch. Moers punktet nach einer Monster-Rallye zum 27-27. Es folge ein Jonas Hoppe Block zur 28-27 Führung und Lukas Schattenberg kann den Satz für Moers beenden.

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Lukas Schattenberg findet die Lücke ...

Selten hat man so lebhafte und engagierte Zuschauer im ENNI Sportpark gesehen – das, was man zu sehen bekommt gefällt. Meint auch „Ersatzhallensprecher“ Eric Moser, der das Publikum zusätzlich animiert – auch die Essener Fans.

Das Drama geht weiter ...

Und das Drama geht im 4. Satz weiter. 2-0 Führung für Moers – nach dem Motto: den Ball laufen lassen bis die Situation günstig ist. Schattenberg zweimal zaghaft über die Position vier, dann mit einem Hammer zur 3-0 Führung. Moers nun vorne: Wernitz „shottet“ zum 5-2, ein Klingner/Schattenberg Block sorgt für die 10-6 Führung. Essen wechselt seinen Diagonalspieler Jan Holthausen gegen Leo Große-Westermann. Moers unberührt – weiter über 12-8, 17-13 (zweimal Henning Hogenacker mit Erfolg!)  und 19-15 zur 21-16 Führung. Der Pokal glänzt silbern vor sich hin – und vielleicht hat der eine oder andere MSC-Spieler sich ein wenig blenden lassen. 

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Daniel Wernitz hämmert den Ball extrem diagonal ...

Essen hartnäckig mit einer aufopferungsvollen Abwehr und weiter mit guten Gegenangriffen. Bei 21-19 beantragt Trainer Schattenberg eine Auszeit. Bei 21-21 ist es dann geschehen. Essen jetzt nach Mega-Rallye mit 22-23 vorne, eine schwache Annahme bringt den Ausgleich. Nach einem Aufschlag-Hammer von Schattenberg kann Wernitz am Netz „abstauben“: 1. Satz- und Spielball. Bei 25-24 der 2. Spielball für das MSC-Team – durch Aufschlagfehler vergeben. Dann 25-26 nach technischem Fehler und Essen punktet zum Satzverlust für den MSC. Ein Schlag ins Kontor ... nach so starken Phasen im Moerser Spiel und so dicht vor dem Ziel.

Früher Rückstand, psychisch angeschlagen ...

Im Tiebreaker eine frühe Führung  für Essen, Auszeit bei 1-4. Bei 2-6 Lukas Schattenberg kurz raus, Henning Hogenacker rein. Große-Westermann locht ein zum 3-7 ... und bei 3-8 werden die Seiten gewechselt. Hogenacker verkürzt noch auf 4-8, ein sehr glücklicher Essener Mittelangriff (Ball fast verfehlt, mit den Fingerspitzen „reingestreichelt“) bringt Essen die 4-9 Führung. Nichts geht mehr ... Andreas Tins kommt noch für den Aufschlag, Daniel Seybering „verfliegt“ sich in der Mitte, ein weiterer Moerser Angriff in den Block und 5-13. Chris Schäperklaus kommt noch kurz für Lennart Exner ...

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Oskar Klingner setzt sich in der Mitte durch ...

Essen jubelt im Hopskreis, die Adler lassen die Flügel hängen ... und WVV Präsident Hubert Martens überreicht Urkunden und Pokal.

Fazit: Wie erwartet eine enge Auseinandersetzung – mit drei Sätzen, die erst in der Verlängerung entschieden wurden. Ein echtes Derby. Über lange Strecken mit großem Einsatz auf hohem Niveau. Gute Abwehr und Angriffsleistungen bei beiden Teams – Essen dabei mit kleinen Vorteilen in kritischen Situationen. Rasante Szenen – jede Menge langer Rallies dabei. Schöne Varianten - Daniel Wernitz dominiert: harte Angriffe und zwischendurch ein Shot, beim Aufschlag eine ähnliche Härte und als Variante einen „überdrehten immer kürzer werdenden Topspin“  vor die Füße des Gegners. Lukas Schattenberg mit der bekannten Wucht im Angriff, Trainer Schattenberg bei den Spielerwechseln mit „Händchen“. Nach dem frühen Rückstand ist der deutliche Tiebreaker eher ein Kapitel aus der Psychologie ... im 4. Satz ganz dicht vor dem Ziel und dann doch gescheitert. Daran haben nicht nur junge Mannschaften zu knabbern ... 

Stimmen:

Jens Bräkling, Trainer VV Humann Essen: „Ein superintensives Spiel von zwei relativ jungen Teams. Es ging wirklich rauf und runter – Moers im 4. Satz eigentlich durch. Ich habe mich natürlich für meine Mannschaft gefreut, dass sie von hinten raus noch zurück gekommen ist.“

Jan Holthausen, Diagonalspieler VV Humann Essen: „Ich war über die starke Abwehr von Moers überrascht – haben sie wirklich gut gemacht. Wir haben versucht unseren Aufschlag streng nach Traineranweisung zu platzieren, ich glaube das hat unter dem Strich gewirkt. Ja, der 4. Satz, da waren wir fast weg – ich glaube Moers hatte Angst vor  dem Sieg ☺

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Lukas Schattenberg musste mit der Urkunde (Alba überreicht im Auftrag von WVV Präsident Hubert Martens, Malene wartet auf die "Humänner") zufrieden sein ...

MSC Trainer Martin Schattenberg: „Wir haben das Spiel im 4. Satz abgegeben und uns davon nicht mehr erholt. Da fehlte dann das Vertrauen – ein kleines Drama. Es war ja unglaublich eng – aber letztendlich haben wir einige wenige Bälle vergeben, die Humann so nicht vergeben würde. Die Qualität war vor allem im ersten Satz wirklich hoch – eine Superleistung des Teams. Es fehlte noch ein wenig die Konstanz ...“

Daniel Wernitz, Annahme/Außen beim MSC : „Wir durften uns die Führung im 4. Satz nicht mehr nehmen lassen, die Stimmung war auf unserer Seite, das Publikum war dabei, wir hatten den flow. Wir hätten gewarnt sein müssen – im ersten Satz war es ja so ähnlich, da haben wir es gerade noch geschafft. Unter dem Strich Essen eine Spur mehr Routine, in der Annahme etwas stabiler. Der 5. Satz war „Psycho“ – ansonsten war das ein geiles Spiel von uns.“

Das MSC Aufgebot: Lenard Exner,Henning Hogenacker, Jonas Hoppe, Oskar Klingner, Niklas Kotte, Moritz Müller, David Seybering, Lukas Schattenberg, Chris Schäperklaus, Philippe Scheiffarth, Andreas Tins, Daniel Wernitz, Trainer: Martin Schattenberg, Co-Trainer: Christian Schmidt

Das Ergebnis: Moerser SC vs VV Humann Essen   2:3,27-25,19-25,29-27,25-27,6-15

Weitere Eindrücke vom Spiel demnächst in der Photogalerie